Wie gerädert wach ich auf. Halsweh, Kopfweh und Husten, das Fieber scheint sich zurück gezogen zu haben. Kalt ist mir immer noch, deshalb steh ich erstmal nicht auf, sondern bleib liegen und dös in den Tag hinein. Ich bin nachträglich heilfroh das der RV-Park geschlossen war. Die Nacht im Zelt wär die Hölle gewesen.
Gegen Mittag ist wenigstens das Kopfweh abgeklungen, deshalb krabbel ich raus, schleiche zum OXXO an der zentralen Plaza und verleib mir einen warmen Kaffee ein. Dann geht’s in die nächste Apotheke Lutschtabletten gegen Halsweh besorgen. Die Apotheke ist gleich im schönen Haus an der Ecke und damit starte ich gleich mal die Fotosession des heutigen Tages.

Eines von vielen schönen Kolionalgebäuden
Arkaden an der Plaza
Kathedrale an der Nordseite der Plaza
Warm angezogen, aber barfuß

Von der Plaza 31 de Marzo (zentrale Plaza) gehen drei Fußgängerzonen ab. Nach Norden, Süden und Osten. Ziemlich ungewöhnlich für eine mexicanische Stadt, verdeutlicht aber auch, dass San Cristobal sehr touristisch geprägt ist, denn alle drei Fußgängerzonen sind auch die Haupttouristenmeilen.

20 de Novembre, Fußgängerzone nach Norden
Real de Guadalupe, Fußgängerzone nach Osten
Hidalgo, Fußgängerzone nach Süden

Trotzdem ist San Cristobal ein symphatisches Städtchen, die vielen StraßenverkäuferInnen überhaupt nicht aufdringlich und mindestens 2/3 der Touristen sind Mexicaner. Jetzt während der mexicanischen Weihnachtsferien ist daher auch die Hölle los in der Stadt.

Unmengen von Straßenverkäuferinnen versuchen Decken, Hemden, Halsketten etc. an den Mann, respektive Frau zu bringen. Auch viele Kinder sind als Verkäufer unterwegs, Männer sind dagegen die absolute Ausnahme. Die Kinder und die meisten der Verkäuferinnen rund um den Templo Santo Domingo sollen aus dem „Cinturon de Miseria“ (Gürtel des Elends) am Stadtrand stammen. Dort leben überwiegend aus ihren Dorfgemeinschaften vertriebene Indigenas.
Auch etliche bekennende Zapatisten sind unterwegs. Sie tragen wollene Gesichtsmasken auf denen in Rot auf der Stirn EZLN eingestickt ist. Niemand stört sich daran. Polizei ist – im Gegensatz zu Oaxaca – ohnehin fast nicht präsent, zumindest nicht sichtbar.

neugierige Straßenverkäuferinnen
Einer von vielen schönen Innenhöfen
Artesaniamarkt vor dem Tempolo Santo Domingo
Die Stoffe kleiden gut
Warme Mützen und Schals braucht’s hier Abends
Aus welchem Material ist das?
Weihnachtseinkäufe
Sie können sich noch freuen
Tanzen hält warm
Leider läuft da einer grad ins Bild
Ja, gegen 17 Uhr ist es schon richtig kalt
Wo bleiben nur die Bläser?

Als es dunkel wird zieh ich mich ins Hotel zurück. Es wird draußen viel zu kalt und auch das Fieber kommt wieder. Ich geb meinem Netbook Arbeit für die ganze Nacht – meine Bilder auf einem ftp-Server sichern -, kuschel mich in den Schlafsack und fang nochmal an eines meiner mitgebrachten Bücher zu lesen. Wird allerhöchste Zeit das ich die mal gegen andere tauschen kann.

Der erste Weihnachtsfeiertag. Ich fühl mich gar nicht danach, sondern recht schlapp. Das Halsweh und der Husten nervt. Trotzdem muß ich raus um mich für morgen um ein anderes Hotel zu kümmern. Im Vergleich zu gestern ist die Stadt fast menschenleer. Da die Hotelsuche ohnehin zu einem kompletten Stadtrundgang ausarten wird, trab ich erst mal die Real de Guadalupe lang, denn an ihr, bzw. rechts und links von ihr, sollen die meisten preiswerten Hotels liegen.
Mag stimmen, aber die meisten haben sowieso Zettel dran mit der Aufschrift „no hay habitacion“, oder keine Unterbringungsmöglichkeit für das Mopped. Das kann lustig werden.

Doch wenn ich schon mal am Ende der Real de Guadalupe angekommen bin, dann stiefel ich doch auch noch die Treppen hoch zur Iglesia de Guadalupe um von dort oben die Aussicht auf die Stadt zu genießen.

