Heute verlass ich Nicaragua und fall in Costa Rica ein. Dazu muß ich wieder zurück auf die Panamericana, ein Stück direkt am Lago de Nicaragua lang und dann bin ich auch schon an der Grenze.
Die „Helfer“ sind hier ganz zurückhaltend und lassen sich auch schnell abwimmeln.
Obwohl alles recht übersichtlich ist und geordnet abläuft, brauch ich trotzdem zweieinhalb Stunden bis ich wieder Gas geben kann.

Costa Rica empfängt mich nicht als grünes Paradies, sondern eher so wie Nicuragua hauptsächlich war. Heiß, trocken, mit verdörrten Grasflächen und etwas Grün von den vereinzelten Bäumen und Waldflächen.

Von grünem Paradies ….
… überhaupt noch keine Spur

Allerdings verheißen die sichtbaren Hügel und Berge kommenden Fahrspaß.
Bis Liberia bleib ich auf der Panamericana, die sich die ganze Zeit leider von den Bergen konsequent fern hält. Immerhin ist sie nah genug das ich die Vulkane gut erkennen kann an denen ich vorbeirausch. Der Höchste von ihnen, Volcan Santa Maria, ist immerhin über 1900 Meter hoch.

In Liberia bieg ich ab auf die 21, die den südlichen Zipfel von Costa Rica erschließt. Bis Belen ändert sich weder an der Temperatur (38 Grad) noch an der Landschaft viel und deshalb beschließ ich einen Abstecher zur Küste zu machen, vielleicht find ich ja ein schönes Plätzchen zum Übernachten.
Warum der Ort an der Küste Puerto Viejo heist ist mir ein Rätsel, denn direkt an der Küste liegt er nicht und bietet auch keine Übernachtungsmöglichkeit. Doch die zahlreichen Playas die von ihm aus zu erreichen sind haben alle ein bisschen touristische Infrastruktur mit Hotels und Restaurants. Nur ist alles wiedermal fest in amerikanischer Hand und die Preise sind dementsprechend. Selbst für einen Schlafplatz in einem Vierbettdorm soll ich 15 Dollar hinlegen. NEIN, ich fahr zurück und dann bis nach Santa Cruz. Dort find ich ein Hotel, in dem ich nach einigem Verhandeln 8 Dollar für das Zimmer bezahle. Nicht weit weg ist ein Supermarkt und so kann ich auch leicht für das Abendessen und das FVB sorgen. Mit dem ersten Tag in Costa Rica bin ich daher ganz zufrieden, auch wenn von der viel gepriesenen Fauna und Flora noch nichts zu sehen war.

Am nächsten Tag (17.02.) geht es ein paar Kilometer auf der 21 bis Nicoya weiter, doch dann lockt schon wieder ein Abstecher zum Strand. Samara heißt diesmal das Ziel. Endlich gibt es mal etwas Küstengebirge und Farbe am Straßenrand.

Endlich sind die Berge nah
Farbtupfer in der Landschaft
Farbtupfer in der Landschaft
Strand von Samara

Die Straße ist durchgehend geteert und windet sich etwas verhalten, d.h. ohne größeres Kurvengeschlängel, durch die Berge Richtung Küste. Samara entpuppt sich als eine garnicht so kleine, lebhafte Stadt mit schönem Palmenstrand und ausgeprägter touristischer Infrastruktur. Von der Surf- bis zur Sprachschule ist alles vertreten, reichlich potenzielle Schüler aller Altersklassen auch.
Von Samara nach Puerto Carrillo geht es erstmal extrem steil über eine Felsnase, dann kommen ein paar Kilometer Strand vom Feinsten. Ein Paradies für Wohnmobilreisende und etliche davon ziehen das direkte Parken am Strand unter Palmen auch dem in der Nähe befindlichen Campingplatz vor.
Für mich ist der Tag noch viel zu jung, sonst wäre der Campingplatz – und damit ein etwas längerer Aufenthalt – eine echte Versuchung für mich.

Hinter Puerto Carrillo geht es dann zurück Richtung 21. Was jetzt kommt ist einfach nur traumhaft. Eine schmale, bestens asphaltierte Straße windet sich wie eine Schlange in Ekstase bergauf, bergab durch die Berge.

Motorradfahrerparadies
– dito. –

Lediglich mein doch schon recht profilschwacher Vorderreifen hindert mich daran beim Schwenk von einer Schräglage in die Nächste ebenfalls in Ekstase zu geraten.
Urplötzlich ist dieser Schräglagenrausch dahin, denn der Asphalt wird ohne Vorwarnung zu Dirtroad. Etwa die Hälfte der Strecke von der Puerto Carrillo zur 21 bei Mansion ist Dirtroad, ebenfalls vom Feinsten. Nicht besonders schwer zu fahren, aber mit schwindelerregenden Auf- und Abfahrten.
Wieder auf der 21, hat der Fahrspaß ein Ende. Breit, topfeben Geradeaus geht es Richtung Lepanto, bzw. Playa Naranjo. Nur die letzten, etwa 20 km ungeteerte Straße bringt wieder etwas Abwechslung.

