18.03.2010 Donnerstag
Ziel des heutigen Tages ist Angangueo, denn dieser Ort soll ideal sein um eines der drei Reserva Mariposa Monarcha zu besichtigen. Dort überwintern tausende von Monarchfalter und im Februar/März beginnt bei warmen Wetter die Paarung. An warmen Tagen soll in der Luft ein einziges Kopulieren sein. Nach dem Akt fallen die Männchen tot zu Boden und bilden darauf einen gelben Teppich. Das Reservat liegt zwar nicht auf meinem Weg nach Norden, sondern quasi auf der anderen Seite von Cuidad Mexico, es klingt allerdings interessant genug um dort hin zu fahren.
Doch zuerst mal von Allen verabschieden, zuvor aber erst noch Büchertausch mit Jörg. Jetzt hab ich wieder was zu lesen falls mir wegen ereignislosen Tagen Abends mal langweilig ist …..
Der kürzeste Weg wäre direkt durch Cuidad Mexico durch, bzw. auf der Ringautobahn außen rum. Wegen der Gefahr des totalen verfransen im Verkehrsgewühl und der bekannt guten mexicanischen Beschilderung gehe ich dieses Risiko aber nicht ein, sondern wähle den Weg über Pachuca, Actopan nach Tula auf der Schnellstraße. Nach ein paar Orientierungsstops find ich auf die auch. Diese ist Gebührenpflichtig und ich muß bei der Einfahrt eine Karte mit Magnetstreifen aus einem Automaten ziehen. Mit Hilfe von ein paar Mexikanern gelingt mir das schließlich auch.
Die Strasse ist wie eine deutsche Autobahn, jedoch fast völlig ohne Verkehr, führt in großem Bogen um Cuidad Mexico herum und durch eine Landschaft die nichts Aufregendes zu bieten hat. Als ich die Schnellstraße bei Tula verlasse, muß ich 106 Peso hinlegen. Ganz schön heftig für nicht mal 100 Kilometer. Kein Wunder das die Straße so leer war, aber immerhin kam ich schnell und ohne mich zu verfahren voran. Nur etwas kühl war der Fahrtwind trotz strahlend blauem Himmel bei unzulässigen 130 km/h.
In Tula gibt es wieder eine Zona Arqueologica – mutmaßliche Hauptstadt der Tolteken -, doch ich spar mir die Besichtigung und Kletterei auf Pyramiden diesmal um heute mal mein Tagesziel zu erreichen.
Doch ich hätte mir die Anlage ruhig ansehen können, denn in Tula verfahr ich mich derart gründlich, das ich irgendwo in der Pampa lande statt auf dem Weg nach Jilotepec.
Also den ganzen Weg wieder zurück und neuen Anlauf als Pfadfinder nehmen. Diesmal find ich einen Wegweiser nach Tepeij del Rio, verpass aber die Abzweigung nach Jilotepec, lande in Tepeij und muß deshalb wieder zurück. Scheint heute nicht so mein Tag zu sein. Die lange Faulenzerei hat meinen Spürsinn wohl etwas eingeschläfert.
Zwischen Jilotepec und Atlacomulco scheinen sich alle Schrottplätze bzw. Autoverwerter Mexicos zu versammeln. Es ist eine ebene Landschaft und so sieht man Kilometerweit nur Altmetall. Zwischendrin im Nichts erscheint plötzlich ein Metallwaren „Outlet“. Links und rechts neben der Strasse reit sich Verkaufsstand an Verkaufsstand, Lagerhalle an Lagerhalle. Von einer Ortschaft ist nichts zu sehen.
Verkauft werden Zuber, Zinkbadewannen, Ofenrohre, Dachrinnen, natürlich auch gebrauchte Autoteile aller Art, etc. und zwischendrin tauchen als bunte Farbtupfer auch Artesanialäden auf. Etwa zwei Kilometer lang ist dieses Warenhausdorf und dann ist ringsum wieder das Nichts bzw. Schrottplätze.
