01.02.2010 Montag

Die Halbinsel Yucatan gilt als sehr regenarm, aber nicht wenn ich dort bin. Dunkle Wolken hängen am Himmel als ich die Alukisten an der KLR befestige, nur wenige Minuten später komm ich mit der Packrolle aus dem Hotelzimmer runter, es regnet in Strömen.
Also noch einen Kaffee fassen und abwarten. Hab ja Zeit, denn mit 9 Uhr bin ich für meine Verhältnisse extrem früh dran. Nach einer dreiviertel Stunde ist es dann so weit, der Platschregen geht in Niesel über und ich kann mich auf die Socken machen.

Endlich startklar.

Der Nieselregen hört bald ganz auf, dafür wird sofort die Hitze wieder drückend. Landschaftlich und fahrerisch wir dieser Tag nicht aufregend. Ca. 130 km geradeaus bis Tulum auf einer vierspurigen Strasse. Vorbei an so fesselnden Attraktionen wie einen (von mehreren) „Maya-Erlebnispark“ zunächst mal bis Playa del Carmen und dort Stadtbesichtigung vom Mopped aus. Die Fußgängerzone die sich quer durch die Innenstadt zieht wird deshalb ausgelassen, aber der Strand natürlich inspiziert.

Playa del Carmen I
Playa del Carmen II

Gemäß Reiseführer soll Playa del Carmen fest in deutscher Hand sein und der einzige Ort an dem in Mexico oben ohne gebadet wird. Beides traf zumindest auf den Strandabschnitt an dem ich war nicht zu. Um mich wurde nur amerikanisch geplappert und von hügeliger Aussicht keine Spur. Da die Landschaft ringsum ja so platt ist, hätte ich ja gern ein paar Hügelbilder hier eingestellt, aber so gibt’s halt nur den Blick vom Strand in die Stadt.

Vom Strand zur Fußgängerzone.

Gegenüber Cancun hat Playa del Carmen deutlich mehr Flair und erinnert etwas an die Badeorte der Riviera. Mit dem pulvrigen, schneeweißen Sand von Cancun kann der Strand allerdings überhaupt nicht mithalten.
Trotz der dunklen Wolken zeigt das Thermometer 28 Grad und obwohl sich diese auf den Weg nach Tulum noch ein paarmal über mich ergießen, bringen sie keine Abkühlung.

Der Zugang zu den Ruinen von Tulum präsentiert sich wie bei allen Sehenswürdigkeiten der Welt. Da scheint sich ein internationaler Standard entwickelt zu haben. Souvenierstände, diverse Imbissbuden mit lokalem Fastfood, Einheimische in Tracht, die unvermeidlich als Lokomotiven verkleideten Traktoren mit Anhängern für die Fußkranken und der Parkplatz kostet natürlich Gebühr.

Wie vor allen Touristenattraktionen.
Maya-Trachtengruppe
Erster Blick auf Tulum.
Schon imposanter.

Letzteres hab ich sowohl beim Rein-, als auch beim Rausfahren geflissentlich ignoriert.

Beim Betreten der Anlage präsentiert sich dieser Blick. Nicht besonders aufregend. Von hier sieht es schon wesentlich imposanter aus, aber noch immer nicht spektakulär. Spektakulär ist aber die Lage.
Ein wunderbarer Ausblick auf das Meer und unten zwei kleine, schöne Badestrände. Auf dem Fels könnt ich mir meine Zweitwohnung für die kleine Winterflucht auch vorstellen.

Schöne Aussichtslage.
Das als Privatstrand ….

Natürlich nur wie es hier sonst üblich ist, alles eingezäunt und große Schilder „propiedad privada“ dran.
Die Besichtigung der Anlage war in Motorradklamotten und Endurostiefeln bei 34 Grad nicht grad ein Zuckerschlecken. Aber so outet man sich als Motorradfahrer und ich wurde mehrfach darauf angesprochen und in Gespräche verwickelt. U.a. auch von einem jungen Polen (GS1200 Fahrer) der nächstes Jahr mit Motorrad und einem Freund rund um die Welt will. Bin gespannt ob ich tatsächlich was von ihm höre.

Kurz vor dem Ort Tulum ging’s rechts ab und dann 87 km geradeaus, dann links ab nochmal 3 km geadeaus und das Tagesziel, Coba, war erreicht. Auch der Weg nach Coba bot nicht besonders viel Abwechslung.

