07.03.2010 Sonntag
Die Strassen sind noch nass als ich losfahre, aber der Himmel macht ein freundliches Gesicht und so trocknen sie deshalb bald ab. Bis Banderila geht es auf der stark befahrenen MEX 140 noch bergauf, dann bieg ich ab Richtung Martinez de la Torre und eine Berg- und Talfahrt allererster Güte beginnt.
Ganz oben am Berg liegt Naolinco und das Denkmal an der Abzweigung zum Zentrum läßt mich neugierig werden.
James hat mir erzählt das es in der Gegend eine Stadt der Schuhmacher gäbe, dort wollte er demnächst hin um sich Schuhe machen zu lassen. Sollte Noalinco diese Stadt sein? Ich bieg ab Richtung Zentrum und tatsächlich reiht sich Zapateria an Zapateria.
Die Stadt ist wunderschön, gepflegt und liegt in herrlicher Aussichtslage. In der „Bibel“ der Traveller ist sie mit keinem Wort erwähnt und daher ein echter Geheimtipp. Wenn ich nicht erst 40 km gefahren wäre würde ich hier glatt mein Tagesziel sehen. Aber es ist noch viel zu früh am Tag um sich jetzt schon ein Hotel zu suchen.
Nach Naolinco führt die Strasse eine ganze Weile an der Flanke einer Bergkette entlang. Schön kurvig, guter Strassenbelag und wenig Verkehr. Unten in den Tälern wabert der Nebel und es wird nicht mehr lange dauern bin ich mitten drin.
Auf einer Länge von 17 km führt die Strasse ins Tal. Auf 10 km davon bin ich froh die Rücklichter des vorausfahrenden Autos zu erkennen, es ist feucht und bitterkalt. Zum Glück hab ich seit Orizaba das Goretex und das Innenfutter in meiner Motorradjacke, das könnte ich jetzt auch in der Motorradhose gebrauchen. Aber anhalten, mich bis zum Grund der Packtasche durchwühlen und dann zum Reinmachen erstmal am Strassenrand in Unterhosen in der Kälte rumstehen? Nein, sobald der Nebel aufhört wird’s ja doch wieder wärmer. Und wie warm es dann wurde ! Bei der nächsten Rast machte ich beide Inletts aus der Jacke raus und stopfte sie in die Packtasche. Die war dadurch wieder ungewohnt voll.
Von Martinez de la Torre fahre ich nicht wie ursprünglich vorgesehen direkt nach Papantla, sondern mach erst einen Abstecher an der Costa Esmeralda vorbei. Vielleicht find ich ja ein Plätzchen was mir zusagt um meinen Körper der Sonne und dem Meerwasser aus zu setzen und ein paar Tage Urlaub zu machen.
Doch Casitas hat überhaupt keinen Flair, nur eine langgestreckte Ansammlung von Hotels und Restaurants mit einem Haufen Werbern an der Strasse die einen unbedingt in eines davon schicken wollen. Die Typen sind so von ihrer Aufgabe beseelt, das sie direkt vor die Fahrzeuge springen und man höllisch aufpassen muß sie nicht zu überfahren. Da sind selbst die mexicanischen Strassenköter (bisher) angenehmer, denn die rennen wenigstens nur kläffend neben dem Motorrad her.
Also weiter nach Tecolutla. Dessen Strände sollen bei mexicanischen Mittelschichtfamilien hoch im Kurs stehen.
Wer die Strände und das Blau der Karibik kennt ist wohl für die Strände im Rest der Welt verloren.
Der Strand geht zwar, reißt mich aber nicht vom Hocker und das Meer ist so grau wie der Himmel.
Die mexicanische Mittelschicht muß ganz schön Geld haben, denn die Hotels in Strandnähe kosten so ab 600 Pesos. Die Hotelausstattung und die Zimmer sind auch nicht besser als das was ich bisher hatte und WLAN hat auch keines. Also doch wieder weg vom Meer und nach Papantla.
Es geht wieder etwas in die Berge hinauf und in den Tälern erstrecken sich Orangenbaumplantagen.
Papantla soll 48.000 Einwohner haben, aber als ich auf der Suche nach einem Hotel durchfahre wirkt es wie ausgestorben. Ein Hotel ist schnell gefunden, das Zimmer entspricht dem übliche Standard und das Mopped parkt im Innenhof. Das Alles für 180 statt 600 Peso. Da kann man nicht meckern denn soviel Aufpreis ist das Meer wirklich nicht wert.
