15.02.2010 Montag

Alles ist gepackt und die Klappersaki aus ihrem Käfig befreit. Jetzt nur noch von Nancy, David und John verabschieden und es kann losgehen. Sie sind echt traurig das ich jetzt auch losziehe, denn die anderen Amis sind schon seit Donnerstag weg, Bernd seit Samstag und jetzt ich. Die „Community“ ist klein geworden, aber es ist ja Ersatz gekommen, ein Päarchen aus Berlin, vielleicht sind die ja kommunikativer als die sonstigen Gäste. Aber Nancy und David wollen sowieso demnächst nach Valladolid und John bleibt so oder so noch die nächsten zwei Monate im Hotel bevor er auf seine Predigerreise durch den Süden der USA geht.

Diesmal find ich schneller raus aus Merida. Ist ja auch kein Kunststück, denn es geht wieder Richtung Uxmal, bis dann die Strasse zu meinem Etappenziel Campeche abzeigt. Der Himmel ist bedeckt, die Temperatur angenehm und es geht wie gewohnt ziemlich stur geradeaus. An der Grenze der Bundesstaaten Yucatan und Campeche ist doch tatsächlich so etwas wie ein Zoll, heist nur generelle Verkehrskontrolle und ich werd rausgewunken. Die zwei Soldaten die sich um mein Gepäck kümmern sollten sind mehr am Motorrad als an ihrer eigentlichen Aufgabe interessiert. Ein oberflächliches Hochheben der ersten Schicht in den Packtaschen – was in meiner Gepäckrolle, im Rucksack und im Tankrucksack ist interessiert überhaupt nicht – und dann werd ich mit Fragen zum Mopped überschüttet. Die 180 auf dem Tacho beeindrucken sichtlich, ebenso der Hubraum von 650 ccm. Hier in Mexico fahren zwar sehr viele Moppeds rum, dies sind aber in der Regel 125er oder 150er. Größere sieht man ganz selten.
Die zwei Jungs sind ganz nett und man sieht ihnen an das sie zu gerne mal eine Runde mit der KLR drehen würden. Agesehen davon das ich keinen Mexicaner mit dem Mopped fahren lassen darf, da sonst Zoll fälig würde, sie sind halt auch zu klein und kämen mit den Füßen nicht auf den Boden.

Irgendwann tauchen links an der Strasse wieder Hügel auf und das ist für mich willkommener Anlass die MEX 180 zu verlassen und einen kleinen Haken quer durch die Pampa zu schlagen.

Verlockende Hügel

Doch zuerst bieg ich ab nach Hecelchakan, um mir dort etwas zum verspäteten Frühstück zu kaufen. An einer Kreuzung in der Stadt – kann man zu dieser Ansammlung von Hütten und kleinen Häusern eigentlich kaum sagen – find ich doch tatsächlich eine Panaderia und die Kreuzung wird von einem Polizisten überwacht. Bestens, da kann ich mein Mopped ja unbesorgt abstellen.
Nach der Versorgung mit Backwaren erkundige ich mich noch bei dem Polizisten wie ich nach Nohalal komme, denn obwohl nach Karte die Abzweigung schon hinter mir liegen sollte, hatte ich nichts dergleichen gesehen.
Er erklärt mir, ich muß wieder raus aus der Stadt auf die Carettera Federal Richtung Campeche, dann bei der nächsten Retorno in die Gegenrichtung und nach ein paar Kilometern kommt dann die Abzweigung.
Raffniert, Wegfindung ist nur was für Eingeweihte, denn auf der breiten, vierspurigen Carettera Federal mit Büschen auf dem Mittelstreifen sieht man natürlich nicht das auf der anderen Strassenseite eine Abzweigung ist, ganz zu schweigen von eventuell vorhandenen Wegweisern die man ja auch nur von Hinten sähe. Aber gut das ich Spanisch kann ….
Das Verlassen der MEX 180 war goldrichtig. Denn nun geht ein kleines, aber recht gutes Sträßchen fast ohne jeden Verkehr in sanften Kurven zwischen den Hügel durch. Die Landschaft ist nicht mehr so eintönig, es gibt große Felder die mit großen Traktoren bewirtschaftet werden und recht viele Pflanzungen mit merkwürdig kleinen Bäumchen. Avokados nehm ich an.

