Kurz hinter Ciudad Neily geht es extrem steil in die Berge und Costa Rica präsentiert sich erstmals so wie ich es mir aufgrund vieler gelesener Reiseberichte vorgestellt habe -> als botanischer Garten mit dichtem, grünen Bewuchs an steilen Berghängen und zwischendrin immer wieder Farbtupfer durch bunte Blüten.
Schade das an keiner Straße die Steigung angegeben ist, aber deutlich mehr als 20% sind sind wohl viel eher die Regel als die Ausnahme.
An der Küste war strahlend blauer Himmel mit einer Temperatur von über 36 Grad, doch jetzt in den Bergen hängen drohend dunkle Wolken über mir und es wird deutlich kühler. Gasgeben heist deshalb die Devise, vielleicht kann ich dem Regen ja entkommen.
Der Fluchtversuch scheint zu klappen, denn hinter San Vito geht es stetig bergab. Der Himmel wird heller und vor Paso Real komm ich wieder auf die gut ausgebaute Panamericana die doch eine wesentlich zügigere Fahrt erlaubt als die enge, sehr kurvenreiche Straße bisher.
Der Rio General an dem ich ein Stück entlang fahre führt tiefbraunes Wasser. Da scheint es doch irgendwo ganz kräftig geregnet und Erde in den Fluss gespült zu haben.
Zum ersten Mal seit Mexico komm ich in San Isidro de El General an einem Kawasakihändler vorbei. Der ist ziemlich groß, steht aber nicht auf der Liste der Kawahändler/-werkstätten die ich mir aus dem Internet besorgt habe. Schade das heute Sonntag ist, denn natürlich ist der Laden geschlossen. Sicher werde ich den Kawahändler in Cartago – meinem heutigen Tagesziel – nicht so einfach finden.
Hinter San Isidro führt die Panamericana steil in die höchste Bergregion von Costa Rica mit einigen Dreitausendern. Ziemlich schnell verschwindet der blaue Himmel, die Nebelregion beginnt und es wird saukalt. Gut das ich Heizgriffe hab, denn der feine Niesel durchweicht die Handschuhe recht schnell. Hinter den sich die Steigungen hochquälenden Lastwagen bilden sich lange Autoschlangen die wegen der vielen Kurven und Spitzkehren gar nicht so leicht überholt werden können.
Ich frier erbärmlich, denn so ganz allmählich dringt die Feuchtigkeit auch durch das Textil. Anhalten will ich aber nicht, denn ich hab die Hoffnung doch irgendwann aus der Nebelzone raus zu kommen und will mich auch nicht mehr von den mühsam niedergekämpften Autokolonnen überholen lassen.
Einige Zeit bestärken ein paar blaue Flecken zwischen dem Grau meinen Durchhaltewillen und so klappere ich mich vor Kälte zitternd Kilometer um Kilometer vorwärts. Doch statt das sich der Nebel auflöst, geht der in Regen über. Anfangs ist es zunächst noch feiner Regen, doch es dauert nicht lange und es schüttet wie aus Kübeln. Durchnässt bin ich zwar schon, trotzdem muss jetzt die Regenkleidung drüber, denn 12 Grad ist auf Dauer einfach zu kalt.
Natürlich sehe ich auch bald nichts mehr, Visier und Brille beschlagen trotz aller Reinigungsbemühungen sofort wieder. So eier ich nahezu im Blindflug die Straße lang und muss mich doch wieder von den Autos überholen lassen. Als totale Blindschleiche kann ich mich nicht mal dranhängen. Über 80 Kilometer quäl ich mich so vorwärts und bin heil froh als es vor Cartago endlich bergab geht und der Regen langsam aufhört.
In der Abenddämmerung erreich ich Cartago und versuch verzweifelt ein Hotel zu finden. Die Stadt ist flächenmäßig sehr groß, ich fahr von einem Ende zum Andern, doch völlig erfolglos. Selbst beim Nachfragen bei Passanten ernte ich zunächst nur Ratlosigkeit, bis ich das Glück habe das mir ein Taxifahrer ein Stück weit die Richtung weist.
