Heute klappt es Oaxaca hinter mir zu lassen. Einfach kurz VOR Mitla nach rechts auf die alte MEX 190 abbiegen und dann kann auch ich die nächsten 200 km kaum mehr was verkehrt machen.

Nachdem Mitla hinter mir liegt endet auch bald das Valle de Tlacolula und die Strasse windet sich die Berge hinauf, bevor es dann kurvenreich rund 1000 Höhenmeter nach Tehuantepec runter geht. Was nicht so schnell aufhört wie das Valle de Tlacolula, sind die vielen Mezcal-Brennereien. Schon auf dem Hinweg nach Oaxaca waren mir diese aufgefallen, d.h. rund um Oaxaca ist ein dichter Gürtel von Schnaps- – nein, das wäre eine Beleidigung für jeden Schnaps dieses ekelhaft verbrannt schmeckende Zeug Schnaps zu nennen – Mezcalbrennereien.

Mezcal Rohstoff …
… und Brennerei
Berge im Frühdunst
Eines von vielen Agavenfeldern
Stachelstangenwald, kenn ich eher vom Norden
Wieder feuchter

Vor Tehuantepec wird es wieder eben, die Kurven weichen ewig langen geraden und die Temperatur steigt deutlich an.
In der Zapotekenkultur hier am Istmo de Tehuantepec sollen die Frauen eine herausragende Rolle haben, aber der Stau heute hat damit wohl nichts zu tun. Autos versuchen zu wenden, andere wollen unbedingt weiter vorwärts kommen und drängeln in jede frei werdende Lücke. Ich drängel auch, obwohl mir bedeutet wird ich solle umdrehen, hier ginge heute nichts mehr. Vor der Brücke über den Fluß seh ich auch warum heute nichts mehr gehen soll. Steine liegen auf der Straße, die Brücke ist schwarz vor Menschen, Transparente hängen rum. Von Polizei keine Spur. Ich häng mich hinter einen einheimischen Motorradfahrer der sich einen Weg durch die Menge bahnt und komm ungeschoren über die Brücke.

Kunstwerk zu Ehren der Frau
Nur ein Bruchteil von dem was rumsteht

Auf dem Weg nach Juchitán de Zaragoza und darüber hinaus bekomm ich dann zu spüren wovor Wohnmobilfahrer gewarnt werden. Es geht ein extrem heftiger, böiger Wind. Dieser scheint dauernd zu wehen, denn er wird in einem derartigen Ausmaß kommerziell genutzt wie ich es bisher noch nirgendwo gesehen habe. Sicher über Tausend Windrädern stehen in der Gegend rum und den Baustellen nach zu urteilen, kommen noch etliche hinzu.
Als sich die Straße von der Ebene in die Ausläufer der Berge verlagert, wird der Wind allmählich schwächer, dafür wird es schwül warm. In einem kleinen Ort kurz vor Zanatepec find ich ein hübsches Hotel mit Restaurant, zwar nicht besonders preiswert, aber mit Ventilator und Klimaanlage im Zimmer. Die Klimaanlage bekomm ich auch ohne Fernbedienung zum Laufen und so kann ich mir den Aufpreis dafür sparen ….

Als ich am nächsten morgen gegen halbzehn aufbreche, hat es schon schwüle 30 Grad. Ich wünsch mir die Kühle der Berge, die bekomm ich auch, aber erst ca. 70 km hinter San Pedro Tapanatepec, denn kaum hab ich die erste Bergkette überwunden, kämpf ich wieder mit einem böigen, kalten Wind. Die Temperatur liegt bei 24 Grad.

bei San Pedro Tapanatepec
Chiapas heißt mich willkommen …
… der erste Eindruck ist nicht schlecht
auf dem Weg nach Tuxtla Gutiérrez

Um die Mittagszeit bin ich in Tuxtla Gutiérrez und hab zunächst Glück, denn ich finde die Umgehungsstraße und kann auf der einen Großteil der Stadt recht zügig umrunden. Doch leider nicht ganz. Wegen einer läppischen Baustelle die eine der zwei Fahrspuren für 2 Meter zumacht, bildet sich kurz vorm Ortsausgang ein kilometerlanger Stau, durch den ich mich gut eine dreiviertel Stunde durchkämpfen muß. Inzwischen haben wir wieder 33 Grad und ich steh im eigenen Saft.

In Chiapa de Corzo mach ich einen kurzen Stop um mich nach dem Preis für eine Canontour zu erkundigen. 180 Peso für zwei Stunden ist akzeptabel. Da es kurz nach 14 Uhr ist, könnt ich gleich jetzt in ein Boot klettern, denn nach San Cristobal sind es nur noch 80 km, aber ich will ja nicht die Schnellstraße lang düsen, sondern die kurvenreiche Bergstraße.