Sattes Grün
Typisches Haus in Nohalal

Abseits der Strasse liegt Nohalal. Ich fahr durch um die Dorfbewohner zu erschrecken (Quatsch, aus Neugier). Das Dorf besteht fast ausschließlich aus Majahütten und ist wie ausgestorben. Lediglich Hunde und Hühner laufen zuhauf in der Gegend rum.
Am Ortsausgang der nächsten größeren Stadt (Bolonchen) kommt mir ein Motorrad entgegen das wie eine KTM aussieht. Ungläubiges Staunen bei mir, das kann fast kein Mexicaner sein. Also erstmal runter vom Gas. Dem Entgegenkommenden geht es genau so. Im Schrittempo fahren wir aufeinander zu, halten kurz an und verständigen uns, dann parkt er sein Gefährt und ich wende. Wir sind beide gleichermaßen überrascht so mtten in der Pampa einen anderen Motorradreisenden zu treffen.

Phil und seine KTMDR

Es ist Phil aus Canada, der seiner Suzuki DR 650 einen KTM-Vorderbau, sowie einen Acerbistank spendiert hat. Er ist auf den Weg nach Valladolid, von Mexico City aus seit vier Wochen unterwegs und hat bisher auch noch keinen anderen Motorradreisenden getroffen.
Er ist schon viel rumgekommen, meint Mexico sei wunderbar zum Reisen, die anderen Americanas, d.h. Guatemala bis Panama, gefallen ihm nicht, denn da sei man nur ein Geldbeutel auf Beinen. Südamerika dagegen sei dann wieder richtig Klasse. Ich werd richtig neidisch bei seinen Erzählungen, vor allem auch weil er Spanisch kann. Aber er relativiert sofort, so gut sei sein Spanisch auch nicht, obwohl er jetzt ein Jahr bei seiner mexicanischen Freundin in Mexico City gewohnt hat. Außerdem würde ihm in den anderen Lateinamerikanschen Ländern immer gesagt er könne überhaupt kein Spanisch, denn er spräche Mexicanisch. Das beruhigt. Hab ja noch nie eine mexikanische Freundin gehabt, geschweige denn bei ihr gewohnt und kann mich trotzdem ganz gut durchschlagen.
Eine gute Stunde standen wir da auf der Straße rum und haben uns unterhalten. Er wunderte sich über meine riesigen Alukoffer – dabei gibt’s die noch Größer -, denn sowas hatte er noch nie gesehen und frug sofort ob die überhaupt voll sind. Als ich bejahte, konnte er die Welt nicht mehr verstehen. Es klärte sich aber schnell das ich mit kompletter Campingausrüstung unterwegs bin, er nicht. Von daher relativiert sich meine Gepäckmenge doch drastisch. Nachdem ich ihm aber nicht sagen konnte wie lange er noch bis Valladolid brauchen wird, hatte er es plötzlich eilig weiter zu kommen und wir zogen wieder unsere einsamen Bahnen.
In Hopelchen stand wiedermal eine ungewollte Stadtbesichtigung auf dem Programm bis ich die richtige Straße nach Campeche gefunden hatte, aber das Such-den-Weg-Spiel bringt einen mit seiner Fragerei und in falscher Richtung durch Einbahnstraßen fahren ja auch den Leuten näher.
Etwa 30 km vor Campeche war das Loch im Magen so groß das ich es stopfen mußte. Es war gegen 15 Uhr und noch vor dem Abendessen Frühstücken ist ja auch nicht so verkehrt. Ich hielt auf freier Strecke unter einem Baum bei einer Bushaltestelle, nicht weit weg war ein eingezäuntes, sehr gepflegtes Areal mit mehreren Gebäuden die nach Schullandheim oder so was ähnlichem aussahen, aber total verlassen wirkten.
Während ich so an meinem trockenen Brötchen mümmelte, hielt ein Bus, ein Fahrgast stieg aus – mich wundert das immer wieder, wie die fertig kriegen strahlend weise Hemden zu tragen auf denen nicht mal Ansatzweise ein Schweissfleck zu sehen ist -, wir grüßten uns und dann begann ein mehr als halbstündiges Gespräch, obwohl er noch weniger Englisch als ich Spanisch konnte.
Ich erfuhr, das das gepflegte Areal eine technische (Hoch-?)Schule ist an der er unterrichtet, er acht Monate in den USA war und das ich unbedingt Chakmul und Edzna besichtigen müßte. Von mir wollte er wissen wo ich schon überall war, was ich besichtigt hab und wie mir Mexico gefällt, außerdem wie kalt es momentan in Deutschland ist. Als ich mich verabschiedete, warnte er mich noch vor gefährlichen Kurven die nach etwa 5 km kommen würden.