Das Hotel ist recht edel, aber da es schon stockdunkel und die Stadt völlig ausgestorben ist, bleibt mir nichts Anderes übrig als in den 20 Dollar teuren sauren Apfel zu beißen. Das Motorrad kann nur unter dem Vordach des Hotels geparkt werden und der Security will unbedingt das ich mein ganzes Gepäck auf’s Zimmer schleif. Aber das kommt überhaupt nicht in Frage, wozu ist der Typ denn da ? Soll er doch mal was zu tun haben und die ganze Nacht das Motorrad bewachen.
Zum Abendessen find ich in der Nähe eine Pizzeria. Leider gibt es dort kein Bier um die „kleine“ Pizza vollständig runter spülen zu können. Beim anschließenden Rummstromern find ich keine Bierquelle und muss daher heute auf mein FVB verzichten. Mist!
Die Suche nach dem Kawahändler am nächsten Tag (21.02.) führt mich wieder kreuz und quer durch die Stadt. Sie ist flächenmäßig zwar riesig, aber alles Andere als schön.
Den Kawashop find ich auf Anhieb natürlich nicht, dafür aber in der Nähe der so garnicht ins Stadtbild passenden Basilica ein Cafe und so komm ich wenigstens zu einem Frühstück.
Zum Glück ist die Stadt tagsüber nicht so tot wie Abends, so das ich mich jetzt wenigstens erfolgreich zum Kawahändler durchfragen kann. Ein passendes Ritzel hat der nicht und verweist mich dazu an den Importeur Todo Motor in der nur knapp 20 km entfernten Hauptstadt San Jose. Das passt mir gar nicht, wollt ich doch die Hauptstadt möglichst weiträumig umfahren, aber jetzt muss ich halt doch hin.
Nachdem er mir die Adresse des Importeurs gegeben und den Weg dorthin beschrieben hat, weckt sein umfangreiches Reifensortiment meine Aufmerksamkeit. Mein Vorderreifen wehrt sich ja schon verdammt lange gegen den Profilverlust, aber es kann nicht mehr allzu lange dauern bis er verliert und hier find ich passenden Ersatz.
Meine Wahl fällt auf einen Pirelli MT90 für preiswerte 23000 Colon (ca. 33 Euro). Der Reifen wird über die Gepäckrolle geschoben und mit dem Kabelschloß das sonst zur Helmsicherung dient gegen Diebstahl geschützt, dann mach ich mich auf den Weg nach San Jose.
Die Wegbeschreibung des freundlichen Händlers ist ziemlich bald nutzlos, denn ich erwisch auf der Autobahn eine falsche Ausfahrt und steh ziemlich verloren in einem Vorort von San Jose. Immerhin weis ich das Todo Motor in der Nähe der Autobahn nach Alajuela residiert und so leistet der Kompass meines Schlaules wieder gute Dienste.
Den Stadtteil La Uruca find ich dann auch überraschend schnell, nicht aber Todo Motor, obwohl ich die genaue Adresse hab : 300 m. N.O. del Edificio de Migracion, La Uruca, SAN JOSE, Costa Rica.
Diese Adressangaben – Lage relativ zu einem Bezugspunkt – sind hier üblich, doch selbst vor Ort befragte Polizisten wissen nicht wo das Gebäude der Migration ist. Etliche Kilometer spul ich beim Hin- und Herfahren ab. Das ist jetzt zum Glück nicht weiter tragisch, denn ich hab ja einen Ersatzreifen dabei, falls der Vorderreifen wegen der langen Suche jetzt glatt gefahren wird 😉
Schließlich find ich den Kawaimporteur als ich versehentlich auf die hier autobahnähnlich ausgebaute Panamericana gerate und zum Wenden bis zur nächsten Ausfahrt muss. Er residiert an einer parallel zur Panamericana verlaufenden Straße, ziemlich weit außerhalb des Gewebegebietes.