Maya-Hütten
Maya Artework

Ab und zu mal Mayahütten an der Strasse, oder die unvermeidlichen artesania-shops und durch zwei, drei Käffer die so armselig waren, das ich mich nicht getraut hab diese Armut zu photografieren. Coba selbst ist ähnlich, bringt es durch den Tourismus aber immerhin auf drei Hotels, etliche Restaurants, „Imbiss“-Buden und Läden. Wenn es nicht so viele (Nachts besonders nervige) Straßenköter gäbe, könnte man sagen da ist der Hund begraben.

Immerhin fand ich ein Hotelzimmer, das Mopped durfte im Hotelgarten parken und das Abendessen im angeschlossenen Restaurant kostete inklusive zwei FeierabendVerdientBier grad mal 100 Peso.

Parkplatz im Hotelgarten
Ein Bett, mehr gab’s als Einrichtung nicht.

02.02.2010 Dienstag

Die Nacht war grauenvoll. Dauernd kläffende Hunde und eine Matratze bei der man jeder Feder einzeln spürte. Deshalb war ich wiedermal früh auf und da noch alles geschlossen hatte, mußte ein trockenes Brötchen und ein paar Schluck Mineralwasser als Frühstück genügen. Als ich um acht Uhr loszog war ich für eine Besichtigungstour besser gerüstet als gestern. Leichtes Hemd und Hose, Rucksack mit Mineralwasser und Handtuch, als Sonnenschutz, Schmusedecke usw.. Zum Glück hatte ich mich gegen die Sandalen und für die Wanderschuhe entschieden.

Das übliche „Vorspiel“

Als ich beim Eingang eintraf, waren außer mir erst ein jüngeres Päarchen und zwei junge Deutsche da. Noch keine Busse und Autos auf dem riesigen Parkplatz. Prima, so entgeht man den Touristenhorden und muß nicht immer alle wegscheuchen damit vor der Linse alles frei ist. Der frühe Vogel fängt den Wurm, nur, wenn das so weitergeht werd ich noch zum frühen Vogel, beängstigend. Natürlich kam ich mit den beiden Deutschen ins Gespräch. Sie machen per Bus eine Woche Maya-Kulturtour und dann eine Woche Badeurlaub in Playa del Carmen. Keine schlechte Wahl um dem Winter zu entfliehen, wenn nur die elende Fliegerei mit dem time-lag nicht wär.
Um das in der Ausdehnung nicht unbeträchtliche Coba zu besichtigen, konnte man Fahrräder mieten. Da ich’s mit diesen wackigen Drahteseln nicht so hab, entschied ich mich dagegen, die zwei Anderen dafür. Ich sollte meine Entscheidung noch bitter bereuen …..

Grupa Coba

Die erste Pyramide des Areals hat man nach nicht mal 100 Metern erreicht. Von deren Spitze soll man einen wunderschönen Ausblick auf Coba und den See haben (mit Krokodilen !!), aber seit ein paar Jahren ist der Aufstieg verboten. Schade, denn da war ich noch frisch und die Temperatur hielt sich mit 28 Grad (unter den Bäumen !) auch noch im Rahmen. Der nächste Photografie würdige „Steinhaufen“ war dann in ca. 1 km Entfernung.

Conjunto de las Pinturas

Eigentlich hätte ich hier links abbiegen sollen, aber ich entschied mich für geradeaus und kam nach einem weiteren Kilometer zur Grupo Macanxoc.

Macanox

Unterwegs konnte man im Wald noch ein paar Hügel ausmachen, allesamt noch nicht geborgene Schätze der Vergangenheit. Als Archeologe hat man in Yukatan mehr als eine Lebensarbeit. Denn auf der Landkarte wimmelt es nur so von alten Maya Stätten. Von den Tukanen, Brüllaffen etc. die man bei der Wanderung durch den Wald beobachten könne, war nichts zu entdecken, aber ich war ja auch nicht auf der Pirsch. Dafür gab es so manche seltsame Pflanze zu bewundern.

