20.03.2010 Samstag

Frühstück ist im Übernachtungspreis von 220 Peso enthalten, allerdings kaum der Rede wert. Pro Person gibt es zwei Scheiben Toastbrot und Margarine, sowie Kaffee oder Tee bis der Vorrat zu Ende ist. Der Kaffee ist allerdings nicht besonders gut, aber immerhin heiß und besser als Keiner. Viel wichtiger ist aber das dieses Hostel ein WLAN zur Verfügung stellt. Der Empfang im Zimmer ist zwar nicht besonders gut und führt immer wieder zu Unterbrechungen, aber man kan ja draußen im Hof arbeiten. Jetzt bin ich guten Mutes endlich mit meinen Berichten wieder UpToDate zu werden, doch ich irre mich ja häufiger ….

Bevor ich mich an den Comuter setz ist erstmal ein Stadtbummel fällig. Gegen halb elf mach ich mich auf den Weg, kaum etwas los in den Strassen. Ist ja auch kein Wunder, kein vernünftiger Mexicaner ist zu den heißen Tageszeiten wie ich unterwegs. Denn auf rund 1900 Metern Höhe um diese Zeit schon 27 Grad ist ja recht ordentlich.

Auf den Weg ins Zentrum
Justizpalast …
… Innenhof ..
.. Arkaden davor

Der Justizpalast beherbergt auch ein Museeum. Darin sollen u.a. auch etwas makabere Bilder von Hingerichteten zu sehen sein. Mir reichen die symbolisch Aufgehängten. Aber die Mexicaner haben ja eh einen reichlich makaberen Umgang mit dem Tod.

Direkt nebenan ist ein Modeladen in einem schönen, nachträglich überdachtem Innenhof. Was sich hinter den Eingängen der Häuser verbirgt ist nur raus zu bekommen indem man einfach hineinstiefelt. Entweder landet man bei einem Portier/Security der einen nicht weiter lässt, vor einem Gitter das wenigstens den Blick auf einen mehr oder weniger schönen Innenhof freigibt, oder in irgend einer Behörde, Universitätsseminar, oder eben Läden, Restaurants usw.
Da Morelia auch zum Weltkulturerbe gehört, sind an den Fassaden – wenn überhaupt – nur sehr dezent Schilder angebracht. Einerseits ist das gut, weil dadurch nicht das Bild durch Werbeplakate, Leuchtreklamen etc. zerstört wird, anderseits ist es schwierig etwas zu finden, denn man kann zig mal an etwas was man sucht vorbeilaufen, ohne es jemals im ersten oder gar zweiten Innenhof vermuten würde.

Abends ist hier mehr los
Es darf geraten werden was das ist
Diesmal bei Tageslicht
kleine Fußgängerzone
sehr junge Braut am Fuente las Tarascas
El Acueducto
Die nächste Braut
Historische Gasse

Der Park, bzw. die Brunnen an der Plaza Villalongin scheinen bei Brautpaaren sehr beliebt zu sein. Ist ja auch eine romantische Ecke mit dem Äquadukt, den kleinen Gassen und Parks ringsum. Möglicherweise sind aber auch die drei einen Früchtekorb tragenden halbnackten Taraskerinnen ein Symbol für Fruchtbarkeit …

Innenhof
Geldverleih
Privater Innenhof
Innenhof
Rathaus und Post
Las Monjas
Solider Einlassverwehrer
Freßgasse
Palaco de Gobiemo
Fußballfans
Markante Wasserspeier
Innenhof
Finden sie den richtigen Weg ?
Cafe
Nebenstraße
Treppenhaus des Theaters
CIMG1831
Kein Restaurant o.ä. !!
Historisches Wohnhaus
Artesanialaden
Kathedrale
Silberschatz hinter Panzerglas
Buntes im Klosterhof
Cafe
Uni, Seminargebäude Innenhof
dito, zweiter Innenhof
dito, typisches mexicanisches Wandgemälde
El Carmen
Erklärt sich selbst
Innenhof davon, jetzt Uni
Mercado de Dulces y Artesanias

Von den Ständen in dem Mercado wollte ich noch mehr Bilder machen, aber der Akku war leer. Da ist beim Stadtrundgang wohl die Begeisterung mit mir durch gegangen, denn hier sind ja noch nicht mal alle Bilder. Mir blieb nichts anderes übrig als ins Hotel zurück und den Akku laden. Es war ca. 18 Uhr als ich wieder im Hotel war und der Akku lädt SEHR gemütlich. Mist, ist grad die Zeit wo das Leben in der Stadt beginnt und am Nachmittag hatten sie vor der Kathedrale angefangen eine PA-Anlage auf zu bauen.

