05.02.2010 Freitag

Valladolid gefällt mir. Das Hotel ist Spitze (fehlt nur eine Bar und besseres WLAN), recht ruhig und gleich vor der Tür eine hübsche Kleinstadt mit sprudelndem Leben und guter Atmosphäre. Gleich um die Ecke ein Cafe, in dem ich stundenlang sitzen könnte ohne mich zu langweilen. Eine Tasse Kaffee, hin und wieder ein Stück Kuchen, dann direkt beim Eingang sitzen, den ab und zu hereinwehenden kühlen Lufthauch genießen und das vorbeiströmende Leben beobachten.
Deshalb hab ich einen Tag verlängert, auch um meinem madenweißen Körper am Pool etwas in der Sonne zu räkeln.

Mercado Municipal

Nach dem Frühstück bei Squimoz zieht es mich zuerst wieder auf die Pirsch durch die Stadt, denn es gibt noch viel zu sehen. Zuerst geht es mich zum Markt.

Er ist an der Ecke von Calle 37 und Calle 32. Es ist ein einfaches System um sich zurecht zu finden. Bei geraden Straßennummern verläuft die Straße in Süd-Nord Richtung, bei ungeraden in Ost-West Richtung. So weiß man bei der Stadtbesichtigung wieviel Blocks die Füße noch abzutrappel haben und in welche Richtung.
Die Markthallle ist ziemlich groß, trotzdem haben nicht alle Stände in ihr Platz. Innen gliedert sie sich relativ klar in einzelne Sortimentsbereiche. Im „Gemischtwarenbereich“ werden auf der einen Seite Taschen, Haarspangen, Tücher etc. verkauft, auf der anderen Seite Gewürze, irgendwelche Kerne und Nüsse, sowie fertige Soßen (dunkelbraun bis schwarz, hatte das auch schon auf dem Teller, trifft aber nicht meinen Geschmack) verkauft.

Stände vor der Halle
Die Obst und Gemüse Abteilung
Gemischtwaren
Fleisch, gibt mehrere solcher Reihen
Kundin in traditioneller Kleidung
Von Kopf bis Fuß
Übliches Transportmittel
Auch als Taxi
Auch seelische Bedürfnisse werden abgedeckt
Werkstatt für Autoelektrik
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Der Markt liegt im Außenbereich und dort ist dann auch das produzierende, bzw. reparierende Gewerbe.

Yucatan ist nicht nur Mayaland mit unzähligen archäologischen Stätten, sondern auch das Land der Cenoten. Keine Ahnung was es von beiden mehr gibt, aber eine Cenote muß man unbedingt ansehen und da sie eh grad vor den Füßen liegt, nichts wie hin. Das Gelände auf dem sie liegt gehört einer Maya-Kooperative, ist sehr gepflegt und hat neben der Cenote auch noch ein wunderschönes, riesiges Restaurant zu bieten. Die Preise sind allerdings „gehoben“, der Eintritt zur Cenote mit 15 Peso aber moderat.

Restaurant und Eingang zur Cenote
Großer Teich
Liegt ganzschön weit unten
Es darf gebadet werden
Durstige Wurzel
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Von Markt und Cenote ging dann der Fußweg quer durch die Stadt zum Tempolo de San Bernhardino & Convento de Sisal. Deshalb nehm ich euch jetzt mit Bildern auf diesen Weg durch Valladolid mit.

Strasse am Ausgangspunkt
Typisches strassenbild im Außenbezirk
Baulücke oder Hinterhof
Freileitungsbau
Gut besuchte Schuldenfalle
Übergang von Innen- zu Außenstadt
Mal mit etwas Verkehr
Hier geht’s etwas ruhiger zu
Grad um’s Eck vom Hotel
Kleiner Park am Rand der Innenstadt
Verkehrsberuhigte Zone
Da werden alte Erinnerungen wieder wach – nicht an die Frau 😉
Tempolo de San Bernhardino & Convento de Sisal
Überdachte Cenote im Garten des Convents
Innenhof
Tempolo Innen
Gehobene Wohngegend gegenüber
Feuchter Heimweg
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Die dunklen Wolken über dem Convent können ihr Wasser nicht halten und ergiessen sich während der Besichtigung. Zum Glück war ich da ja unter Dach. Auf dem Rückweg zum Hotel nieselte es zwar nur noch, aber der Tag sollte sich nicht mehr erholen. Es blieb dunkel und ständig kam Feuchtigkeit von oben. Der Nachmittag am Pool fiel deshalb buchstäblich ins Wasser.