So war es dann auch. Es ging bergab und es kamen richtig schöne Kurven. Sogar alle ordentlich überhöht. Es war eine Geschwindigkeitsbegrenung auf 60, die Autos schwuchtelten noch langsamer und ich zog volles Rohr durch. Die werden alle gedacht haben der spinnt total, aber es war ein irrer Spaß, der leider nach wenigen Kilometern schon wieder vorbei war.
Kurz vor Campeche trübt sich der Himmel ein und es wird deutlich kühler. Aber ein Dach überm Kopf ist schnell gefunden, lediglich das Mopped bekomm ich dort nicht unter. Deshalb erst mal das ganze Gepäck auf’s Zimmer – im Mexicoführer steht, das Hotel Colional sei konsequent technisch unterentwickelt, stimmt, dafür hatte ich seit langem wiedermal einen Schrank mit Kleiderbügeln und Schubladen – und dann zum nächsten bewachten Parkareal gleich um’s Eck. Die Annahme des Motorrads wird jedoch strikt verweigert. Begründung: morgen sei das Parkhaus geschlossen. Auch als ich klarmach das ich das Motorrad erst am Tag nach Manana brauch hilft nicht. Morgen is geschlossen, basta. Immerhin kann er mir den Weg zum nächsten erklären, das ist morgen zwar auch zu, aber ich kann das Motorrad trotzdem stehen lassen und für die zwei Tage soll ich dann 50 Pesos berappen. Gebongt.

Auf dem Rückweg zum Hotel stell ich fest das in der Altstadt relativ wenig los ist und die meisten der Geschäfte geschlossen sind. Merkwürdig, ist doch noch nichtmal 18 Uhr und in einer mexicanischen Stadt so ruhig ? Nach dem Rausschälen aus der Motorradkluft mach ich mich trotzdem sofort auf den Weg zu einem Stadtbummel.

Vorbereitungen
Schöne Tracht

Bei der Kirche an der Plazza ist eine Bühne aufgebaut und man ist Mitten in den Vorbereitungen zum Beginn eines Folkloreabends. Schön, da kann ich ja noch etwas durch die Gegend schleichen und dann Kultur genießen. Einen Straßenblock weiter treff ich auf den Carnavalsumzug, der offenbar gerade seine Endstation erreicht hat bevor er sich auflöst. Ich schau ein Weilchen zu, doch Carnaval hatte ich in Merida ja genug und deshalb will ich wieder zurück zur Folklorebühne. Doch erstmal eiligst zurück zum Hotel und die Regenjacke anziehen, denn es bläst ein eiskalter, heftiger Wind durch die Strassen. Auf halben Weg zu Plazza setzt ein kräftiger Sturzregen ein und der Wind hat an Heftigkeit noch etwas nachgelegt. Deshalb wundere ich mich nicht, das von den Teilnehmern der Folkloreveranstaltung nichts mehr zu sehen ist. Übrig sind nur noch zwei Mann, die eiligst die Reste der PA-Anlage vor dem Regen retten.
Schade, wäre sicher interessant gewesen. So tröste ich mich für den Verlust an mexicanischer Kultur mit einem mexicanischem Abendessen und Bier im nächstgelegenen Restaurant.