Iglesia de Guadalupe …
… und von dort die Aussicht auf die Stadt

Meine Suche führt mich dann so in ziemlich jeden Winkel der Stadt. Über die Plaza in das gegenüber liegende Viertel mit „Eifelturm“. Hier hat es die „gehobeneren“ Hotels, bis zum Mercado Municipal.
Dort in der Nähe finde ich das preiswerteste Hotel mit noch reichlich freien Zimmern. 50 Peso soll die Nacht kosten, aber das Ganze ist doch etwas sehr mexicanisch …

auf der Plaza
auf der Treppe der Kathedrale
der Eifelturm von San Cristobal
edleres Hotel
beim Mercado Municipal
– dito –

Schließlich bin ich doch mit zwei Alternativen fündig geworden. Das Hotel Miramar für 250 Peso, kein WLAN, Gemeinschaftsküche, gute Parkmöglichkeit im Hof und noch reichlich freie Zimmer, liegt allerdings etwas „am Arsch der Welt“. Als Zweites das „Le Gite del Sol“, ebenfalls 250 Peso, WLAN, Frühstück, Parkmöglichkeit, momentan zwar ausgebucht, aber morgen werden ein paar Zimmer frei. Ich beschließ mich morgen früh zu entscheiden, dabei ist der Favorit allerdings schon klar.

Nach dieser heutigen Latscherei brauch ich einen Kaffee zur Stärkung und geh deshalb zum OXXO an der Plaza.

sie spielten schon am Vorabend
Glühweinverkauf ??

Mit dem Kaffee in der Hand dreh ich nochmal eine Runde, dann schleich ich fix und fertig zum Hotel zurück. Das Fieber hat mich wieder, deshalb verschwind ich gleich im Schlafsack nachdem ich dem Netbook wieder seine Nachtarbeit zugeteilt hab.

Heute (26.12) ist Umzugstag. Alles wieder in den Packtaschen und der Packrolle verstauen, zum Mopped runter schleifen und dieses beladen. Gegen 11 Uhr bin ich fertig und fahr zum „Le Gite del Sol“ und laß mir das Zimmer zeigen. Winzig im Vergleich zu dem das ich bis heute hatte, aber im Gang steht eine neue XT660 Tenere mit Nummer vom Alb-Donaukreis.
Ich stell meine KLR dazu und bezieh das Zimmer. Dann wird dem Netbook das WLAN bekannt gemacht, Skype gestartet und oh Wunder, mein Schneckle ruft mich wenig später an, obwohl kein Skypedate ausgemacht ist.

Ich bin grad mitten im Gespräch, da klopft es an der Tür. Achim, der XT-Treiber steht davor und bittet zum Gespräch. Ok, wenn ich mit skypen fertig bin. Er und seine Frau Gerda sind im Aufenthaltsraum und ansonsten Zimmer 11.
Die Beiden sitzen im Aufenthaltsraum als ich runter komm und in Kürze ist ein lebhaftes Gespräch in Gange. Sie haben praktisch zwei Jahresurlaube zusammen gelegt und daher drei Monate Zeit für ihre Tour. Gestartet sind sie in Costa Rica und jetzt auf dem Weg nach Veracruz, von wo aus ihr Motorrad in vier Wochen zurück nach Deutschland verschifft werden soll. Zuvor möchten sie aber an der Pazifikküste ein paar Tage Badeurlaub machen und dann noch etwas von Mexico anschauen. Was ich denn empfehlen könnte …

Der Nachmittag vergeht im Fluge. Ich erzähl ihnen von Mexico und sie mir von Guatemala in dem sie drei Wochen rumgekurvt sind. Auch Honduras soll viel besser sein als sein Ruf. Sie jedenfalls hatten keine Probleme. Weder am Zoll, noch mit korrupten Polizisten. Beruhigend.
Am frühen Abend gehen wir dann zusammen in ein Restaurant das sie kennen, in dem es hervorragende Suppen geben soll. Das Restaurant ist gerammelt voll. Etliche Hungrige warten das endlich Plätze frei werden. Wir stellen uns dazu und warten auch. Nach ca. einer Viertelstunde bekommen wir einen Tisch und können konstatieren das Warten hat sich gelohnt. Die Suppe ist wirklich vorzüglich.

Achim & Gerda gehen nach dem Essen noch etwas bummeln, ich zieh mich ins Hotel zurück, denn es ist schon dunkel und damit wieder saukalt. Im Hotel stell ich dann fest das ich meinen Fotoapparat vermisse. Was danach ablief hab ich ja schon an anderer Stelle beschrieben.