Gegenüber vom Hotel ist ein Supermarkt. Ich will eigentlich nur dort rein um mir etwas für das Abendessen kaufen, doch dann treibt es mich doch zu der nicht weit entfernt liegenden Plaza. Während die Strassen dorthin fast menschenleer sind, ist auf der Plaza die Hölle los. Vor dem Rathaus ist eine Bühne aufgebaut und ich seh grad noch eine Gruppe Indios in traditioneller Tracht davon ziehen.
Der Photoapparat liegt im Hotel, dabei hat ich doch schonmal geschworen mich nie mehr ohne durch die Gegend zu bewegen. Ist wohl doch nicht so weit her mit meiner Lernfähigkeit. Also schleunigst zurück zum Hotel und dann mit dem Photoapparat bewaffnet schnellstens zur Plaza, denn es wird ja bald Dunkel und ein paar Bilder will ich doch noch machen.
Vor dem Pavillion auf der Plaza ist eine Indiogruppe die zu Trommelklang Tänze aufführt. Doch als ich auf Photoreichweite dran bin machen sie grad Pause. Ich lungere etwas in der Gegend rum um ihren nächsten Auftritt nicht zu verpassen, da fällt mein Blick zufällig zur Kirche hoch und ich traue meinen Augen nicht, da zeigen doch grad Indios das Voladores-Ritual.
Das ist eine Art Indio-Bungee. Ich seh grad noch wie die vier Flieger kopfüber um den Pfahl kreisen und bis ich oben bei der Kirche bin sind sie natürlich schon unter und der fünfte klettert grad den Pfahl runter. Mist, endlich mal keine Vorführung für Touristen und von einem wirklich kirchturmhohen Pfahl und ich krieg die nichtmal zur Hälfte mit. Von Photos ganz zu schweigen. Mir gelingt es nur noch einen der Flieger beim Verlassen der Plattform und zwei Geldeinsammler in Fotopose auf’s Bild zu bannen.
Der Blick von der Kirche zur Plaza zeigt das es bei der hereinbrechenden Dunkelheit kaum möglich sein wird von den tanzenden Indios Bilder zu machen. So ist es dann auch, denn bis ich wieder unten bin und sie nochmal eine Vorführung machen ist es stockdunkel. Immerhin hab ich das Glück ihre letzte Vorführung des Tages zu sehen und einen Teil davon auf Video zu bannen. Bei den miesen Uploadgeschwindigkeiten in den Internetcafes bekomm ich die aber nicht auf den Server.
09.03.2010 Dienstag
Schon gestern hatte ich einen Versuch gestartet El Tajín zu besichtigen. Gemäß Reiseführer sollte es dort eine Gepäckaufbewahrung geben, aber keine Spur davon und bei der Hitze und dem Besuchergedrängel – ich war recht spät dran – wollte ich nicht mein ganzes Motorradgerödel rumschleppen. Daher heute ein neuer Versuch mit leerer Packtasche als eigene Gepäckaufbewahrung.
Bei einem Park vor El Tajin sind zwei riesige Zeltlager aufgebaut. Menschenleer, in sehr gepflegter Umgebung und übermannshoch eingezäunt mit Stacheldrahtrollen oben drauf. Wer da wohl eingesperrt wird ?
El Tajin ist nicht besonders eindrucksvoll, hat aber auf ganz engen Raum eine Menge Bauwerke. Der hintere Teil der Anlage, von wo aus man einen schönen Überblick hätte, ist leider aus unerfindlichen Gründen für Besucher gesperrt.
10.03.2010 Mittwoch
Als ich das Motorrad belade fragen mich die Hotelangestellten ab ich wirklich losfahren möchte, denn der Himmel ist kohlrabenschwarz. Als ich bejahe, folgt die Frage ob ich dann wenigstens Regenkleidung hab. Als ich auch dies bejahe, kann ich aus ihren Blicken ihre Gedanken lesen – na, dann ist nichts zu machen, der arme Irre muß wissen was er tut.
Die Strasse nach Espinal ist in einem hundsmisserablen Zustand und stark befahren. Schlaglochstrecken wechseln sich mit ungeteerten Abschnitten und Baustellen ab. Es nieselt leicht und das ist gut so, denn dann ziehen die LKWs wenigstens keine so langen Staubfahnen hinter sich her.
Aber je näher ich den Bergen komme desto heller wird der Himmel und die Staubfahnen immer länger.