16.02.2010 Dienstag

Die Nacht war so kalt das ich unter der dünnen Decke im Hotelzimmer ordentlich gefroren hab. Ich hab mir ernsthaft überlegt meinen Schlafsack auszupacken, aber dann hät‘ ich ja raus in die Kälte müssen. So hab ich mich halt tapfer bis zum Morgen durchgeklappert.
Tatsächlich sind heute fast alle Geschäfte geschlossen und die Altstadt ist praktisch tot. Auch beim städtischen Markt sind nur ein Bruchteil der Buden geöffnet. Muß wohl irgend ein (Carnavals- ?)Feiertag sein, aber bei meinem Streifzug durch die Stadt ist nirgends etwas von Festivität zu entdecken. Im Gegenteil, für eine mexicanische Stadt ist es extrem ruhig.

Menschenleer
Auch zur Kirche geht niemand
Selbst bei der Plazza wie ausgestorben
Plazza
Alles wartet auf zahlende Gäste
Treppen zu den Bürgersteigen
Abreißen oder Sanieren ?
Das wär ein Danaergeschenk

Als Campeche zum Weltkulturerbe erklärt wurde, soll die Altstadt angeblich komlett renoviert worden sein. Aber die Renovierung erstreckte sich wohl hauptsächlich auf den Anstrich der Häuser. Aber das ist nun auch schon über zehn Jahre her ….
So hat die Altstadt wohl bisher nicht den erhofften Aufschwung erfahren. Hinter manch schön gestrichener Fassade lauert der Abbruch und viele der Häuser stehen zum Verkauf oder sind zu mieten.
So wundert es nicht das gestern so wenig in der Altstadt los war und auch am folgenden Tag bin ich vor meiner Abfahrt nochmal durch, aber besonders viel los war nicht.
Die Häuser der Altstadt von Campeche haben zwar große Ähnlichkeit mit denen in der Innenstadt von Valladolid, aber von dem pulsierende Leben und dem Flair ist Campeche weit entfernt. Da konnte ich leichten Herzens nach einem Besichtigungstag wieder weiter reisen.

Strandpromenade
Eine der noch erhaltenen Bastionen
Reste der Stadtmauer
Ehemaliges Haupttor der Stadt
Merkwürdiger Park
Überbleibsel vom Carneval

17.02.2010 Mittwoch

Das Parkhaus hat wieder geöffnet, die KLR ist tatsächlich für 50 Pesos wieder zu haben und da sie jetzt noch ohne Gepäck ist, mach ich geschwind eine Stadtrundfahrt bevor ich sie vor dem Hotel zum Beladen parke. War nicht viel los in der Altstadt, obwohl alle Geschäfte schon länger offen waren. Aber so viel Geschäfte gibt es auch nicht. Die vielen Lücken und runtergelassen Rolltore zeigen deutlich das der Puls der Stadt woanders ist.
So gegen 11 Uhr komm ich los und ausnahmsweise ist diesmal die Wegfindung nicht besonders schwierig. Einfach am Meer lang. Kurz nach Campeche wird es doch tatsächlich hügelig und kurvig, brauchbarer Badestrand ist um Campeche aber wohl rar. Das Wetter macht aber auch nicht besonders an um ins Wasser zu hüpfen, denn es ist bedeckt und kühl und unterwegs überleg ich mir ernsthaft etwas Wärmeres unter die Motorradjacke zu ziehen. Ein Blick auf’s Thermometer hält mich davon ab. Es hat doch 23 Grad, was für ein Weichei bin ich denn ? In Deutschland wär das für mich grad die oberste Grenze der Wohlfühltemperatur.
Bald bieten Straße und Landschaft wieder das gewohnte Bild. Vierspurig, stur geradeaus. Immerhin läßt sich jetzt manchmal ein Blick auf den Strand erhaschen. Schön einsam und tatsächlich so etwas wie Sand mit relativ wenig angeschwemmten Dreck und Tang. Ein kleiner Weg führt von der Strasse zum Meer und da es eh grad Zeit für’s Frühstück ist nichts wie abgebogen und so weit wie möglich zum Meer. Obwohl begrünt, ist darunter doch alles Sand. Beim Versuch zu wenden fahr ich mich fest. Rausschieben ist bei dem Gewicht nicht möglich. O.k. mit etwas mehr Mut zum Risiko wär es wahrscheinlich möglich gewesen sich frei zu fahren, für geübte Sandkastenspieler sicher überhaupt kein Problem, aber ich wollte mir eventuelle schweistreibende Arbeit ersparen, die Temperatur war nämlich inzwischen auf 27 Grad geklettert.