Chiapas Hauptstadt
über 1000 Meter höher

Auf der Fahrt hoch in die Berge, von ca. 500 Metern auf 2200 Meter, nach San Cristóbal de las Casas, schwankt die Temperatur zwischen 18 und 24 Grad. Je nachdem ob ich unter Wolken – die Straße war stellenweise naß – oder blauem Himmel rum fahr. NEIN, die Heizgriffe hab ich nicht angemacht!

Am Straßenrand sind häufig Indigenas in wunderschönen Trachten unterwegs, aber fotographieren ist nicht. Dies gelingt erst als ich an einem, malerisch in einem Talkessel an einem See gelegenen Ort vorbei komme.
Doch bei näherem Hinsehen bleibt vom malerischen nicht viel übrig. Der Ort ist abgesoffen!

Malerisch am See …
… von wegen, im Wasser abgesoffen
Der Kirchgang fällt ’ne Weile aus
Wohlstandszentrum
Beim Weben
Im Garten

Vor wenigen Wochen muß es in der Gegend recht heftig geregnet haben, denn auch die Straße von San Cristobal nach Palenque war teilweise weg gespült. Ich kann nur hoffen das die Regenzeit jetzt zu Ende ist, denn um meine Reisekosten wieder in den Griff zu bekommen möcht ich in San Cristobal und Palenque zelten.

San Cristobal de las Casas
Willi

Das Hotel hinter dem der RV-Park sein soll wird komplett umgebaut. Vom RV-Park keine Spur. Ich steh ein bisschen ratlos rum, da rattert ein typisches Travellermopped an mir vorbei, rein in den Kreisverkehr und die Straße zum Stadtzentrum wieder raus. Ich hup und wink wie wild, der Moppedfahrer bemerkt es und hält an. Es dauert eine Weile bis ich bei ihm bin. Aufgrund seines Nummernschilds seh ich das er Deutscher ist und so erfolgt das übliche woher, wohin gleich auf Deutsch.
Willi ist mit seiner XT 600 seit zweieinhalb Jahren auf Weltreise. Über Asien und Australien gings nach Südamerika und von dort ist er jetzt nach Alaska unterwegs. Stolz berichtet er das seine XT jetzt über 100.000 km auf dem Tacho hat. Er hat es eilig, denn er will noch vor den Feiertagen einen neuen Kettensatz montieren und ist deshalb auf der Suche nach Motorradhändlern. Außerdem will er so schnell wie möglich wieder raus aus der Stadt, um sich ein Plätzchen zum Wildcampen zu suchen.
Das Gespräch ist daher nicht sehr lang bis wir uns verabschieden und ich im viel Glück für die weitere Reise wünsche.

Wildcampen will ich nicht, deshalb bleibt mir nichts Anderes übrig als ein Hotel zu suchen. Die Innenstadt ist total verstopft, also stell ich ziemlich bald das Motorrad ab und mach mich zu Fuß auf die Suche.
Gar nicht so einfach. San Cristobal hat zwar jede Menge Hotels, aber meistens doch recht teuer, oder ich bekomm das Mopped nicht von der Straße. Nach über zwei Stunden Suche – es wird schon dunkel – find ich das Hotel Virginia. Recht nah am Zentrum, Mopped kann im Hof parken, WLAN und das ganze für 200 Peso. Allerdings kann ich nur bis zum 26.12. dort bleiben, denn dann ist das Hotel ausgebucht. Macht nix, denn dann will ich eh weiter nach Palenque. So weit der Plan …

Als ich zu meinem abendlichen Stadtrundgang aufbreche, ist der Hotelpotier mit Mütze, dicker Jacke und Schal warm eingemummelt. Prima, ich üb Solidarität mit Euch in Deutschland, denn ich hab es geschafft rechtzeitig zu Weihnachten in San Cristobal de Los Casas in die Kälte zu kommen. Hier läuft um 20 Uhr bei 16 Grad alles dick eingemummelt, mit Schal und Mütze rum. In meiner Fleecejacke frier ich erbärmlich, deshalb hab ich meinen Stadtbummel sehr schnell abgebrochen.

Im Hotelzimmer mummel ich mich in meinen Daunenschlafsack ein, klapper aber trotzdem die ganze Nacht, denn ich hab Fieber und schaff es nicht den Schlafsack auf eine Wohlfühltemperatur auf zu heizen.

22.12. – 23.12.2010 Auf nach Chiapas