Der Ersatzteilverkäufer agiert ausgesprochen lustlos und ist wenig hilfsbereit. Ein Ritzel für die KLR ist nicht auf Lager und erst nach langem hin und her wird mir eine Beschaffungsfrist von vier Wochen genannt. Na danke.
Das Herumirren in San Jose hat eine ganze Zeit gedauert und daher geht es schon auf den Abend zu. Bei meiner Suche bin ich an einem Hotel vorbei gekommen das recht preiswert aussah und sich eines eigenen Parkplatzes rühmte. Deshalb beschließe ich dieses Hotel an zu laufen, muß es aber erstmal wieder finden ….
Nach ein paar Ehrenrunden bin ich erfolgreich, das Hotel hat tatsächlich einen Innenhof und kostet 10 Dollar. Für Costa Rica, zumal in der Hauptstadt, recht preiswert. Die Zimmer sind naja, aber das Bad ist in Ordnung. WLAN gibt es nicht, dafür ist überflüssiger Weise ein Fernseher im Zimmer. Das Zentrum ist nur sechs Blocks entfernt und gleich Ziel des abendlichen Stadt- und Einkaufsbummels.
Obwohl San Jose Hauptstadt und nahezu Halbmillionenstadt ist, werden auch im Zentrum die Bürgersteige mit Beginn der Dunkelheit hochgeklappt. Nicht nur deshalb kommt mir die Stadt wie ein riesiges Dorf vor, denn soweit ich das bei meinem relativ kurzem Ausflug beurteilen kann gibt es nur wenige schöne Ecken, ansonsten ist die Stadt nur eine Ansammlung hässlicher Bauten.
Immerhin find ich ein preiswertes Restaurant und ein bis 22 Uhr geöffnetes Internetcafe. Dort such ich mir eine Liste der Kawa-Moppeds zusammen deren Ritzel – wenn auch mit etwas Bastelei – an die KLR passen könnten. Eine Bezugsquelle für das FVB – im Restaurant gab’s wiedermal kein Bier – find ich nicht mehr, denn beim Heimweg gegen 21 Uhr ist wirklich schon alles geschlossen. Sowas nennt sich Metropole …..
Am nächsten Tag (22.02.) geh ich erst mal zu einer Bank um mich für die letzten Tage in Costa Rica mit dem notwendigen Kleingeld aus zu statten. 100.000 Colon will ich aus dem Geldautomat ziehen, doch er meldet „no amount“ und spuckt keinen einzigen Schein aus. Was soll denn das? Hab gestern 1000 Euro auf das Kartenkonto überwiesen und online den Kontostand abgefragt. Demnach müssten noch über 700 Euro auf dem Kartenkonto sein, also fast fünfmal so viel Colon wie ich wollte. Ich probiers mit 50.000 Colon und die spukt der Automat aus. Also nochmal, aber wieder nur „no amount“.
Ich probier das ganze jetzt mit der Maestro-Karte, denn auf deren Konto ist auf jeden Fall Geld genug, aber die wird glatt abgelehnt.
Rein in die Bank und zur Kasse, aber die schicken mich zu einer anderen Abteilung, dort muß ich ein Nummernkärtchen ziehen und die Warterei beginnt. Nach über einer Stunde warten komm ich dran. Man ist sehr freundlich und frägt warum ich nicht an den Automaten gehe. Als ich erklär das der mir kein Geld mehr gibt ist das auch kein Problem, denn man könne das mit meiner Bank abklären. Mit Anträge ausfüllen, unzählige Photokopien, Rückfragen beim Chef usw. geht fast wieder eine weitere Stunde ins Land. Schließlich scheint alles für die Auszahlung parat, denn die freundliche Dame verschwindet mit dem ganzen Stapel Papier, meiner Kreditkarte und dem Pass zur Kasse. Dort gibt es ein längeres Hin und Her, dann kommt die Frau mit dem ganzen Papierkram wieder zurück, gibt mir Pass und Kreditkarte und meint sie könnten mir leider kein Geld auszahlen. Ich bin völlig von den Socken und frag warum. Nach viel Rumdruckserei wird mir durch die Blume mitgeteilt ich sei pleite!