Luftwurzler

Insgesamt war der Abstecher in die Tiefen des Waldes aber enttäuschend und jetzt hies es wieder einen Kilometer zurück. Ob sich dann das Abbiegen lohnen würde ? Inzwischen hatte es im Schatten der Bäume schon 34 Grad, bei einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 100%. Auf gut deutsch, ich war am ganzen Körper klatsch nass. Kurz vor der Abzweigung hatte ich schon innerlich beschlossen die „Alte Steine“-Expedition ab zu brechen, denn nach der ersten Pyramide war alles was ich bisher gesehen hatte wesentlich weniger interessant.
Da kamen mir die beiden Radler entgegen und sagten da hinten müsse ich unbedingt hin. Da steht eine große Pyramide und da kann man rauf. Ich solle mich beeilen, denn zunehmend fülle sich das Gelände mit Touristen die alle nur da hin strömen. Klasse, hatte ich doch glatt die falsche Wegentscheidung getroffen und jetzt war der Weg auch viel zu breit als das die Bäume bei dem Sonnenstand noch groß Schatten spenden konnten. Die Temperatur hatte inzwischen 36 Grad erreicht und ich legte mir das Handtuch als Sonnenschutz über den Kopf. Die Araber wissen schon warum sie sich ein loses Tuch über den Kopf werfen.
Auf dem Weg zur großen Pyramide kam ich noch an diversen Monumenten vorbei, aber da standen tatsächlich inzwischen überall Touristenhorden mitsamt Führern rum und ich hatte es eilig. Also fiel das Ablichten dieser Teile aus. War auch gut so, denn ich erreichte die große Pyramide noch vor dem größten Herdenauftrieb.

Die große Pyramide

Mit „nur“ 42 Metern die höchste Pyramide in Yucatan und da darf raufgeklettert werden. Verdammt steil und voll im gleißenden Sonnenlicht. Ich hab eine ganze Weile mit mir gerungen ob ich da rauf soll. Aber dann hat das „jetzt bin ich schon mal hier“ gesiegt und ich bin hoch.

Man sieht’s, der Aufstieg war schweißtreibend.
Endloser tropischer Wald – und Grupo Coba.

Hat sich’s gelohnt ? Für die Überwindung des inneren Schweinehunds, ja, und man sieht halt etwas von der vorherschenden Landschaft Yucatans. Platt und soweit das Auge reicht von fast undurchdringlichen tropischen Wald bedeckt. Fast keine Möglichkeit für größere Landwirtschaftsflächen, denn obwohl die Mayas tausende von Steinen aufeinander geschichtet haben, der Boden ist immer noch unglaublich steinig.

Runter kommt man immer – frägt sich nur wie.

Schlimmmer als der Aufstieg war der Abstieg, denn da sah man unmittelbar in den Abgrund. Aber auch das ließ sich mit großer Überwindung schaffen. Auf dem Rückweg kamen mir dann tatsächlich Scharen von Kulturreisenden entgegen. Müssen ein paar Busladungen gewesen sein. Die meisten ließen sich von den Fahrradtaxis fahren. Lediglich die Gruppen mit Führer kamen zu Fuß. Auch mir wurde mehrfach so ein Fahrdienst angeboten, aber natürlich lehnte ich ab.
Im Hotel angekommen konnte ich meine Füße kaum mehr heben. Wenn die Entfernungsangaben einigermaßen stimmen, dann bin ich in der Hitze rund 10 km in knapp drei Stunden abgerannt. Beine und Arme waren durch die Hitze derart geschwollen das ich Zehen und Finger kaum mehr krümmen konnte. Die sofortige kalte Dusche mit allen Klamotten am Leib war eine unbeschreibliche Wohltat. Ein bisschen auf’s Bett legen zur Entspannung, dann die Bilder auf den Computer laden und ein bisschen Text tippen, so war der Plan. Doch daraus wurde nichts, denn ich bekam Kopfschmerzen und begann zu frieren. Also im Bett einmummeln und Augen schließen. Irgendwann bin ich dann wohl eingeschlafen. Als ich wieder wach wurde hat es draußen in Strömen geregnet. Überhaupt kein Anreiz zum Aufstehen. Außerdem haben mir sowieso alle Knochen weh getan. Immer wieder rumdrehen und weiterschlafen war dann das was ich bis zum nächsten Morgen gemacht hab.