An einer Strassenkreuzung halte ich an und studiere die Strassenkarte. Ein entgegenkommender Pickup hält an und der Fahrer frägt wo ich hin will. Nach einigem hin und her – u.a. zeigt er auf die Fahrertüraufschrift, irgend was staatliches – steigt er aus und ich zeig ihm mein Ziel auf der Karte. Er meint ich müsste nach links abbiegen, aber ich hab so meine Zweifel. Nach Karte müsste es geradaus weiter gehen und so fahr ich auch.
Nach etlichen Kilometern komm ich nach Coyutla, eine Stadt, so etwas hab ich wärend der ganzen Reise noch nicht gesehen. Die Hauptstrasse in einem Zustand der jeder Beschreibung spottet und ein einziger Marktstand. Die meisten Nebenstrassen schlicht nicht befahrbar.
Ich würge mich durch bis es nicht mehr weiter geht. Also wieder raus aus dem Schlamassel und die Abzweigung am Ortseingang in die andere Richtung nehmen. Der Rückzug ist garnicht so einfach, denn natürlich bin ich in einer Einbahnstrasse reingefahren und einfach eine Parallelstrasse nehmen und die zurückfahren is nicht, denn die stösst am nächsten Block auch auf eine Einbahnstrasse in Gegenrichtung. Also heist das im Zickzack, ständig die Hauptstrasse kreuzend, den Rückzug antreten.
Irgendwann wird mir das ganze zu blöd und ich fahr einfach die Hauptstrasse gegen die Fahrtrichtung zurück.
Am Ortseingang die Abzweigung in die andere Richtung, aber schon bald steh ich wieder in einem Viertel von wo aus es sicher nicht weiter geht. Ich frag die nächsten rumstehenden Männer nach dem Weg nach Filomeno, werd aber schlichtweg komplett ignoriert. Also wieder zurück, die nächsten fragen und das selbe. Waren alles indogene Campesinos, lag es daran das ich ignoriert wurde ?
Kurzentschlossen nehm ich die nächste Teerstrasse und die führt tatsächlich aus der Stadt raus und in die Berge. Nach einigen Kilometern kommt auch eine Kreuzung, ein Wegweiser weist nach Villa, da will ich aber nicht hin, also die andere Richtung nehmen.
Die Strasse nach Filomeno führt in Serpentinen steil bergauf, der Strassenzustand ist durchwachsen, aber die Aussicht auf die Berge der Sierra Madre ist phantastisch.
Filomeno liegt wie ein Adlernest am Berggipfel, die Strassen die links und rechts abgehen sind sehr schmal und führen entweder steil nach oben oder unten. Ich bleib auf fahrbarsten und breitesten, aber auch die wird zusehends schmäler und verliert sich in verschiedene Gässen.
Anhalten und fragen wo es weitergeht. Nirgends, Endstation, ich müsste umkehren und nach Xicotepec fahren. Gleich am Ortseingang nach links auf die unbefestigte, da gehts nach Xicotepec.
Ja aber auf der Karte geht es von Filomeno nach Jopala und von dort nach Zacatlan. In Jopala ist definitiv Schluß wird mir versichert.
Mist. Sollte die Karte nicht stimmen ? Kann ich kaum glauben. Trotzdem fahr ich erstmal wie mir gesagt wurde. Auf der Erdpiste kommt mir ein Bus entgegen, also kann es so falsch nicht sein, auch wenn keinerlei Wegweiser vorhanden war. Nach einigen Kilometern komm ich an eine Kreuzung. Nach Links zeigt ein Wegweiser auf eine sehr bucklige Erdpiste die nach Jopala führen soll, rechts führt eine dick mit Kies bestreute Teerstraße nach irgendwo. Zunächst entscheide ich mich für die Teerstrasse, wende aber bald und fahr Richtung Jopala.
Auf der Buckelpiste geht es zuerst ein Stück den Berg hoch, dann auf geriffelten Betonplatten steil nach unten zu ein paar Häusern. Die Leute an denen ich vorbei fahr schauen mich an als ob ich vom Mond käme. Der Weg ist grad breit genug das ein Auto drauf passt, ab und zu liegen Sandhaufen drauf über die Reifenspuren führen. Also doch eine befahrene Strasse nach Jamla.
Als es ebener wird hören die Betonplatten auf und üble Steine bilden die Strasse. Die Häuser hören bald auf und ich holper in der Mittagshitze – ja, die Sonne kann jetzt ungehindert runter knallen – bergauf, bergab und durch etliche Wasserdurchfahrten.
Auch ich brauch Wasser, halte deshalb an und lege eine Pause ein. Komplett Durchgeschwitzt bin ich eh und etwas durchlüften kann nicht schaden. Während dessen kommt ein PickUp angerumpelt, hält vor mir, der Fahrer steigt aus und frägt wo ich hin will. Ich zeigs ihm auf der Karte und er schüttelt den Kopf. Es gibt keine Strasse von Jopala nach Zacatlan versichert er. Soll ich’s trotzdem wagen ??