Irgendwie rauscht heut der Tag, bzw. die Kilometer, einfach so an mir vorbei, denn ich bin ganz schön überrascht als ich in Playa Naranjo plötzlich vor der Fähre stehe. Mir bleibt gar keine Zeit den idyllischen, einsamen Ort genauer unter die Lupe zu nehmen, denn ich muß mich beeilen noch auf die Fähre zu kommen. Kaum hab ich mein Motorrad abgestellt, fährt die Fähre auch schon los.

Durch Zufall grad noch auf die Fähre geschafft
Viele kleine Inseln im Golf
Puntarenas

Die Fähre überquert den Golfo de Nicoya und erspart mir den langen Landweg drum herum. Die Überfahrt nach Puntarenas dauert nur knapp eine Stunde.
Puntarenas liegt auf einer langen, schmalen Landzunge. Der Hafen liegt ganz an der Spitze der Landzunge und von dort fährt ewig zwischen Häusern durch, die praktisch alle direkten Strandzugang haben, den links und rechts ist gleich das Meer.
Nach dieser Landzunge geht es auf der 23 weiter die Pazifikküste entlang. Erst jetzt bekomm ich ansatzweise etwas von dem Grün und der subtropischen Landschaft zu sehen für die Costa Rica berühmt ist.
Aber so richtig reißt das mich auch nicht vom Hocker, hab ich dafür doch schon fast halb Costa Rica durchquert und solchen üppigen Bewuchs auch schon in Mexico, wenn auch nicht in dieser Fülle, gesehen.

Dem Dschungel entrissenes Weideland
Da kommt man nur mit einer Machete durch
Hotelburgen in Tarcoles oder ist es Pochotal?
Kilometerlange Ölpalmenhaine zwischen Parrita und Quepos
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In der Gegend um Pochotal gibt es ein paar nette, mit 12 Dollar sogar fast preiswerte Hotels in Strandnähe, doch 15 Uhr ist mir zu Früh um den Fahrtag zu beenden. Ich beschließ die ca. 100 km bis Quepos auch noch unter die Räder zu nehmen. Fast ein Fehler, denn die Hotelsuche treibt mich wiedermal zur Verzweiflung. Das zwecks Preisfindung zuerst angelaufene Hotel an der Hauptstraße am Stadtrand will 25 Dollar. Das läßt nichts Gutes ahnen. In der Stadt selbst sieht es zunächst nicht viel besser aus. Das erste „preiswerte“ Hotel unter 20 Dollar das ich finde will 8 Dollar für ein winziges Zimmer ohne Ventilator und mit Etagenbad/-toilette. Ne, das kann’s nicht sein.
Das Hotel das sich mit einer LonelyPlanet-Empfehlung schmückt ist ausgebucht und sieht auch recht teuer aus. Auf der anderen Seite des Blocks sind drei weitere Hotels. Da wo ich das Motorrad in der Lobby parken könnte werden 20 Dollar verlangt. Auf der anderen Straßenseite gegenüber 8 Dollar, aber das Motorrad paßt nicht durch die schmale Eingangstür. Deshalb schickt mich der Besitzer gleich zum Nachbarn, denn der sei noch preiswerter und habe einen großen Parkplatz!
Mit 7 Dollar ist es tatsächlich preiswerter, vom abgeschlossenen Parkplatz sind es nur ein paar Meter zum Zimmer, dieses hat ein eigenes Bad und Ventilator, Größe und Zustand des Zimmers können als gut bezeichnet werden. Bei so einem Glücksgriff, nur ein Block vom Meer entfernt und zwei Blocks vom Zentrum, buch ich doch gleich zwei Nächte.

Quepos hat zwar keinen Badestrand, aber nicht weit davon entfernt ist ein Nationalpark der einen sehr schönen Strand haben soll und ein Tagesausflug dorthin erscheint mir nicht als Abwegig.

Da ich heute (18.02.) einen Tagesausflug vorhab und dazu das ganze Gepäck von der KLR ins Zimmer geschleift werden muß – Gott bin ich froh das bei dieser schwülen Hitze (37 Grad) das Zimmer so nah ist und auch keine Treppen erklommen werden müßen -, nutz ich die Gelegenheit um das Mopped für notwendige Wartungsarbeiten gleich vollständig zu strippen.