Festgefahren

Also kurzerhand das ganze Gepäck abgeladen. Da der Seitenständer glatt im Sand versank, mußte eine Alukiste herhalten. Schon praktisch die Dinger. Ohne Gepäck war es kein Problem die KLR zu befreien, auf festeren Grund zu fahren und das ganze Gepäck wieder zu verstauen. War ein schönes Plätzchen, fast ideal zum Wildcampen, nur etwas zu nah an der Strasse und es war ohnehin noch zu früh um die Etappe zu beenden. Aber sowas läßt hoffen das ich das ganze Campinggerödel nicht umsonst mitschleif.

Brauchbarer Strand
Schönes Plätzchen

Von der dann auf der anderen Strassenseite liegenden riesigen Laguna de Terminos war leider nur ab und zu ein kurzer Blick zu erhaschen. Erst bei der Fahrt über die 4 km lange Puenta La Unidad, die eine der Verbindungen der Lagune mit dem Meer überwindet, war etwas von diesem riesigen Teich zu sehen.
Leider konnte auf der Brücke nicht gehalten werden um ein Photo zu machen, ebensowenig wie auf der 5 km langen Puente Zacatal unterhalb von Ciudad del Carmen, die in hohen Bogen die See überspannte.
Puente Zacatal war Mautpflichtig, doch Motos waren auf der Preisliste gesondert aufgeführt und so kam ich mit 16 statt 34 Pesos davon.

Zwischen Campeche und Tabasco war wieder eine „Zollstation“. Doch die Soldaten hockten hinter ihren Sandsäcken und palaverten. Kontrolliert wurde niemand.
Kaum hatte man die Grenze hinter sich, sah man wieso es heist Tabasco ist ein Land unter Wasser.
Riesige Wasser- und Sumpfflächen bedecken das Land. Kein Wunder das 2007 nach schweren Regenfällen 85% des Landes unter Wasser stand. So viel weniger kann es im „Normalzustand“ auch nicht sein, trotzdem hoffe ich das ich hier nicht als Regenmacher wirke.

Wasser so weit das Auge reicht
Auch in die andere Richtung ändert sich nichts

Etappenziel heute war Frontera. Weder Stadt noch Hotel waren ein Photo wert. Eigentlich schade, denn Frontera liegt am größten Fluß Mexicos und der ist wirklich breit, aber von der Stadt aus hat man nicht mal einen guten Blick auf den Fluß.

18.02.2010 Donnerstag

Die Brücke die über den Fluß führt bietet wirklich eine gigantische Aussicht, aber leider auch keine Möglichkeit zum fotographieren. Gigantisch ist aber auch die Maut die mir abgeknöpft wird. 64 Peso, dafür bekomm ich sonst ein ordentliches Abendessen.

Wasser unten und von oben

Sehr weit hab ich mir das heutige Etappenziel nicht gesetzt und das ist auch gut so. Es dauert nämlich nicht lange und mir wird gezeigt das Wasser ja von irgendwo herkommen muß, ist ja klar, von oben.
Die Strasse führt in einigen Kilometern Abstand der Küste entlang und ab und zu führen Stichstrassen zu Playas. Nässer als ich schon bin kann ich eh nicht mehr werden und so führt mich meine Neugierde immer wieder auf diese Abwege. Trotz grauen Himmels und Regen könnt ich mir vorstellen an so einem Strand bei Sonnenschein meinen Körper stundenweise ins Licht zu halten, aber wenn auch häufig Restaurants und Cabanas vorhanden sind, so ist doch alles geschlossen. Die Saison hat anscheinend in dieser Region noch nicht begonnen. Kein Wunder, völlig durchnäßt können einem 28 Grad schon verdammt kalt vorkommen.