06.02.2010 Samstag

Heute bin ich nicht der frühe Vogel. Deshalb wird schweren Herzenz das Frühstüch bei Squimoz gestrichen und mein umherliegendes Gerödel wieder in den entsprechenden Transportbehältern verstaut. Natürlich versuch ich das Packschema weiter zu optimieren, damit ich zukünftig nur noch eine Kiste mit auf das Hotelzimmer schleifen muß.
Um 10 Uhr bin ich startbereit und mach mich auf den Weg, den Weg zu suchen. Ist im ersten Moment garnicht so einfach, aber dann klappt es am Ortsrand von Valladolid mit der Beschilderung ja doch noch. Ich will zum Meer. Falls ich dort ein gemütliches Plätzchen finden sollte, ein paar Urlaubstage OHNE Fussmärsche machen, falls nicht, weiter bis Merida. Dort sind Fussmärsche dann wieder kaum zu vermeiden.
Es geht durch richtig triste „Städte“. Die Wegfindung ist kein Problem mehr, denn es geht immer geradeaus durch. Landschaftlich ändert sich nur insofern etwas, indem der Wald zunehmend in niedrigere Sträucher übergeht und zwischendurch auch mal so etwas wie Landwirtschaft sichtbar wird. Unglaublich magere Kühe stehen ab und zu mal auf einer ebenso mageren Weide.

Da sich Izamal auf der Karte von den anderen durchfahrenen Orten nur durch drei rote Punkte unterscheidet (Sito Arqueologico), erwarte ich dort außer einer Fahrtrichtungsänderung nichts besonderes.
Es täuscht. Izamal ist eine richtig schöne Stadt, ganz in ockergelb getaucht mit einer riesigen Kirche und Kloster.

Als ich auf der Plaza gerade dabei bin mich für die nun notwendige Wanderung zu rüsten, frägt mich eine amerikanische Familie, ob ich wüßte wie man aus dieser Stadt wieder raus kommt. Noch wundere ich mich über diese Frage und mach mich erstmal auf den Weg.

Aufgang zu Kirche & Kloster
Wandelgänge
In neuem Glanz
Da gab’s noch nie Farbe
Vor der Kirche
Plazza – Kutschen statt Taxis

Irgend etwas Größeres muß bevorstehen. Denn an mehreren Ecken der Kirche und auch im Innenbereich des Klosters sind die Maler noch voll zugange.

Nach dem Stadtbummel merk ich schnell wie berechtigt die Frage der Amerikaner war. Ich find zwar den Weg zur Tankstelle die ich beim Rundgang in einer Seitenstrasse erspäht hab, nach mehreren Irrfahrten um das Stadtzentrum herum – das Einbahnstrassensystem bringt einen da unweigerlich immer wieder hin – auch mal den Weg nach Merida, aber nicht nach Temax bzw. Dizlam Gonzales.
Jetzt leistet mir das von meinem Schätzchen geschenkte Universalgerätle mit seinem elektronischem Kompass wertvolle Unterstützung. Kurz die Himmelsrichtung gepeilt in der ich aus der Stadt muß und gnadenlos drauf zu gehalten. Klappt – fast, nur an einer Kreuzung bieg ich zu spät ab, aber der Weg aus der Stadt ist gefunden. Mir ist zwar klar das ich jetzt eine Umweg von 12 km fahren muß, aber nochmal zurück und das Ganze von vorn ? Nein.
In Dizlam de Bravo komm ich ans Meer. Ein ganz verschlafen Ort, mit Hotel und Restaurant, aber nur rudimentärem Strand, dafür Fischerboote so weit das Auge reicht.

Fangflotte

Nicht das was ich so zum Relaxen im Kopf hab. Auch wenn der kühle Wind und die angenehme Temperatur von 28 Grad verlocken.
Die Straße am Meer lang führt durch weitere verschlafene Nester, links und rechts sind Lagunen in denen sich Reiher, Pelikane, Flamingos und sonstige Wasservögel tummeln. Der Geländestreifen zum Strand ist zumeist eingezäunt und überall mit Schildern „Privado, Prohibida“ geschmückt. Nur ab und zu ist freier Zugang möglich.

Flamingos in der Lagune
Strand mit wenig Sand und viel Tang

So ca. 25 km vor Progresso ändert sich das Bild. Es beginnt die Playa de Coco, mit Palmen und einer Bebauung die an Cancuns Zone Hotelera erinnert. Zwar kleinere Bauten und kaum Hotels, aber mit einer Aneinanderreihung von wildesten Architekturträumen für Reiche. Erst recht keine Gegend für mich, deshalb weiter bis Merida.
Das im Lonely Planet ausgeguckte Hotel zu finden dauert etwas länger, denn trotz des auch hier gebräuchlichen Systems wie in Valladolid, gibt es so ein paar kleine, aber hinterhältige Abweichungen.