Klar das da bei mir unheimliche Freude aufkommt, denn ich kann mir das nicht erklären. Hab jetzt noch knapp 70.000 Cordoba und die Notreserve von 250 Euro. Damit komm ich nie nach Mexico zurück und muß mich daher mit mehr Geld versorgen, bzw. meine Kreditkarte wieder zahlungsfähig machen. Als Erstes wechsle ich ins Hostal gegenüber vom Hotel, denn dieses rühmt sich eines Internetzugangs und hat auf Nachfrage sogar eine Garage – besser Rumpelkammer – in der ich die KLR unterbringen kann. Das Zimmer und der Rest des Hostals sind deutlich schlechter als im Hotel gegenüber, allerdings gleich teuer.
Der Internetzugang entpuppt sich als UMTS-Stick der am hauseigenen PC steckt. Um ihn zu nutzen muss ich auf meinem Netbook erst die zugehörige Software installieren und kann den Stick auch nur verwenden wenn niemand sonst ins Internet will. Nicht besonders toll, aber besser als ständig in ein Internetcafe zu rennen.
Zuerst mach ich via Skype alles klar für einen eventuell notwendigen Bargeldtransfer via Western Union (dank an mein Schätzle und Martin), dann geht eine E_Mail an meine Bank. Gemäß Online-Auskunft ist meine Überweisung auf dem Kreditkartenkonto immer noch nicht gut geschrieben und der Kontostand heute bei knapp unter 500 Euro, da jetzt die letzten Bargeldbezüge verbucht sind. Also eigentlich immer noch genügend Guthaben um meinen momentanen, bescheidenen Bargeldbedarf zu decken.
Es geht schon wieder auf die Bürgersteighochklappzeit zu bis alles erledigt ist. Also höchste Zeit um in die Stadt ab zu dampfen um mich für das Abendessen und mit FVB ein zu decken. Heute werd werd ich fündig und kann mich mit einem halben Flattermann und ein paar Dosen Bier auf mein Zimmer zurück ziehen und zur Nachtruhe vorbereiten.
(23.02.) Am Morgen ist Erwartungsgemäß noch keine Antwortmail der Bank da, deshalb fahr ich erstmal zu Todo Moto, in der Hoffnung das ich dort wenigstens mit meiner „Ähnlichkeitsliste“ ein Ritzel finde, stehen doch auch 250er drauf die hier eher verbreitet sein dürften.
Von den beiden Ersatzteilverkäufern ist nur einer für die Motorräder zuständig und so gerate ich wieder an den lustlosen Typ. Der ist nicht gerade erfreut als ich ihm meine Liste hinlege und er sie abarbeiten soll. Bin mir auch nicht sicher ob er wirklich alle Motorräder der Liste anklickt, denn das Ergebnis ist wieder: ham wa nich.
Zurück im Hotel ist immer noch keine Mail der Bank da, also mach ich jetzt bei Tageslicht einen Bummel durch das Hauptstadtdorf San Jose.
Als ich am Spätnachmittag ins Hotel zurück komm und meine E-Mails check ist eine Antwort der Bank da. Im ersten Moment versteh ich zwar nicht was die da in der Mail zusammenfaseln (Der Verfügungsrahmen Ihrer VISA-Card setzt sich aus dem vereinbarten Kreditkartenlimit und dem vorhandenen Guthaben auf
der VISA-Card zusammen), aber nach einigem rumgoogeln werd ich dann Schlauer. Mein Kreditkartenlimit beträgt 500.- Euro Plus (!), d.h. auf dem Kreditkartenkonto muß immer ein Guthaben von 500 Euro verbleiben. Wieso sich das Ganze dann Kreditkarte nennt ist mir schleierhaft. Ich bin davon ausgegangen ich dürfte bei einem Kreditkartenlimit von 500.- Euro das Konto maximal um diesen Betrag überziehen. Jetzt ist natürlich klar warum ich kein Geld bekomme. Die Überweisung ist noch nicht gutgeschrieben – auch heute noch nicht – und mit den online noch nicht angezeigten Abhebungen hat mein Kontostand dieses Limit erreicht. Also kein wirkliches Problem, ich muß lediglich abwarten bis sich die Herrschaften bequemen die Gutschrift vor zu nehmen.
