Da ich gestern nur das Notwendigste auf’s Zimmer geschleift hab ist heute schnell gepackt und ich bin deshalb schon um 9:00 Uhr auf der Straße. Bei der nächsten Pemex mit OXXO wird getankt und das Frühstück eingepfiffen.
Es geht zwar wieder durch und über das Küstengebirge zum Meer hinunter, aber die MEX 95 ist so gut und breit ausgebaut, daß der mangelnde Fahrspaß durch höhere Geschwindigkeit ausgeglichen werden kann.

Bergabrennstrecke
Lauschige Süßwasserbadestelle

Da kaum größere Ortschaften den Vorwärtsdrang hemmen, bin ich schon während der Mittagszeit am Stadtrand von Acapulco. Bei der ersten Pemex wird wieder voll getankt und am OXXO nebenan ein Kaffee
geholt. Während ich das Heißgetränk in mich reinschlürfe, führe ich mir nochmal Bernds (erfahrener Mexicoüberwinterer den ich im Frühjahr in Merida getroffen hab) Wegbeschreibung zu preiswerten Hotels zu Gemüte und orientiere mich an dem groben Stadtplan im LonelyPlanet. Ich muß wohl oder übel durch die ganze Stadt durch. Kein größeres Problem, denn es gibt eine gute Wegweisung zur Quebrada – dort wo die Klippenspringer ins Meer hüpfen -, aber die Stadt ist auch am Sonntagmittag durch Busse und Taxis total verstopft.

Von denen gibt es Hunderte
Taxis und Busse dominieren

Insbesondere die VW-Käfertaxis wuseln so zahlreich wie Kakerlaken durch die Stadt. Bei der Hitze ist das Festhängen im Stop- und Go-Verkehr, d.h. hauptsächlich im Stop, alles Andere als ein Vergnügen.
Fast zwei Stunden brauch ich durch die Stadt, doch dank Bernd’s guter Wegbeschreibung ist die Ecke mit den Billighotels sehr schnell gefunden.

Hotel von Außen …
… und von innen
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Ich miet mich im Erstbesten ein, da keines dieser Hotels über einen Parkplatz, Innenhof oder ähnlichem zum Abstellen des Motorrads verfügt und hier wenigstens direkt vor der Rezeption geparkt werden kann.
Das Hotel ist zwar nicht gerade eine Zierde für das Gastgewerbe, mit 100 Peso/Nacht aber sehr preiswert und die Zimmer sind besser in Schuß und sauberer als es die „Familienecken“ überall im Hotel vermuten lassen.

Das Hotel liegt in der „Altstadt“ von Acapulco, nur ein paar Schritte vom Zocalo, dem Badestrand Playa Tlacopanocha und der zur Eventplattform der Klippenspringer aufgemotzen Quebrada. Die Badesträndd die Acapulco so weltberühmt gemacht haben sind allerdings ein ganzes Stück entfernt und gößtenteils mit Hotelburgen verbaut. Das unverbaute Stück zwischen Altstadt und Hoteltürmen ist mit seinem schattenspendenden Palmenhain aber immer noch sehr schön.

Wie fast immer mach ich, sofort nachdem ich das Zimmer bezogen und mich – soweit möglich – in einen Menschen verwandelt habe, einen Stadtbummel. Da ich heute recht früh dran bin wird der etwas ausgiebger. Zunächst führt mein Weg zum Strand und danach gleich zu dem in der Nähe liegenden Zocalo, d.h. auf die Plaza.

Altstadt Strandpromenade
Buchtteil vor der Altstadt
Strand vor der Altstadt
Badenixen
Am Zocalo
– dito. –
junger Künstler
klein Lourdes
Kathedrale am Zocalo
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Abends sehr gut besucht

Am späten Abend werden von einzelnen Gruppen Marienstatuen, Heiligenbilder etc. durch die Gegend und dann in die Kathedrale getragen. Aber bevor sie über die Schwelle der Kirche dürfen werden sie natürlich zuerst gesegnet. Ein merkwürdiges Ritual.
Die Gruppen bestehen immer aus der Trägergruppe die voranschreitet, dann kommt mehr oder weniger Fußvolk und am Schluß eine Musikertruppe. Vor der Kathedrale stopt der Trupp. Ein Priester segnet das getragene Heiligtum, dann singt das Fußvolk ein Lied und danach legen die Musiker mit einem Stück los.
Das Ganze dauert natürlich eine Weile, währenddessen laufen die anderen Gruppen auf und deren Musiker tröten natürlich ….

Da noch einige Zeit genügend Tageslicht zur Verfügung steht trippel ich noch zur Fuerte de San Diego. Die fünfeckige Festung schützte einst vor Piraten und beherbergt heute das Historische Museum von Acapulco.