03.02.2010 Mittwoch

Als ich um halb sieben wach werd regnet es wiedermal in tropischem Ausmaß. Macht nichts. Ganz gemütlich in die Gänge kommen – mit schnellen Bewegungen klappt es eh noch nicht – und wenn ich Glück hab hört es dann sowieso auf. Erstmal alles gemütlich zusammenräumen, wieder in den Kisten verstauen, dann rüber ins Restaurant und um einen Kaffee betteln.
Manchmal ist zu früh auch eine Strafe, denn soweit ich sehen kann hat noch keines der Lokalitäten geöffnet. Also das Motorrad aus dem Regen unter den trockenen Durchgang zur Strasse geschoben und ein Packstück nach dem Anderen hin geschleift und befestigt. Bei dieser Tätigkeit werd ich ganz misstrauisch von meinen Nachbarn, ein Älteres Ehepaar die gestern gekommen sein müssen, betrachtet.
Ich grüße höflich und daraufhin wagt die Frau ein paar Worte an mich zu richten. Soll wohl englisch sein, aber ich hab größte Mühe was zu verstehen und sinnvoll darauf zu antworten. Während ich dann dabei bin die Packrolle zu verschnüren kommt der Mann auf mich zu und frägt, ebenfalls in einem kaum verstehbaren Englisch, ob ich tatsächlich aus Deutschland komme. Ich bejahe und schon entwickelt sich ein längeres Gespräch.
Die Zwei sind Deutsch-Rumänen, die nach dem Zusammenbruch des Systems nach Kanada (Quebec) ausgewandert sind und nun als Rentner jeden Winter nach Mexico runter fahren um der Kälte zu entgehen und etwas billiger zu Leben. Diesmal wollen sie sogar bis nach Belize und Guatemala. Alle Achtung. Den ganzen Weg jedesmal mit dem eigenen Auto. Da kommen ganz schön Kilometer zusammen. Schön finde ich, daß er mir eine Strassenkarte von Mexico schenkt. Sind zwar nur die größten Strassen drauf, aber mit Entfernungs- und Fahrtzeitangaben. Um die grobe Tourrichtung zu planen das Beste was ich bisher habe.

Obwohl das Gespräch eine ganze Weile gedauert hat und ich inzwischen auch mit dem Packen des Motorrads fertig bin, kann ich noch nicht weg. Ich muß noch bezahlen und Senor hört wohl noch die Matratze ab. Also Warten. Macht nichts, ich bin ja in Mexico und will mir ja etwas von der deutschen Hektik ab gewöhnen. Bei dieser Übung werd ich tatkräftig unterstützt, denn Senor läßt sich gut eine Stunde Zeit bis er auftaucht. Immerhin ist der kräftige Regen inzwischen in ein leichtes Nieseln übergegangen. 300 Peso abgedrückt, drauf auf’s Motorrad und ab.

Es dauert nicht lange und das leichte Nieseln wird wieder zum kräftigen Regen. Grad als meine Klamotten, einschließlich der Stiefel, ihren Widerstand gegen das Wasser vollständig aufgeben, bricht die Sonne durch. Als ich in Valladolid einlauf bin ich fast wieder vollständig trocken.

Das Hotel ist schnell gefunden und obwohl nicht mal doppelt so teuer wie das in Coba, ist der Qualitätsunterschied um Welten größer. Das Zimmer ist super, schön harte Matratzen und ein Badezimmer das seinen Namen wirklich verdient. Dafür spricht die junge Dame an der Rezeption kein Wort Englisch, gibt sich auch keine Mühe zu verstehen was ich will und gibt sich auch meiner international bewährten Gebärdensprache gegenüber völlig Verständnislos. Ich glaub ich müsste irgend einen Mayadialekt sprechen, dann könnte die Verständigung klappen. Aber so läuft es ausgesprochen zäh. Immerhin soviel versteh ICH: vor dem Hotel darf nicht geparkt werden und auch in den Innenhof darf ich das Mopped nicht stellen. Deshalb ist zuerst mal schleppen der Gepäckstücke angesagt und dabei scheint schon wieder die Sonne vom Himmel als hätte sie nie ein Wässerchen trüben können. Als ich mein ganzes Gerödel ins Zimmer geschleift hab, erkundige ich mich wo ich mein Mopped sicher parken kann. Mir wird Anhand einer Skizze auf der Visitenkarte des Hotels der Weg zu einem Parkplatz markiert. Wie sich dann heraus stellt ist es der hoteleigene Parkplatz und von dort sind es grad mal zehn Meter bis zu meinem Zimmer. ** GRRRR **