Die Batterie braucht etwas Wasser, der Ölvorratsbehälter vom Kettenöler muß aufgefüllt werden, der Luftfilter sieht noch recht sauber aus, trotzdem wackel ich zur nächsten Tankstelle um ihn auszublasen, Motoröl muß wieder nachgefüllt werden und die Kette braucht auch mehr Spannung.

Als ich mich diesem Antriebselement etwas intensiver zuwende, bekomm ich einen gelinden Schreck. Das Ritzel sieht schon sehr angefressen aus. Damit werd ich kaum nach Mexico zurück kommen. Die Kette läßt sich zwar schon etwas vom Kettenrad abheben, dies erscheint mir aber noch nicht besonders bedenklich und auch das Kettenrad hat erst „Haifischzähne“ im Anfangsstadium. Trotzdem muß ich das im Auge behalten und mir baldmöglichst Ersatz beschaffen, vor allem aber ein neues Ritzel.

Nach den Wartungsarbeiten bin ich so verschwitzt das ich erstmal unter die Dusche muß und danach dringend meinen Frühstückskaffee brauch. Es ist zwar schon Mittag, also allerhöchste Zeit für das Frühstück. Dazu geh ich in das „angesagte“ Cafe einer Kaffeerösterei. Dort ist der Kaffee zwar nicht besonders preiswert, aber sehr gut und ich kann mit meinem Netbook während des Frühstücks etwas im Internet rumsurfen, bzw. nachschauen wer mich nicht vergessen und mit einer Mail beglückt hat.
Vor dem Cafe steht eine 900er KTM im Fernreisedress, doch vom Fahrer wiedermal keine Spur. Komisch das ich immer nur über die unbemannten Moppeds stolper.

Nach dem verspäteten Frühstück ist an einen Tagesausflug überhaupt nicht mehr zu denken. Es ist viel zu heiß und schwül um sich jetzt mit Freude auf’s Mopped zu schwingen. Im Gegenteil, der Gedanke daran führt unmittelbar zu einem verstärkten Schweißausbruch.
Ersatzweise mach ich dafür einen „Strandspaziergang“, denn vom Meer her kommt wenigstens ab und zu der Hauch einer kühlen Brise.

Markt auf der Strandpromenade
‚Strand‘ von Quepos, nicht zum Baden aber zum Fischen geeignet

Der Samstag (19.02.) steht ganz im Zeichen von Skype. Ich hab eigentlich nur ein Skypedate mit meinem Schneckle, aber heute ist jeder online der bei meinen Kontakten Rang und Namen hat. Dazu noch Berichtsupdate und Bilder hochladen, das führt letztendlich zu 7 Stunden Onlinezeit im Internetcafe. Mit ca. 3,50 Euro ist das aber ein Vergnügen, das im sonst recht teuren Costa Rica doch durchaus erschwinglich bleibt.

Am Sonntag (20.02.) bepack ich die KLR und mach mich wieder auf den Weg. Heute geht es weiter die Pazifikküste entlang, bis kurz vor der Grenze nach Panama, dann Kehrtwende und ab in die Berge.
Die Straße ist fast schnurgerade und gut ausgebaut. Fast wie eine Autobahn. Fahrspaß läßt sich nur durch kräftigen Dreh am Gasgriff erreichen, aber die Flora und Fauna links und rechts der Straße ist durchaus sehenswert, Anderes auch.

Dünger braucht’s da nicht
Opfer der Immobilienkrise
Botanik am Straßenrand
Fast vollständig leerstehender Prachtbau im Nirgendwo
Menschenleerer Strand
Der Sand geht aus, es wird felsig

Bis Colorado führt die Straße sehr dicht am Meer entlang. Immer wieder erhasch ich durch den dichten Bewuchs Ausblick auf schöne Strände. Teilweise nutzen Einheimische den Sonntag für einen Strandausflug und knäulen sich dann auf einzelnen Abschnitten zusammen. Autos und Zelte (!) stehen gut im Schatten der Bäume.
Bevor sich die Straße vom Meer entfernt unterbrechen immer mehr steinige Abschnitte den vorher schier endlos erscheinenden Sandstrand.

In Palmar Norte treff ich wieder auf die Panamericana, die anfänglich sehr gut ist, aber zunehmend zur Schlaglochpiste wird. Vom Meer ist nichts mehr zu sehen, dafür rückt die Straße immer mehr an die Ausläufer des Küstengebirges.
In Ciudad Neily, knapp 20 km vor der Grenze nach Panama, verlaß ich die Panamericana und bieg ab auf eine „Secondary Road“ nach San Vito. Der WENDEPUNKT ist damit erreicht, jetzt befinde ich mich auf der verlängerten Heimreise.

16.02. – 20.02.2011 Costa Rica – Pazifikküste