Zwischen Atlacomulco und El Oro wird die Landschaft wieder bergig, das Fahren macht mehr Spaß, aber der Himmel bewölkt sich und es wird deutlich kühler. Durch El Oro Richtung Maravatio find ich überraschender Weise schnell. Die Straße gewinnt in Serpentinen schnell Höhe und dann geht es schön kurvig die Berge entlang, durch ein paar hübsche kleine Dörfer, bis zur Abzweigung nach Angangueo. Ab dort steigt die Straße praktisch nur noch. Die Bewölkung hat sich inzwischen zu einer schwarzen Wolke verdichtet und es wird bitter kalt.
Als ich in 2900 Meter Höhe bei der Einfahrt zum Reservat ankomme, meldet mir mein Schlaule grad noch 10 Grad. Das Kassenhäuschen ist verlassen, die Absperrkette hängt herunter, soll ich oder soll ich nicht ? In Anbetracht der drohenden Regenwolke und der schon fortgeschrittenen Uhrzeit – es ist inzwischen kurz vor halb sechs – lass ich es bleiben und fahr nach Angangueo runter. Unterwegs deucht es mich schon etwas Merkwürdig. Links und Rechts der Straße liegen große Schlammberge, teilweise ist auch die Strasse mit Schlamm bedeckt und manchmal bis zur Hälfte abgebrochen und den Hang runter gerutscht. Sieht verdächtig frisch aus das Ganze. Als ich dann in den Ort einfahr, fahr ich mitten in die Katastrophe. Zusammengestürzte und halb im Dreck begrabene Häuser, die Strasse mit Erde und Geröll bedeckt, Bagger schaufeln Häuser frei, dazwischen verzweifelte Menschen und viel Polizei die wohl Plünderungen verhindern soll. Es fängt leicht an zu Regnen und ich dreh wieder um.
In San Jose del Rincon versuch ich ein Hotel zu finden, frag einen Polizisten danach, der schickt mich in die Innenstadt, doch die Durchfahrt ist von der Polizei wegen einer mitten auf der Hauptstrasse aufgebauten Kirmes gesperrt und weder Rechts noch Links gibt es einen Weg vorbei. Witzbold.
Also fahr ich wieder im Kreis herum nach El Oro zurück, das ist zwar eine größere Stadt, aber letztlich ein Kaff, hat nicht mal einen Supermarkt und nur ein Hotel, das aber nicht besonders vertrauenserweckend aus sieht. Ca. 3 km vor El Oro war ein Hotel mit Restaurant, dort fahr ich hin.
Das Zimmer ist mit 300 Peso zwar recht teuer und das Restaurant geschlossen. Trotzdem bleib ich, muß allerdings nochmal nach El Oro um mir etwas für das Abendessen und Frühstück zu kaufen. Eine Panaderia und einen Lebensmittelladen zu finden ist garnicht so einfach, aber mit Hilfe freundlicher Einheimischer gelingt auch das und so muß ich nicht hungrig ins Bett.
19.03.2010 Freitag
Frische 12 Grad hat es am Morgen im Hotelzimmer, doch heute ist der Himmel wieder strahlend blau.
Der nächste Versuch die Schmetterlinge bei der Paarung zu beobachten wird gestartet. Heute wirkt die Landschaft schon viel freundlicher und erinnert mit den Nadelbäumen an den heimatlichen Schwarzwald, ist halt alles nur weit über 1000 Meter höher.
Heute ist das Kassenhäuschen besetzt. Der Eintritt soll 30 Peso kosten, dann muß man auf einer Schotterpiste noch ca. 2 km bis zum Parkplatz. Von dort kann man mit dem Pferd weiter oder muß zu Fuß auf 3100 bis 3200 Meter aufsteigen.
Pferde sind zwar schöne Tiere, doch ich mißtrau ihnen und fühl mich auf einem Pferderücken nicht sonderlich wohl. Mich in Motorradklamotten und Endurostiefeln an den Aufstieg zu machen ist auch keine verlockende Alternative. Also verzichte ich darauf Voyeur zu spielen, obwohl mir sicherlich ein eindrucksvolles Schauspiel entgeht.