Als ich kurz vor 21 Uhr vor der Kathedrale bin ist die Av. Madero Poniente schwarz vor Menschen und ich hab grad noch das Vergnügen einem Tänzerpaar beim Tango zu zu schauen, danach kann ich nur noch allen sich auf der Bühne versammelnden Künstlern zum Abschied Beifall spenden. Während sich die Zuschauermenge so allmählich zersträut, schiebt sich tuckernd eine alte BMW durch die Massen und stellt sich neben mehrere geparkte neue Modelle.

Oldie-BMW und stolzer Eigner
BMW-Club

Ich sprech den Fahrer an – er kann zum Glück Englisch – und erfahre das an diesem Wochende ein Treffen der BMW-Clubs in Morelia stattfindet. kein Wunder das mir hier soviel Gummikühe über den Weg gelaufen sind. Als er erfährt das ich Deutscher bin, Motorrad fahre, aber keine BMW sondern Guzzi, ernte ich nur erstaunte, mitleidige Blicke. Die Herschaften hatten offensichtlich noch nie ein richtiges Motorrad unter dem Hintern.

Die Menschenmenge hat sich inzwischen Richtung Plaza de Armas verschoben und dort ist auch viel geboten. Die Stepptänzer treten wieder auf, junge Leute laufen in historischen Kostümen durch die Gegend und eine schön kostümierte, Wolfsmasken tragende Gruppe hüpft zu einer Art Guggenmusik wild in der Gegend rum. Leider hab ich es immer noch nicht im Griff mit meinem Photoapparat brauchbare Nachtaufnahmen zu machen, deshalb ist die Ausbeute an Bildern auf denen etwas zu erkennen ist, mehr als Bescheiden.

Wolfstänzer
ohne Maske, dafür mit Polzeischutz
Kostümträger

Der Trubel auf der Plaza dauert noch an als ich mich gegen halb elf Richtung Hotel entferne. Keine Zeile weiteren Bericht geschrieben, dafür einen Haufen Bilder und Erlebnisse mehr …..

21.03.2010 Sonntag

Nach dem Frühstück führt mich der erste Weg dorthin wo gestern mein Photoapparat wegen Energiemangel gestreikt hat, zum Mercado de Dulces y Artesanias. Die Artesanias interessieren mich weniger, aber die Süßigkeiten haben es mir angetan.

Süße Verführer ..
.. noch mehr davon
Wo, was kaufen ?
Alles Handgefertigt ?

Morelia ist berühmt für seine Süßigkeiten, die zudem auch sehr gesund sein müssen, denn sie enthalten alle einen hohen Fruchtanteil. Denn Zucker lassen wir bei dieser Betrachtung mal außen vor. Am liebsten würde ich ja alles probieren, begnüge mich dann aber mit Ates. Angeblich hergestellt aus Mango, Tamarinde, Guyaba, Chili, Zucker, Salz. Schmeckt im ersten Moment etwas merkwürdig, aber wenn man sich daran gewöhnt hat schreit’s nach mehr. Beim Essen hier in Mexico muss man sich ja eh auf das Seltsamste gefasst machen. Ich denke da nur an das gesalzene Eis, oder man greift beim Bäcker nach einem Stück was außen mit Zucker bestreut ist, innen jedoch eine scharfe Hackfleisch oder Gemüsefüllung enthält.

Las Rosas
Las Rosas
Jardin de Las Rosas
Selten, Straßencafes

Nur ein paar Schritte vom Mercade entfernt ist der Park Las Rosas, in dem regelmäßig am Wochenende lokale Künstler ihre Werke ausstellen und zum Verkauf anbieten. Es herscht eine sehr relaxte, angenehme Atmosphäre, die ich in einem der Straßencafes nebenan so richtig genieße.