Das Hotel enttäuscht total. Kostet fast so viel wie in Valladolid, aber von perfekt englischsprachigem Besitzer keine Spur, von „Breakfast, Bed & Coffee“ nur Bed, den Rest muß man sich in der „voll ausgestatteten“ Küche – ich würd eher Rumpelkammer dazu sagen – aus selbst mitgebrachten auch selber machen und einen Internetzugang gibt es auch nicht. Das Zimmer, na ja, ich werd Valladolid noch lange vermissen. Aber auch mein Packschema ist verbesserungswürdig, denn ich muß nach zweimal zum Mopped um alles aus der anderen Box zu holen was ich brauch.

Am Abend gleich in’s Centro, recht gut für eine Millionenstadt und eine tolle Atmosphäre auf der Plazza.

07.02.2010 Sonntag

Geweckt werd ich durch das laute Geplapper im Innenhof des Hotels.

Hotel Innenhof

Es sind drei Päarchen älterer Amis. Denen lauf ich dann unausweichlich in die Arme und damit ist eine längere Gesprächsrunde eröffnet. Sie gehören auch zu der Gruppe der „HalbjahresWinterFlüchtlinge“. Ich habe teilweise rechte Mühe ihren Slang zu verstehen, aber ich merke mein Englisch wird immer besser. Nur, dafür wollte ich eigentlich nicht nach Mexico. Aber ich bekomme von ihnen einen Kaffee angeboten und das rettet den Einstieg in den Tag.

Dann mach ich meinen Bericht fertig und bin stolz mal zeitnah dran zu sein, nur muß das Ganze ja noch in’s Internet. An der Rezeption frag ich nach ob das Hotel einen Internetzugang hat. Manjana, aber ich soll zur Plazza, da ist freies WLAN. Am Mittag mach ich mich auf. Schon auf den Weg dorthin tanzt der Bär. Es sind zwar nichtmal die Hälfte der Läden auf, trotzdem herrscht ein reger Einkaufstrubel.

Auf der Plazza selbst ist die Hölle los. Die Strassen ringsrum sind für den Verkehr gesperrt, Futter- und Einkaufsbuden auf den Strassen aufgebaut und auch auf der Plazza die üblichen Stände mit Klamotten, Kunsthandwerk, Schmuck etc.

Den Einkaufstrubel auf’s Bild zu bannen, ist leider nur mittelprächtig gelungen
Buden auf allen Seiten
Die Angebote stoßen auf Interesse
Küchen für mexikanische FastFood-Spezialitäten
Reichlich Leut’s
Alles Hochzeitskutschen ?

Auf einer Seite der Plazza findet eine kostenlose Veranstaltung statt. Aufgeführt werden Tänze in den dazu passenden Kostümen und dann treten noch diverse Musikgruppen auf.

Flamenco
Rumba
Tango
Salsa
Sie lassen die Finger tanzen

Kostenlosen Internetzugang gibt es auf der Plazza tatsächlich, teilweise sind neben den Bänken sogar Steckdosen für die Netzteile der Schlepptops. Von diesem Angebot wird reichlich Gebrauch gemacht. So auch von mir.

Ob das einer deutschen Stadtverwaltung einfallen würde ?
Das Angebot wird genutzt

Während um mich der Bär tanzt, les ich mit Livemusikuntermalung die erhaltenen mails, lad meinen Text hoch und füge die Bilder ein. Die Upload-Geschwindigkeit ist allerdings recht gering, ich brauch daher reichlich Zeit und irgendwann macht meine Batterie schlapp. Das Netzteil liegt im Hotel. Also noch etwas über und um die Plazza schlendern, diese unvergleichlich Stimmung geniesen und noch etwas bei der Livemusik zusehen.

Soundcheck
Equipmentbus der Gruppe „Los Mendez“

Inzwischen macht nämlich auf der Hauptbühne die Vorgruppe von Los Menedez den Soundcheck und spielt dazu immer wieder ein paar Stücke. Leider hat es der Typ am Mischpult – wie so viele von ihnen die ich schon bei Concerten erlebt hab – total an den Ohren. Der Bass erschlägt den Rest der Musik, die Musiker auf der Bühne beschweren sich, aber dem Mixer ist es egal. Ich mach mich auf den Weg zum Hotel um das Netzteil zu holen. Als ich zur Plazza zurück komm ist das Konzert der Vorgruppe in vollem Gange.

Vorgruppe in Aktion

Die Musik und die zwei Hüpfdohlen kommen beim Publikum gut an. Der Bass erschlägt immer noch alles.