Heute muß ich zwangsläufig durch Angangueo durchfahren und trotz des schöneren Wetters ist der Anblick immer noch bedrückend. Der obere Teil des Ortes ist fast vollständig zerstört oder die Häuser sind vom Einsturz bedroht. Trotzdem läuft auf der Straße der Durchgangsverkehr als sei alles völlig normal. Nur die Polizei beobachtet mit Argusaugen jedes Fahrzeug.
Etwa zwei Kilometer zieht sich die Schneiße der Verwüstung das Tal hinab. Im eigentlichen Ortskern gibt es keine Zerstörungen, lediglich ein paar Häuser die direkt am Bach stehen sind derart unterspült das ich dort nicht hinein gehen würde.
Zwischen Zitacuaro und Ciudad Hidalgo führt die Strasse durch eine Ebene, aber immer in Sichtweite von schönen Bergen rechts und links der Strasse.
Der Verkehr ist recht stark, muß zum Glück nicht durch Ciudad Hidalgo durch, sonder wird über eine Umgehungsstraße drum herum geführt. Von dieser hat man einen schönen Blick auf die in der Ebene liegende Stadt. Bei Huajumbaro biegen alle Lastwagen, Busse etc. nach rechts ab, denn geradeaus weiter geht es direktemang ins Motorradfahrerparadies. Am ersten mir in Mexico begegnenden ausgebauten Aussichtspunkt stehen zwei Vans aus Kanada. Die beiden Ehepaare erkundigen sich bei mir wie lange sie noch bis zum Reserva Mariposa Monarcha fahren müssen. Als ich ihnen ca. zwei Stunden nenne, sind sie entäuscht das es noch so lang dauert und beschweren sich über die hinter ihnen liegende kurvige Strecke die ein zügiges Vorankommen verhindert. Ich grins mir eins. Klasse wenn weiterhin kein kanadischer Highway vor mir liegt, sondern das Kurvengetümmel weiter geht.
Kurz nach der Weiterfahrt kommen mir drei Hängetittenguzzis im Tiefflug entgegen. 1200er GS im Teuertechtrim. Der erste Fahrer hat eine Sicherheitsweste an. Wird wohl der Tourguide sein, kennt sicher die Strecke und kann deshalb derart heizen. Es wird kurz gegrüßt, doch nicht angehalten. Typisch Autofahrer, denk ich mir. Kurz darauf kommt nochmal ein Pulk von sechs oder sieben BMW. Allesamt neuere Hängetitten, aber nicht nur GS. Mit Packtaschen sind alle ausgerüstet, manche haben sogar noch eine Gepäckrolle aufgeschnallt. Es wird wieder gegrüßt, aber nicht angehalten. Scheiß Deutsche auf geführter Mexicotour ist mein Gedanke, doch ich soll mich irren …
Schön kurvig, auf wunderbaren Belag geht es über fast 70 Kilometer, nur durch ein Dorf und ohne Topes (!) dahin. Ab und zu schrappelts in den Kurven. Muß bei Gelegenheit mal nachsehen wo ich Metall abfeil.
Links und rechts der Straße gibt es allerhand zu sehen, doch meistens entscheide ich mich dafür die nächste Kurve an zu peilen. Wenn der Hinterreifen eh schon bald glatt ist, sollen die äußersten Stollen wenigstens auch noch Fahrbahnkontakt bekommen.
Gegen 17 Uhr lauf ich in Morelia ein, darf mein Mopped durch die Hotellobby fahren und im Innenhof parken. Nur das Gepäck muß vorher runter, sonst komm ich nicht durch die Tür.
Am Abend muß ich natürlich sofort meinen ersten Streifzug durch die Stadt machen und der erste Eindruck ist mehr als nur vielversprechend.
Schöne Häuser, viele Jugendliche unterwegs, im Park tanzt eine Gruppe in merkwürdiger Tracht mit Masken eine Art Stepptanz. Scheint ein Familienclan zu sein, denn wenn sie sich zur Verbeugung aufreihen sind sie wie die Orgelpfeifen geordnet.
Vor einem der Arkadenrestaurants parken doch tatsächlich zwei aufgepeppte Autos auf zwei Rädern und haben mexikanische Nummernschilder !! Es gibt Leute mit zuviel Geld in dem Land. Gut, der reichste Mann der Welt soll inzwischen ja auch ein Mexicaner sein.