Eingang zum Museum
Grundriß der Festung

Das Musem erspar ich mir, denn um das in Ruhe zu besichtigen ist es eh schon etwas zu spät. Aber von dem Festungshügel hat man einen ersten, schönen Ausblick auf die Bucht von Acapulco und so licht ich die ganze Bucht für ein Panoramabild ab. Die Panoramasoftware die die Bilder entsprechend zusammen setzt hab ich allerdings garnicht installiert ….
Trotzdem wenigstens hier ein Bild von der Hotelzone mit der davor liegenden – aber nicht erkennbaren – Playa Hornitos.

Kleiner Teil der Hotelzone
Rennfiat

Auf dem Rückweg schlender ich fast bis zum Zocalo durch ein paar menschenleere Wohnstraßen, aber zu entdecken gibt es immer etwas.

Am nächsten Tag laß ich’s gemütlich angehen und keuch daher erst in der Mittagszeit den Hügel La Quebrada zu den Klippenspringern hoch. Vom Hotel aus ist das eigentlich ein Katzensprung, aber ich starte vom Strand aus und da wird das bei der Hitze (die üblichen 36 Grad) ganz schön schweißtreibend. Zum Glück hatte ich in weiser Voraussicht den Flüssigkeitsverlust schon gestern Abend mit vier Bier ausgeglichen …
Als ich oben beim „Eventgelände“ ankomme stürzen mir gleich ein paar Taxifahrer entgegen. Die Show sei schon vorbei, wo ich denn jetzt hinfahren wolle. Nirgends. Will ja erstmal die Aussicht genießen und weiter erlaufen.
Von der Klippe von der gesprungen wird sieht man garnichts. Alles zugebaut und zum Sichtschutz mit Mauern umschlossen. Was früher mal als Mutprobe und zum Spaß gemacht wurde ist heute eine Show. Kostet natürlich Eintritt und findet zu fixen Zeiten statt. Die erste um 13 Uhr, ich bin eine halbe Stunde zu spät dran, dann erst wieder ab 19:30 Uhr stündlich bis 22:30 Uhr.
Hab ich halt Pech gehabt, aber mir das am Abend an zu sehen wenn ich keine Bilder mehr machen kann hab ich keine Lust.

Showareal der Klippenspringer
Sinfonia del Mar

Eine Panoramastraße windet sich von La Quebrada zur Halbinsel Peninsula de las Playas. Von dort hat man einen schönen Blick auf La Quebrada, Villen und Hotels die an den Hängen der Halbinsel kleben und natürlich auf’s Meer. Romantiker können den Sonnenuntergang ins Meer von der Sinfonia del Mar aus beobachten, die auch an dieser Panoramastraße liegt und wo ab und zu Konzerte stattfinden sollen.
Nach etlichen Laufmetern in der prallen Sonne zieh ich mich Richtung Hotel zurück.

Der Schwarzwaldelch sucht auch die Wärme
Ruine in teuerster Wohnlage
Ruine in teuerster Wohnlage

Auf dem Rückweg geh ich eine andere Straße von der Quebrada runter, fall natürlich auch sofort über Merkwürdigkeiten und steh zu meiner großen Überraschung nach kaum 200 Metern vor meinem Hotel.
Eine kurze Erfrischung unter der Dusche und dann wird der weitere Tag zu einem erweiterten Stadtbummel genutzt.

Brust raus, Bauch rein
Acapulco ohne …
… Glanz und Glitter
Keine Rushhour, ganz normal
Ganz sicher kein Kreuzfahrtschiff
Der Name ist Programm

Abgesehen von ein paar Highlights ist Acapulco eine recht häßliche und furchtbar hektische Stadt. Ersteres gibt es öfter in Mexico, Letzteres hab ich so bisher noch nicht erlebt. Auch die „Soundbusse“ sind neu für mich, scheinen aber eine Spezialität von Acapulco zu sein. In der Regel schön blau lackiert, alle Türen immer offen, eine Watt- und Bassstarke Anlage wummert in voller Lautstärke. Fahrgast in so einem Buss wollt ich nicht sein.
Kurz, Acapulco hat mich nicht fasziniert. Das Nachtleben, insbesondere die Shows in den Clubs, soll zwar Acapulcos Ruf noch gerecht werden, aber die Hörner abstoßen muß ich mir nicht mehr und deshalb geht es morgen weiter Richtung Puerto Escondido.

07.12. Um aus Acapulco raus zu fahren nehm ich die La Costera die die ganze Bucht lang führt und wo ich nur der Beschilderung Richtung Flughafen folgen brauche. Dabei komm ich auch an der kompletten Hotelzone vorbei. Dieser Bereich der Stadt hat mit Acapulco überhaupt nichts gemein. Wenig Verkehr, beidseits der Straße sehr gepflegte Häuserzeilen mit Nobelgeschäften und natürlich den zahlreichen Hotelpalästen.
Am Ende der Bucht windet sie sich einen Hügel hinauf, von wo man nochmal einen schönen Ausblick auf die gesamte Bucht hat, bevor auf der anderen Seite des Hügels der Blick auf Puerto Marques frei gegeben wird.