Ich häng mein Netbook an das Netzteil und beschäftige mich damit die Bilder in den Text zu bekommen. Es ist eine mühsame Geschichte, denn die Uploadgeschwindigkeit bricht zusehends zusammen. Als ich dann fast 10 Minuten brauch um ein Bild in die Webseite einzufügen, geb ich auf und geh essen. Zu den Taccos werden zwei Soßen, eine scharfe Chili- und eine Limonensoße, und eine Schale mit „Salat“ aus ganz klein geschnittene Zwiebeln, Radieschen und Paprika gereicht. Ich garniere den ersten Tacco mit Chilisoße und der Hälfte des Salats. Schmeckt wunderbar. Beim Zweite wird die Chilisoße durch die Limonensoße ersetz und der Rest des Salats kommt drauf. Auch wieder wunderbar, bis ich im Salat auf etwas beiße das mir fast die Luft ab stellt. Ich bin ja an Schärfe einiges gewöhnt, aber das war zu viel. Heftig nach Luft ringend kämpf ich um’s Überleben. Es dauert eine ganze Weile bis sich die Zunge wieder einigermaßen erholt hat und mit Hilfe des Rests vom Bier schaff ich es schließlich weiter zu essen.

Als ich wieder zur Plazza zurück komm ist die Show von „Les Mendez“ in vollem Gange. Eine 12 Mann Gruppe mit Bläsersatz, Rhytmusgruppe und vier GoGo-Man (einschließlich des Sängers), die gekonnt ihre Balztänze aufführen. Die Strasse vor der Bühne ist gerammelt voll und eine einzige Tanzfläche.

Jung und Alt üben den Paartanz. Einmalig, ich bin total geplättet. Der Bass wummert immer noch zu laut. Als ich kurz vor Mitternacht zum Hotel geh, tanzt hinter mir immer noch der Bär.

08.02.2010 Montag

Ich hab meinen Aufenthalt um zwei Tage verlängert, muß dazu aber in ein anderes Zimmer umziehen. Macht absolut nichts, denn das neue Zimmer ist größer, in einem besseren Zustand und hat eine Klimaanlage. Aber ob ich die brauch ? Gestern Abend hatte es 25 Grad und das war mir zu frisch, denn ich hab mir ein Unterhemd angezogen als ich das Netzteil geholt hab.
Auch mein Mopped ist umgezogen. Stand es bisher die ganzen Tage nur hinterm Zaun, so steht es jetzt hinter Gittern.

Eingangsbereich des Hotels
Moppedkäfig

Wenn es nachher in den Strassen wieder etwas Schatten gibt, mach ich mich auf zur Plazza für einen erneuten Versuch die restlichen Bilder ins Netz zu stellen, dann such ich nach meinen „Wunsch“-Strassenkarten und werd die Stadt etwas abseits des Zentrums erkunden. Morgen wird relaxt, bzw. versucht dem vorhin eingelaufenen Bernd möglichst viel Informationen aus der Nase zu ziehen. Er macht schon seit vier Jahren nichts Anderes als den Winter – er ist jetzt seit September wieder hier – in Mexico zu verbringen. Mit geschätz knapp unter 40, find ich das eine vernünftige Lebenseinstellung.

Sorry, hier kommt jetzt grad Regen auf und ich brauch eine bessere Internetverbindung um die Bilder einfügen zu können. Geduld, der Text ist ja da. Bildergucken kann jeder, lesen nicht 😉

Um mich rum sind ca. 10 bis 15 Leute mit ihren Schleppdingens. Wesentlich mehr als gestern Abend. Damit hatte ich nicht gerechnet, sondern gedacht an ein Werktag hätte ich das Netz so ziemlich allein für mich.

Natürlich kommt alles anders. Es regnet nicht, und was man grad braucht findet man auch nie. Ich lauf mir schier die Haxen wund, aber von einem Internetkaffee weit und breit keine Spur. Dafür lauf ich am Abend als ich wieder ins Centrum geh, an mindestens fünf von den Dingern vorbei, doch das Netbook liegt im Hotel ….

Auf der Plazza ist wieder was los. Diesmal werden Volkstänze aus Yucatan aufgeführt. Fotoapparat liegt auch im Hotel, dafür hier noch ein paar Impressionen aus Merida‘ Strassen.

Kleine Snacks für unterwegs
Zum Kuscheln
Gedränge
Alles für den Carneval
Der Apotheker tanzt
Stand einer Stassenhändlerin
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Tüllträume in Weiß
.. und farbig
Alles einzelne, kleine Läden
Laden
7. Valladolid – Merida