Nach vergeblicher Suche zieh ich mich mit dem von den Schwaben erhaltenen Guatemalareiseführer ins Bett zurück. Doch so richtig bei der Sache bin ich nicht, sondern hirn immer wieder wegen des vermissten Fotoapparats nach. Deshalb und auch wegen des nächtlichen Fiebers schlaf ich nicht besonders gut.

(27.12.) Das Frühstück wird im Hof des anderen Hauses vom Hotel eingenommen. Gerda & Achim sind damit schon fertig und kommen mir entgegen als ich dort hinlauf. Das Frühstück ist der Rede nicht wert, aber der Kaffee wenigstens etwas stärker als der beim OXXO, aber leider nur eine kleine Tasse.
Als ich mit dem Frühstück fertig bin, sind die Schwaben auch schon abfahrbereit. Es ist erstaunlich mit wie wenig Gepäck man reisen kann, wenn man auf’s campieren verzichtet. Dann kann man auch zu Zweit auf einem Motorrad locker durch Mittelamerika gondeln. Ein Photo dieser Reisenden kann ich aus bekannten Gründen leider nicht machen.

Der Rest des Tages vergeht mit Suche nach dem Photoapparat, Mails schreiben, Photos von Oaxaca für das Tagebuch aussuchen und eindampfen, im Schlafsack rumliegen um die Kälte aus den Knochen zu kriegen und schließlich einem kurzen Gang in die Stadt um für morgen eine Tour zum Cañón del Sumidero zu buchen.
Eigentlich wollt ich ja mit dem Motorrad hinfahren um auch noch ein paar Photos von der Berglandschaft und den Indigenos zu machen, aber in Anbetracht meiner Erkältung laß ich mich lieber fahren, zumal die Tour inkl. Bootsfahrt nicht wesentlich teurer ist als die Bootsfahrt allein.

Kurz nach 9 Uhr werd ich vom Hotel abgeholt. Außer mir ist nur noch eine Mexicanerin drin. Mit zwei Teilnehmern kann sich die Tour ja nicht rentieren denk ich mir, denn die Tour soll um 9 uhr starten. Doch weit gefehlt, jetzt werden erstmal die Teilnehmer in der ganzen Stadt aufgelesen. Es folgt eine über einstündige mehrfache Stadtrundfahrt bis der Kleinbus endlich voll ist. Außer mir ist noch ein junges deutsches Pärchen und ein Pärchen Francokanadier mit von der Partie, die restlichen 9 Teilnehmer sind Mexicaner, in der Mehrzahl recht jung.

Kurz nach 10 Uhr geht’s dann los Richtung Canon. Leider fährt der Bus die Schnellstraße lang, so daß von der großartigen Berglandschaft nicht viel und von fotogenen Indigenas am Straßenrand überhaupt nichts zu sehen ist. Gegen 11 Uhr erreichen wir die Bootsanlegestelle, es ist verdammt viel los, aber unserem Busfahrer gelingt es, uns an anderen Gruppen vorbei recht schnell in einer Lancha zu verfrachten.
Da es hier im Tal so warm ist, hab ich meine Jacke ausgezogen und im Rucksack verstaut. Als der 120 PS Außenborder so richtig loslegt bereu ich das, denn der Fahrtwind – vor allem wenn sich das Boot im Schatten bewegt – ist verdammt kühl.

Die Lancha ist voll
kein Plastiktier
mexicanische Geier
Am Eingang der Schlucht
kleine Kapelle inmitten vom Unrat
Der ‚Weihnachtsbaum‘ (Lancha beachten !)

Auf dem Fluß herrscht reger Verkehr und es ist ein ständiges Stop and Go. Bei jeder Sehenswürdigkeit wird die Fahrt angehalten und das Boot nach allen Seiten gedreht damit jeder Passagier mal freie Sicht drauf hat, dann sofort wieder mit Vollgas davon gejagt.

Staudamm und Ende der Schlucht
Er sieht zufrieden aus
kleines und großes Exemplar