In dieser Strasse (Calle 44) ist das Hotel

Nach einigen Minuten der Entspannung mach ich mich auf um mein ausgefallenes Frühstück wenigstens zur Mittagszeit nach zu holen. Die Suche entartet gleich zu einer ersten Stadtbesichtigung. Der erste Eindruck der Innenstadt ist überraschend angenehm. Sehr sauber, schön gestrichene Häuser. So garnicht „mexikanisch“. Eine angenehme Atmosphäre mit Trubel, aber ohne Hektik. Gefällt mir gut. Uberall sind kleine Läden dicht an dicht. Doch das „klein“ täuscht. Zum Teil bohren sie sich ganz tief in den Häuserbock. Was das eigentlich für ein Laden ist, läßt sich auf den ersten Blick kaum definitiv erkennen, denn wenn es vorne z.B. mit Schuhen anfängt, kann es weiter innen mit jeden nur denkbaren Warensortimenten weiter gehen.

„Innenhof“ Läden

So etwas wie einen Supermarkt finde ich auch. Da drin geht es total chaotisch zu und die Warenpräsentation und Sortimentstiefe ist Aldi auf mexikanisch. Das hätte ich gerne photographiert, aber no way, das muß man gesehen haben. Wünschte mir manchmal eh ich hätte eine Helmkamera dabei, denn mit dem Fotoapparat gelingt mir das Festhalten meiner Eindrücke kaum.
Ich sehe viel, doch was ich suche nicht. Wahrscheinlich seh ich erstmal zuviel, denn viel später am Tag stell ich fest das alles beim Hotel um’s Eck zu finden ist ….
Stunden später find ich dann einen winzigen Laden mit zwei, drei Tischen in dem ich einen Kaffee bekomme. Ist zwar wahrscheinlich nur Neskaffee, aber eine große Tasse und die Rettung in letzter Not. Kurz darauf führt mich meine Nase (oder was auch immer) in eine Bäckerei, dort werden drei Backwerke erstanden und im Quartier um’s Hotel in einem winzigen Lebensmittelladen noch zwei Flaschen Mineralwasser. Mit dieser Beute zieh ich mich in mein Hotelzimmer zurück und füll den Magen mit fester und flüssiger Nahrung. Danach beginnen die fast obligaten Feierabendtätigkeiten: Duschen, Bilder auf das Netbook, Auswahl und Umkonvertierung für’s Web, sowie ein paar Fingerübungen auf der Tastatur für etwas Text. Ja, Mädels & Jungs, ihr macht mir Arbeit. Aber keine Sorge, ich mach’s in erster Linie für mich.

Plazza – Parque Francisco Canton Rosado und Catedral de San Gervasio

So gegen 20 Uhr geh ich Richtung Plazza in den Bazar Municipal um Futter zu fassen. Dort ist eine Anhäufung von Läden und Imbissständen im Marktbudenstil rund um Sitzplätzen, aber unter Dach. Als ich am Nachmittag dort war herrschte reges Treiben dort. Jetzt sind nur noch drei Imbissbuden (eine Pizzeria !) und ein paar Schmuckläden geöffnet und es ist mehr als ruhig. Sofort werden mir die Speisekarten entgegengehalten. Ich entscheide mich für die erste Imbissbude – die Anderen sind sauer – und bestelle gemischte Platte a la Yucatan und ein Bier. Die Bedienung macht mir klar das hier kein Bier verkauft werden darf, also Cola. Schade kein FeierabendVerdientBier. Aber schon im „Supermarkt“ war mir aufgefallen das es kein Bier gab. Das Essen war zwar preiswert, aber insgesamt nicht überzeugend. Lediglich die gereichte Soße hatte wirklich superscharfen Pfiff und die Tortillias konnten mich bisher noch nirgends überzeugen.
Auf dem Rückweg zum Hotel entdecke ich das Cafe & Bistro Squimoz. Kaffee & Kuchen keine 50 Meter von meinem Hotelzimmer entfernt. Das wird morgen heimgesucht !! Schräg gegenüber vom Squimoz an der Straßenecke ist eine Bäckerei, dort deck ich mich für das Frühstück ein.