Beim Gang in die Stadt hab ich mich schon gewundert warum die Hauptstrasse so völlig ohne jeden Verkehr ist. An der Plaza wird mir klar warum. Es ist Radfahrtag. Die Straße gehört heute den Fahradfahrern, Skatern und allem was keinen Motor hat. Auch ein Fahradverleih ist an der Plaza. Selbst die Polizei muß heute ihren Dienst mit dem Drahtesel verrichten. Ob sie sich die Fahrräder auch dort geliehen haben ??

Fitnessvorführung
Noch mehr Fußgänger als Radfahrer
Diensträder

Beim Schlendern durch die Seitenstrassen komm ich an einem schönen Restaurant vorbei, sowie am Museo del Estado. Da mir nicht klar ist was sich dahinter verbirgt, heute der Eintritt frei ist und mich die Dame am Eingang förmlich zum Eintritt nötigt, widersetz ich mich ihr nicht. Es ist so eine Art Heimatmuseeum. Ausgestellt ist die komplette Einrichtung einer alten Apotheke, alte Werzeuge und Landwirtschaftsgeräte, Trachten – leider darf man die schönsten nicht fotographieren – und Fundstücke der hier lebenden alten Kultur. Bis auf die Trachten nicht sonderlich interessant

Regionale Tracht
San Agustin
Prunkvoll
Spendensammler
Einheitsspeisekarte & Preise
Garküchen
Innenhofrestaurant

Unmittelbar in Nähe der Kirche San Agustin sind in L-Form Arkaden, die mindestens zwanzig „Restaurants“ ein Dach bieten. Alle haben bieten das Selbe. Speiseangebot und Geschmack – hab einmal dort gegessen – reißen einen aber nicht vom Hocker, sind aber von den Einheimischen gut nachgefragt.

Gazpachos

Eine viel interessantere Speisequelle sind die Anbieter von Gazpachos. Dies ist ein Fruchtsalat aus Mango, Ananas und/oder Papaya mit Orangensaft, Käse, Chili und Salz. Klingt furchtbar, schmeckt aber gut und diesem Vergnügen hab ich mich mehrmals hingegeben.

Beim Streifzug durch die Stadt find ich immer wieder schöne Innenhöfe. Was mir noch auffällt ist die Häufung von großvolumigen Motorrädern. Selbst die Polizei ist hier mit deutlich mehr als 125 oder 150 ccm unterwegs.

Privater Innenhof
dito.
Strassenszene
Z1000 Polizeikawa
Sauteure Harley
Seltsame Fahrzeuge
Harleytreiber
Polizei- oder Privatmotorrad ?

Beim Fotographieren der Porsche-Harley komm ich mit einem älteren kanadischen Paar ins Gespräch. Sie waren natürlich auch schon öfter in Mexico, sind aber zum erstenmal in Morelia und haben auch das Umland erkundet. Nicht weit entfernt gebe es einen See mit einer Insel, auf der Indiodorf ist, sehr schön, dann gäbe es noch das Bergdorf Tirpetio mit wunderschöner Aussichtslage und dem alten Kloster und die alte Stätte Tzintzuntzan und …. Ich muß sie stopen. So viel Zeit wie ein kanadisches Rentnerehepaar hab ich nicht um mir alles ringsum an zu schauen. Mir reicht die Zeit ja nichtmal für Morelia, obwohl ich schon zwei Tage verlängert hab. Bis zur Barranca del Cobra sind es noch weit über tausend Kilometer, dort muß ich unbedingt noch in diesem Fühling hin. Von da dann auf die Baja California und dort einen sicheren „Übersommerungsplatz“ für mein Mopped finden. Mir rennt die Zeit davon und so ganz allmählich muß ich Strecke machen, obwohl ich es in Morelia und Umgebung sicherlich noch ein paar Wochen aushalten würde.