Südende der Bucht von Acapulco
Puerto Marques

Puerto Marques liegt in einer richtigen Bilderbuchbucht und sieht überraschenderweise garnicht sehr touristisch geprägt aus, obwohl – zumindest aus der Ferne – der Strand auch einen sehr einladenden Eindruck macht. Aber Strand gibt es ja ohnehin reichlich, denn hinter Puerto Marques kommt gleich die Playa Revolcadero, die ich ein paar Kilometer lang geprescht bin da ich den Abzweig zur MEX 200 verpasst hab.
Bei der ersten Tankstelle auf der MEX 200 laß in den Tank randvoll füllen und gönn mir den ersten Kaffee des Tages. Da es inzwischen schon nach 11 Uhr nehm ich auch grad den Zweiten, denn jetzt kommen wieder ein paar hundert Kilometer Pampa und da bekomm ich sicher keinen mehr.

Die Straße führt dann auch nur durch wenige Ortschaften. Erst nach über 200 km kommt mit Cuajnculapa, kurz vor der „Grenze“ nach Oxaca, der erste größere Ort.

Vorzeige Betrieb …
… Rancho El Paraiso
Kokospalmenhaine …
… voller Früchte
Nußknacker
Ortsspezifisches Taxi
Erinnerungen an Tabasco werden wach
Wir werden euch schon kriegen !
Ausnehmend hübsches Restaurant in der Pampa

Dieser hat dann auch gleich eine Besonderheit zu bieten. Hier wuseln dreirädrige Taxis wie die Heuschrecken aus den ungeteerten Straßen der Stadt auf die geteerte MEX 200, die wohl auch die Hauptstraße des Ortes bildet.
Kurz hinter der Stadt komm ich in etwas was ich schon lange vermisst hab – eine Militärkontrolle, doch ich werd durchgewunken.
Das ist mir seit meiner Abfahrt aus La Paz aufgefallen, irgend etwas muß sich in Mexico verändert haben. Gut, das Benzin ist einen Peso teurer geworden, aber das ist nicht so wesentlich. Viel gravierender ist, dass die vielen nervigen Polizei- und Militärkontrollen wohl drastisch reduziert wurden. Polizeikontrollen hab ich zwar bis heute einige wenige durchfahren, aber die hatten sich ja eh nie sonderlich für mich interessiert. Nach fast einem Monat Mexico erst die erste Militärkontrolle ist schon erstaunlich. Aber noch etwas fällt auf. An den Topes stehen nur noch ganz selten mal Straßenhändler, während ich vor einem halben Jahr den Eindruck hatte die Topes seien extra dafür gemacht worden um den Straßenhändlern die Kundschaft in die Arme zu treiben.

Auch die Landschaft hat sich etliche Kilometer vor Cuajnculapa geändert. War es bisher die für die Küstenstraße übliche hügelige, Busch und Baumbewachsene Gegend, so wird sie jetzt flach und weit, Wiesen und Kokuspalmhaine dominieren. Hinter der „Grenze“ nach Oaxaca kommen noch flache Tümpel und etliche unter Wasser stehende Wiesen dazu. Ich fühl mich nach Tabasco versetzt. Doch kurz vor Santiago Pirotepa National wird es wieder hügelig. Büsche und Bäume verdrängen die Kokospalmen.
Ich düs an drei Gringos vorbei die sich mit ihren schwer bepackten Fahrrädern die Hügel hochquälen. Gegrüßt und dann am Quirl gedreht. So ist das Bergauffahren doch viel bequemer und ich bekomm wenigsten in dieser Hitze etwas kühlenden Fahrtwind ab.

Bis Puerto Escondido sind es zwar nur noch etwa 150 Kilometer, wär eventuell noch bei Tageslicht zu schaffen, aber in Santiago Pirotepa National such ich mir ein Hotel. Werd auch recht schnell fündig. Das Hotel hat sogar WLAN, das funktioniert aber nur in unmittelbarer Nähe zur Rezeption, aber besser als nix.
Auf meinem Rückweg vom Versorgungsausflug in die Stadt begegne ich wieder den drei Radfahrern und komm kurz mit einem von ihnen ins Gespräch. Es sind zwei US-Amerikaner und ein Franzose den sie unterwegs aufgegabelt haben. Sie wollen nach Argentinien. Hut ab, da haben sie noch was vor sich.

05.12. – 07.12.2010 Acapulco und noch ein Stück weiter nach Süden