Diese ständige Stop and Go geht gut, bis wir am Staudamm wenden und der Bootsführer mit Volldampf zurück fahren will. Der Motor heult zwar auf, aber Fahrt gewinnen wir nicht. Bei allem was über Standgasdrehzahl liegt rutscht die Kupplung hilflos durch. So tuckern wir im Standgas ganz gemütlich zurück. Von kühlem Fahrtwind ist jetzt nichts mehr zu spüren.
Ab und zu kommt eine andere Lancha heran, deren Bootsführer erkundigen sich was los ist, dann brausen sie mit Volldampf davon. Ins Schlepp genommen wird unser Boot aus unerfindlichen Gründen nicht, obwohl Seile vorhanden sind, ebensowenig werden Passagiere auf freie Plätze in den anderen Booten übernommen.
So tuckern wir fast zwei Stunden, so lange sollte der gesamte Bootsausflug dauern, gemütlich vor uns hin. Das junge deutsche Pärchen dreht fast durch. Sie haben für 17 Uhr einen Bus nach Tuxtla gebucht, mußten schon vorgestern wegen Krankheit ihr Ticket verfallen lassen und sehen jetzt auch für heute Schwarz.
Endlich kommt eine leere Lancha längsseits und es kann umgestiegen werden. Doch diese Lancha hat nur 11 Sitzplätze und so haben ich und zwei Mexicaner das Nachsehen. Die Lancha mit den „geretteten“ braust mit Vollgas davon, wir Übriggebliebenen tuckern gemütlich weiter. Doch nach kurzer Zeit kommt eine andere Lancha mit ein paar freien Plätzen längsseits und so können auch wir umsteigen. Die Lancha ist recht groß und hat zwei 120 PS Außenborder hinten dran. Das Teil geht wie die Hölle und so sind wir noch vor den Anderen an der Bootsanlegestelle, aber die lassen auch nicht allzulange auf sich warten.
Jetzt steht noch eine Stunde Besichtigungs-/Essensaufenthalt in Chiapa de Corzo auf dem Programm. Auf den Weg dorthin hält der Fahrer vor der Abzweigung zur Stadt, dort steht ein Taxi, die beiden Francokanadier steigen aus, rein in das Taxi und brausen davon. Die haben wohl auch ihr eigenes Programm und sich entsprechend organisiert.
Der Busfahrer dreht ein paar Runden durch Chiapa de Corzo bis er einen freien Parkplatz findet, alles steigt aus und dann beginnt eine Diskussion. Offenbar haben die Mexicaner mitbekommen das dem Päarchen die Zeit davon läuft und nun wird diskutiert was machen. Gleich nach San Cristobal zurück fahren, oder Essen gehen bzw. die Zeit des Aufenthalts verkürzen. Dem Busfahrer ist ersteres garnicht recht, würde er doch seine Provision vom Restaurant verlieren. Eine halbe Stunde reicht den Mexicanern nicht zum Essen und die Mehrzahl von ihnen hat Hunger. Hab mich eh gewundert das die es länger als vier Stunden ohne Essen ausgehalten haben und nicht wie die Kannibalen über sich hergefallen sind, denn Mexicaner essen ja eigentlich dauernd.
Wie im mexicanischen Parlament wogt die Debate ohne Beschluß endlos hin und her. Dem mach ich ein Ende. Es ist jetzt 14:45 Uhr, um 15:30 Uhr treffen sich alle am Bus wieder bestimm ich einfach. Die Meute ist damit hoch zufrieden und trabt dem Busfahrer hinter in ein teuer aussehendes Restaurant. Ich mach derweil einen Stadtbummel.

Der Ziegelbrunnen La Pila
Der Baum La Pochota hebt die Betonplatten
Familienausflug
bunte Töpferwaren
Holzkunst
Kapokbäume haben einen Hang zur Größe
clear

Zu meiner großen Überraschung kommt die Meute tatsächlich kurz nach 15:30 Uhr geschlossen zum Bus. Die beiden Deutschen waren auch mit im Restaurant, haben aber nix gegessen. Die 180 Peso für das Essen waren ihnen zu viel. Kann ich verstehen, denn das ist für mexicanische Verhältnisse ganz schön happig, aber jetzt kann ich auch den Unwillen des Busfahrers verstehen das Essen ausfallen zu lassen, denn seine Provision wird wird nicht unerheblich sein.
Auf der Rückfahrt holt er dann alles raus was in dem Toyota drin steckt. Um 16:30 werden die zwei Eiligen vor ihrem Hotel auf die Straße gesetzt. Das sollte doch zeitlich reichen.

24.12. – 28.12.2010 San Cristobal de las Casas

2 Kommentare zu „24.12. – 28.12.2010 San Cristobal de las Casas

  • 2011-01-11 um 19:38 Uhr
    Permalink

    @Achim
    Sera Achim, Schnee gibt’s im Markgräflerland schon lange keinen mehr. Aber das kann sich ja schnell wieder ändern.

  • 2011-01-11 um 00:35 Uhr
    Permalink

    Viele Grüße aus dem immer noch teilweise verschneiten Mittelhessen. Der Fotoapparat findet sich bestimmt zwischen Wand und Netbook 🙂

Kommentare sind geschlossen.