Zwischen Jopala und Zacatlan sind auf der Karte keine weiteren Orte eingezeichnet und die Strecke dürfte zwischen 30 und 40 Kilometer lang sein. Ich entscheide mich auf die Eingeborenen zu hören und fahr zurück.
Auch die kiesbedeckte Teerstrasse geht nach ein paar Kilometern in eine rumpelige Erd-/Schotterstrecke über. Aber so ist das auch in der Karte eingezeichnet und unterwegs taucht auch ein Wegweiser auf, der mir zeigt das ich tatsächlich Richtung Xicotepec fahre.
Über 27 Kilometer geht das Gerumple und ich möchte nicht in einem der PKWs oder LKWs sitzen die mir ab und zu entgegen kommen oder die ich überhole. Trotzdem bin ich froh als ich wieder Asphalt unter den Rädern habe.
Es geht wieder steil nach oben und mein Blick fällt in eine Schlucht. Natürlich bin ich am Aussichtspunkt schon vorbei und muß wenden. Da passiert mir ein Anfängerfehler und ich schmeiß die KLR weg. Während ich noch überleg ob ich zum Aufheben wenigstens die Packrolle abmachen soll, taucht ein Collectivo auf, hält an, fünf Mexicaner springen raus und ruckzuck steht das Mopped wieder. Danke Jungs !
Die linke Alupacktasche erweist sich als guter Sturzbügel, denn das Mopped hat keinen Kratzer. Lediglich die Werkzeugrolle muß ich mit einem Tritt wieder zurecht biegen und das war’s.
Die MEX 130 auf die ich komme, ist sehr stark befahren und führt bis zur Abzweigung auf die MEX 119 durch die Berge, vorbei an einem Stausee und gewinnt dabei stetig an Höhe. Die MEX 119 führt durch eine Hochebene mit großen Landwirtschaftsflächen, Agaven werden angebaut und auch Kakteen konkurieren wieder mit den Bäumen.
Zacatlan liegt malerisch in einem Talkessel, aber bei einem Stadtbummel kann ich nicht feststellen warum es mir von den Amis in Merida als besonders sehenswert empfohlen wurde. Trotzdem hab ich mit der Wahl von Zacatlan als Übernachtungsort Glück, denn bei meinem ersten Rundgang seh ich an der Plaza eine Bühne. Als ich am Abend noch mal hingeh hab ich das Glück Folkloretänze aus Mexico, Panama, Kolumbien und Costa Rica erleben zu dürfen. Zum Fotographieren war es schon zu dunkel, aber dafür hab ich die Tänze auf Video.
11.03.2010 Donnerstag
Als ich am Morgen das Motorrad belade kommt der Hotelbesitzer – ein in Texas geborener und aufgewachsener Mexicaner – und bittet mich ihm zu folgen. Er führt mich auf der Dachterrasse zu einem Grill, öffnet den Deckel und zeigt mir die großen Fleischstücke die da drin gegrillt und geräuchert werden. Texanische Art der Fleischzubereitung erklärt er stolz. Der Metzger auf der Strassenseite gegenüber ist sein Neffe, da bekommt er die besten Stücke, legt sie in einer speziellen Panade ein und dann kommen sie sechs Stunden bei niedriger Hitze auf den Grill. Auf die Kohle wird dann noch spezielles Holz zum Räuchern des Fleisches gelegt.
Es roch gut und sah lecker aus, doch eine Einladung zum Mitessen, oder wenigstens zum Probieren erfolgte leider nicht ….
Von Zactlan aus ging es zunächst wieder bergauf, bis es bei Chignahuapan auf eine Hochebene führte, über die – trotz strahlend blauen Himmel – ein stürmischer, kalter Wind pfiff. Ich hatte Mühe die Spur zu halten und war auch ständig in Versuchung mir die Regenjacke gegen die Kälte an zu ziehen. Aber dann hätte ich dem Wind noch mehr Angriffsfläche geboten um mich auf der Strasse herum zu schubsen.
Vor Tlaxco führte die Strasse bergab und dann tat sich ein traumhafter Anblick auf. Drei schneebedeckte Vulkane Mexicos waren zu sehen. Rechts von der Stasse der Iztaccihuatl und der Popocatepetl und links davon der La Malinche. Links hinter dem La Malinche war im Dunst noch schemenhaft der Pic de Orizaba zu erahnen. Ich bin also einen großen Kreis gefahren um den Pic de Orizaba auch von hinten zu „sehen“.