Plaza de Armas
Unter dem Zelt tanzt Nachts der Bär
Aufbau für die Abendveranstaltung
Clowns fehlen nie

So ganz allmählich füllt sich die Plaza und beim Pavillion wird bestuhlt und eine PA aufgebaut. Da tut sich heute Abend also noch was. Ich streif noch etwas rum, guck mir ein Restaurant für’s Abendessen aus und geh dann wieder zur Plaza zurück.
Ein Orchester hat sich im Pavillion breit gemacht und spielt populäre klassische Musik. Das kommt beim Publikum nicht schlecht an, denn die aufgestellten Stühle reichen nicht. Ich zwäng mich auf einen freien Platz auf einem Brunnenrand, hör fast zwei Stunden zu und beobachte das Publikum. Als der Magen sich immer mehr zu Wort meldet geh ich Essen, genehmige mir etwas vom mexicanischen Bufet und danach geht es zurück ins Hotel.

Orchesterkonzert im Park
Hier hab ich gespeist ..
und mich aus diesen ..
und diesen Töpfen bedient

23.03.2010 Dienstag

Die letzten beiden Tage in Morelia sind wie der Blitz vorbei gegangen. Dabei saß ich meist im Hotelhof am Computer, hab Bilder gesichtet, geschrumpft und Text getipt. Klar bin ich auch in die Stadt zum Einkaufen und zum Abendessen. Das Dumme daran ist das dies nie ohne die Entdeckung von Neuem über die Bühne geht. So dauern diese Ausflüge immer etwas länger als geplant.

Innenhof des Hotels
Was hab ich, was hab ich nicht gesehen ?
Erziehungswissenschaftliches Seminar
Hier lässt es sich entspannt studieren

Ein Beispiel dieser Entdeckungen ist dieses Uniseminar. Von diesen Kleinoden gibt es derart viele, das ich das Photographieren längst eingestellt habe. Der Gipfel aber sind diese Plakate und das die Stadt inzwischen geschmückt wird.

Semana Santa – Die heilige Woche

In zwei Tagen beginnt das Spektakel und dauert bis Ostern, aber ich kann doch nicht so lange hier bleiben. DIESES LAND TREIBT MICH NOCH IN DEN WAHNSINN! Hier könnt ich mich noch ein oder zwei Jahre rumtreiben und hätte immer noch nicht alles gesehen.

Am Montag ist ein Fahrradfahrer angekommen. Spricht Spanisch, aber vom Akzent her hab ich auf einen Franzosen getippt. Auf meine Begrüßung etc. hat er überhaupt nicht reagiert, aber heute Morgen sind wir doch in’s Gespräch gekommen. Er stammt aus den Vogesen – woher genau hat er nicht verraten -, ist eine Woche nach mir in Cancun gelandet, war zur gleichen Zeit wie ich in Merida und jetzt in Morelia. Vielleicht sollte ich mir ein Fahrrad kaufen um schneller voran zu kommen.

Er bereist seit Jahren mit dem Fahrrad die Welt, kann sich nicht vorstellen irgendwo im Büro zu hocken, sondern wenn ihm das Geld ausgeht kehrt er nach Frankreich zurück, macht irgend einen Saisonjob und geht dann wieder auf Tour. Letztes Jahr war er vier Monate in Argentinien unterwegs und denkt immer noch mit Grauen – aber auch Stolz das er es geschafft hat – an den Wind und die Steine Patagoniens zurück. Auf einer Tour von Irland bis in die Türkei ist ihm in Südfrankreich das Fahrrad samt Gepäck geklaut worden. Er sagt, er sei froh das das in Frankreich passiert ist, da konnte seine Familie nicht schadenfroh seinen Lebensstil kritisieren, denn sie verstehen ihn nicht.
Es ist interessant sich mit ihm zu unterhalten – er kann Deutsch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch sowieso (Neid) -, doch ich muss abbrechen, denn ein Skypedate steht an.

Am Abend treff ich ihn wieder. Mit zwei jungen Amis hocken wir zusammen und die fangen auch an zu schwärmen von dem See, und der Insel und … Nichts da. Morgen früh geht es weiter. Auch Andre will weiter, denn er muß Anfang Juni irgendwo in den USA zu einer Hochzeitsfeier – nicht seiner! – erscheinen.

16. Morelia