Noch völlig verlassen

Etwa 10 km vor Paraiso komm ich durch einen Ort der nur aus einer langen Aneinanderreihung von Restaurants beidseits der Stassen zu bestehen scheint. Alle preisen sie ihre Fisch-, Austern-, Krabben- und Schrimpspezialitäten. Das Gewässer (Fluß, oder Lagune) muß sehr ergiebig sein, denn schon vorher wurden einem von Strassenhändlern Stöcke an denen so Getier hing vor die Nase gehalten.
In Paraiso lauf ich so gegen 14 Uhr ein. Die Suche nach einem bezahlbaren Hotel ist nicht sonderlich ergiebig. Die zwei die ich finde – abgesehen vom riesigen Holyday Inn am Rand der Stadt – wollen 375 bzw. 450 Peso für die Nacht. Eindeutig überzogen, den Paraiso hat außer der hübschen Kirche nicht mehr viel zu bieten, aber es macht mir eine zusätzliche Freude, denn es hört auf zu regnen.

Außergewöhnlich hübsche Kirche

Ich fahr daher 6 km nach Puerto Ceiba zurück, denn dort hatte ich Werbeschilder eines Hotels gesehen auf denen einmal für 300 und auf dem Anderen für 200 Peso das Zimmer angepriesen wird. Außerdem „we speak englisch“ und Internet. Von „we speak englisch“ ist bei meiner Ankunft nichts zu hören, aber das brauch ich ja auch nicht, denn das Hotel macht einen ansprechenden Eindruck und ich bekomm ein riesiges Zimmer für 200 Peso. An Einrichtung ist zwar nur Bett, Tisch und Stuhl vorhanden, aber genug Platz um sich auszubreiten.

Großer, grüner Hotelinnenhof
Swimmingpool, leider noch ohne Wasser

Das Zimmer muffelt zwar recht stark, aber das bin ich bereits von etlichen Hotels in Mexico gewöhnt. Mit dem Lüften habens die nicht so, d.h. wenn kein Gast selbst lüftet bleiben die Fenster halt wochenlang zu. Die Bauweise und das Klima fördern Schimmelbildung ohnehin. Also erstmal Fenster und Tür aufgerissen. Auch das Bad hat ausnahmsweise ein Fenster zu einem großen Belüftungsschacht und ist natürlich zu, aber nicht mehr lange. WLAN funktioniert tatsächlich, wenn auch sehr schwach. Trotzdem kann ich in den nächsten Tagen tatsächlich gelegentlich per Skype kommunizieren.

Nachdem ich mich häuslich eingerichtet hab, geh ich mit dem Motorrad auf Sightseeingtour.

Woher kommt die Kokosmilch ?
Häuschen unter Palmen
Wieder Land mit reichlich Wasser
Anderswo träumt man davon
Außer Sonnendächern keine Infrastruktur
Wassertiere

Ich fahr Richtung „Restaurantdorf“ und komm dabei an den berühmten Kühen vorbei die die Kokusnussmilch liefen, hübschen und weniger hübschen Häusern, natürlich auch wieder an Land unter Wasser und erkunde den nächsten Strand. Die von den Restaurants angepriesenen Spezialitäten kann man natürlich auch kaufen und selbst zubereiten.

Am Ortsrand von Puerto Ceiba steht ein merkwürdiges Betongebilde und weckt meine von Natur aus unterentwickelte Neugier. Dahinter verbirgt sich nicht wie zuerst vermutet ein Friedhof, sondern ein riesiges, sehr gepflegtes Areal, dessen Sinn sich mir nicht erschließt. Menschenleer, extrem gut gepflegt, offenbar mit Seepromenade und Bootsanlegestelle, sowie großen Betonskulpturen ringsum.
Ich bin platt wofür hier sicher nicht unerhebliche, steuerliche finanzielle Mittel eingesetzt wurden. Das kann doch kaum die Plazza von Puerto Ceiba sein, denn der Ort hat sicher kaum mehr – wenn überhaupt – als 1000 Einwohner und macht nicht gerade den reichsten Eindruck.