Falls es in Mexico mal so etwas wie wirklich gute Fernsicht gibt, so ist der Blick von Tlaxco auf die Vulkane wirklich allererste Wahl für ein Panoramafoto.
Von Tlaxco ging es weiter nach Apan und von dort nach Texcoco. Bis Cardegas immer begleitet von (mindestens) der Sicht auf den Iztaccihuatl. Obwohl nur grad mal 70 – 80 km von der Hauptstadt entfernt, wirkte die Gegend zwischen Tlaxco und Apan sehr verlassen und ärmlich. Die wenigen Dörfer sahen allesamt aus wie Sozialsiedlungen, in einem mir vorher noch nicht begegnetem Baustil.
Nach Apan nahm der Verkehr stark zu und als es hinter Cardegas von der Hochebene wieder abwärts ging, rasten die Lastwagen derart runter, das ich nur hoffte alle haben funktionierende Bremsen.
Der Wind pfiff immer noch heftig, war jetzt aber angenehm warm.
Je näher ich Ciudad de Mexico kam, desto stärker wurde der Verkehr, die Verkehrsführung mit Baustellen und Umleitungen immer chaotischer. Wegweiser gab es vereinzelt, aber nie mit Angaben drauf die ich auf der Strassenkarte wiederfand.
Als ich schon befürchtete viel zu weit in Mexico City eingedrungen zu sein, fuhr ich nach der bewährten Methode „Himmelsrichtung“. Kam auch wieder etwas aus dem Gewühl raus und fand schließlich Wegweiser mit der Aufschrift Pyramidas. Diesen immer nach, auf eine mautpflichtige Strasse und tatsächlich kam eine Ausfahrt nach San Juan Teotihuacan. Jetzt musste nur noch der Campingplatz gefunden werden. Dank Hinweis auf die Lage bei einer alten Jesuitenkirche und Strassenname war der auch schnell gefunden. Etliche Wohnmobile standen auf dem Platz, doch das Tor war zu und auf mein läuten rührte sich nichts. So stand ich eine ganze Weile dumm in der Gegend rum, bis aus einem der Camper eine Frau kletterte. Die rief ich, sie machte mir das Tor auf und erklärte mir mit rheinischem Akzent, sie wären auch grad kurz bevor das Tor geschlossen wurde reingeschlüpt. Dann tauchte ihr Mann auf und babbelte mir das Ohr ab. Er erzählte mir von allen Südamerikanischen Abenteuern die sie erlebt haben – sie kamen von Argentinien hoch -, wo sie mit dem Wohnmobil schon überall in der Weltgeschichte rumgekurvt sind und, und und. Ich mußte mich nahezu mit Gewalt von ihm losreißen damit ich mein Zelt aufstellen konnte.
Auf dem Platz sind ein schweizer Ehepaar (seit fast zwei Jahren von Argentinien aus unterwegs) aus einem kleinen Bergdorf in Graubünden, zwei deutsche Ehepaare (das bereits erwähnte und eines aus München, in Mexico unterwegs), sowie ein kanadisches Paar aus Quebec, seit sieben Jahren mit ihrem Eigenheim auf Rädern – bei Ortswechsel wird der Honda als Anhänger hinten dran gehängt – regelmässig in Mexico. Alles sind Rentner, ich scheine der Jüngste zu sein.
Am Abend sitzen sie alle gemütlich bei Rotwein und Knabbereien beim Wohnmobil der Schweizer zusammen, ich werde eingeladen mich dazu zu setzen, denn es wird der 74jährige Geburtstag von Lothar (vom Münchner Ehepaar) gefeiert. Nach den Erzählungen der Anderen über Südamerika, will Lothar unbedingt nächstes Jahr da auch hin. Seine Frau ist von dieser Idee nicht sonderlich begeistert.
Nelli – die Schweizerin – frägt wer mit Abendessen will. Alle außer mir lehnen ab. So komm ich neben Wein und Knabbereien an diesem Abend auch noch zu einem hervorragenden Abendessen. Als sich dann so gegen halb zehn alle in ihre Wohnmobile verziehen, bleib ich noch bei Nelli & Roberto sitzen. Wir klönen noch eine ganze Weile miteinander, irgendwann verzieht sich auch Nelli und so sind Roberto und ich die letzten die in die Federn krabbeln.
War ein sehr schöner Abend und Nelli & Roberto sind wirklich ein sehr angenehmes Paar.