Cafe & Bistro Squimoz
Bäckerei schräg gegenüber

04.02.2010 Donnerstag

Es wird richtig krankhaft mit der Frühaufsteherei. Um die Zeit brauch ich mir gar keine Hoffnung auf einen Kaffee machen. Aber ernährungsmässig bin ich ja versorgt und Mineralwasser tut’s auch. Es scheint wieder sehr warm zu werden, deshalb fahr ich in normaler Textilhose, Wanderschuhen und Motorradjacke Richtung Chichen Itza. Es soll die bestrestaurierte Maya-Anlage Yucatans sein. Mit hab ich wieder Rucksack, Mineralwasser, das unverzichtbare Schmusetüchlein und eine leere Packtasche in die ich dann die Motorradjacke stopfen kann.

Maya-Siedlung

Unterwegs komm ich an einer überraschend gepflegten Maya-Siedlung vorbei und fahr in eine Verkehrskontrolle der Armee. Ist schon merkwürdig an beiden Straßenseiten die kleinen, möglichst grimmig schauenden Pimpfe zu sehen. Die Maschinenpistolen in ihren Händen sind fast zu groß für sie. Aber mit einer Waffe in der Hand wird halt jeder Pimpf groß. Leider gilt das Weltweit. Zu meiner Überraschung werd ich anstandslos an den auf die Kontrolle wartenden PKW vorbei gewunken.
Kurz vor 9 Uhr steh ich vor dem Parkplatz von Chichen Itza und der Typ im Häuschen will von mir 22 Peso. Genau so viel wie für ein Auto. Noch ist es zu früh als das ich schon einen Sonnenstich hätte.
Ich stell das Mopped genau vor seiner Nase an den Strassenrand, pack die Jacke in die Alukiste, schließ Helm und Motorrad mit der Kette zusammen, geh an ihm vorbei und mach ihm deutlich das er gut auf das Motorrad aufpassen soll. Schade das der Photoapparat noch in der Tasche war. Sein Gesicht hät‘ ich gar zu gern im Bild fest gehalten. Dafür jetzt ein Teil von dem, was ich im Bild festgehalten hab:

Ich war wiedermal so früh dran, das noch kaum andere Touristen unterwegs waren. Und auch die Nachfahren der Steinesetzer waren noch damit beschäftigt ihre Stände mit „echtem“ Kunsthandwerk zu füllen.

Farbenprächtig ist es schon.

Der frühe Morgen hatte auch den Vorteil, daß sich die Temperatur mit etwa 30 Grad noch in Grenzen hielt, denn Schatten war auf dem weitläufigen Gelände rar.

Die dunklen, drohenden Regenwolken kamen – zumindest solange ich da war – nicht runter, dafür stieg die Temperatur auf die üblichen 34 Grad. Auch die Besucherscharen nahmen rapide zu, aber dem Ansturm waren dann auf jeden Fall die Souvenierhändler gewachsen, denn auf dem Rückweg zum Ausgang standen längs der Wege die Stände dicht an dicht.

Soviel Besucher kann es garnicht geben um das alles zu kaufen.

Auf jeden Fall, Chichen Itza ist beeindruckend und man muß es gesehen haben wenn man dort in der Nähe ist. Aber die Vermarktung dieser Stätte ist schon enorm, denn wer Anfang April Zeit, Lust und Geld hat, kann nicht nur eine herausragende Stätte der Kultur, sondern an dieser auch diesen Herrn bewundern. Inwieweit er heraus ragt, ist allerdings eine Frage des persönlichen Musikgeschmacks.

Elton John

Auf der Rückfahrt hatte die Armee die Kontrolle immer noch nicht beendet und wieder wurde ich durchgewunken. Die dunklen Wolken wichem einem strahlend blauen Himmel. In Valladolid hatte es über 36 Grad und selbst die leichte Kleidung in der ich unterwegs war, war zum Fahren eigentlich schon zu warm. Deshalb vom Hotel schnell zu Squimoz, dort dann einen Espresso und ein Stück Kuchen, zurück zum Hotel, raus aus den Kleidern, rein in die Badehose und in das nasse, erfrischende Vergnügen.

Den Pool direkt vorm Hotelzimmer – FEIN !
6. Yucatan