In Beton gegossen
Blick vom „Festungstor“
Pavillion
Seepromenade

Als ich am Nachmittag im Hotel eingecheckt hab, war ich so ziemlich der einzige Gast und da es auch weit ab von der Hauptstrasse liegt, hab ich mir eingebildet ich würde mal eine ruhige Nacht verbringen. Aber als ich wieder ins Hotel einlauf, hat sich dort eine Horde Jugendlicher – offenbar eine Schulklasse – breit gemacht. Mit Ruhe war lange nichts …

20.02.2010 Samstag

Gestern hab ich einen „Hausarbeitstag“ eingelegt. War nur kurz in Paraiso zum Einkaufen, dann Wäsche und mich gewaschen, die Webseite mit „Merida“ gefüttert und einen Backup meiner Photos auf dem FTP-Server gemacht. Da ich einen FTP-Client verwende der abgebrochene Up- oder Downloads nicht wieder aufnimmt, eine stundenlange Prozedur wegen der dauernd zusammenbrechenden WLAN-Verbindung.
Dafür mach ich heute wieder etwas auf Kultur und besichtige die Maya-Siedlung Comalcalco, die komplett aus Ziegeln aufgebaut wurde.

Tempolo 1
Inmitten umgebender Bauten und sehr gepflegtem Areal
Gran Acropolis
Blick von Gran Acropolis in die Umgebung

Complejo B ist so groß, das es wohl nur ein Luftbild einen guten Eindruck davon vermitteln kann.
Die Besichtigung ist wieder sehr Schweßtreibend, da ich in voller Montur unterwegs bin, denn nach der Besichtigung will ich noch die Strandstrasse Barra de Tupilco westlich von Paraiso lang, die durch herliche Landschaft führen soll und gemäß Strassenkarte größtenteils ungeteert sein soll.
Zuerst komm ich zu einem Servicehafen von Pemex, der staatlichen Ölgesellschaft, werd aber sofort von der Polizei angehalten und auf den richtigen Weg geschickt.

Winziges Kranschiff

Die Barra de Tupilco fahre ich etwa bis zur Hälfte, aber die Landschaft bietet nichts Neues und ist auch fahrerisch nix besonderes, denn was ich unter die Räder bekomme ist eine Asphaltstrasse mit vielen Topes an den unmöglichsten Stellen. Wieder führen gelegentlich Stichstrassen zu Playas und an einer dieser Playas muß ich den besserwisserischen Deutschen raushängen.
Ein PickUp hat sich im Sand festgefahren, die vier Mitfahrer springen von der Ladefläche und schauen seelenruhig zu wie der Fahrer beim Befreiungsversuch die Karre immer weiter eingräbt. Da kann ich einfach nicht zusehen.
Ich bedeute ihnen sie müssen was vor die Räder legen. Sie schauen mich ungläubig an, dann läuft tatsächlich einer los, holt einen grossen Stein, schmeißt ihn vor ein Hinterrad und der Fahrer geht sofort auf’s Gas. Folge ist lediglich Gestank nach gequälten Gummi und Rauch. Auch eine Art einen Burnout zu machen. Bevor der Reifen Feuer fängt gibt der Fahrer auf.
Ich beug mich ins Fahrerfenster und bedeute dem Fahrer er soll mir die Fußmatte rausgeben. Es dauert eine ganze Weile bevor er begreift was ich will, dann gibt er sie mir und schüttelt dabei den Kopf. Dann will ich auch noch die der Beifahrerseite haben, einer der Mexicaner zieht sie dann tatsächlich aus dem Auto. Den Sand vor den Hinterrädern etwas zur Seite geräumt, Fußmatten davor gelegt und dann wink ich die zusehende Meute her zum Schieben. Nach zwei Fußmattenaktionen ist die Karre frei.

Befreiungsspur
Ölbohrtürme in Sichtweite
Staatsdiener beim Fitnesstraining
Futuristisches Strandrestaurant
9. Campeche & Tobasco