Die erste Amtshandlung des Tages (24.02.) besteht darin den Kontostand meiner Kreditkarte zu checken. Freundlicher Weise wird mir ein ausreichender Kontostand angezeigt und ich marschier deshalb sogleich zum nächsten Geldautomaten um mich endlich wieder mit flüssigen Mitteln zu versorgen. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn es klappt.
Zurück im Hotel eine Entwarnungsmail an meine in den Startlöchern stehenden Nothelfer, das eine Bargeldüberweisung via Western Union nicht mehr notwendig ist. Dann schnellstens alles Gepäck zusammengepackt, auf dem Mopped verstaut, das Hotelzimmer bezahlt und endlich kann ich San Jose den Rücken zu kehren.
Über die Panamericana geht es nach San Juan und von dort nach Heredia, dann über kleine Sträßchen ab in die Berge, den dortigen Nationalparks entgegen. Erstes Ziel ist Parque Nacional Volcan Poas.
Zunächst führt die Straße durch ein Kaffeeanbaugebiet und in den Dörfern ist relativer Wohlstand sichtbar. Weiter oben in den Bergen ist es für die Kaffeepflanzen zu kalt und auf den steilen Hängen tummeln sich dann vereinzelt kleine Rinderherden. Häuser und Dörfer wirken wieder ärmlicher. Dieser immer wieder abrupt sichtbare Kontrast von Armut und Wohlstand ist in Costa Rica schon ziemlich extrem.
Es geht ziemlich steil in die Berge hoch und in etwa 2000 Meter Höhe bieg ich ab zum Volcan Poas und dieser liegt nochmals 600 Meter höher. Der Nationalpark kostet Eintritt und wiedermal zahlt man deutlich mehr als Einheimische.
Obwohl eine geteerte Straße zum Vulkan führt, muss man das Fahrzeug auf dem Parkplatz beim Infozentrum stehen lassen und dann circa 2 Kilometer zu Fuß zum Krater tappen. Belohnt wird diese Anstrengung durch einen Gang entlang einem Dschungel exotischer Pflanzen.
Der sich nach diesem Spaziergang bietende Blick auf den riesigen Krater ist schon beeindruckend. Leider verdeckt der aufsteigende Dampf immer wieder einen großen Teil des Kessels, aber wenigstens stinkt der Dampf nicht so penetrant wie der des Vulkans Masaya in Nicaragua.
Da es noch einen höher gelegenen Kratersee zu besichtigen gibt, nehm ich auch diese zusätzlichen Höhenmeter unter die Füße, obwohl es so aussieht als ob es jeden Moment anfängt zu regnen.
Obwohl der See nur ca. 50 Meter höher liegt als der Krater, zerrt der Aufstieg doch ganz schön in den Knochen, geht es doch fast einen weiteren Kilometer hoch und runter durch den Dschungel. Zum Glück ist der Weg bestens gebahnt, denn sich mit einer Machete den Weg frei machen zu müssen wär sicher kein Vergnügen.
Etwas über zwei Stunden war ich im Nationalpark unterwegs. Es ist deshalb schon Mittags als ich mich wieder auf die KLR schwinge, die zwölf Kilometer bis zur Abzweigung zurück fahre und wieder auf der „zielführenden“ Straße nach Venecia und San Carlos lande.
Eine weitere Sehenswürdigkeit an der Strecke sind die „Waterfall Gardens“, doch kaum bin ich auf dem Weg dort hin kommt der Wasserfall von oben. Es regnet in Strömen, die Straße geht steil bergab, wird immer schlechter und die Sicht geht gegen Null, denn das Visier mußte ich wegen ständigem Beschlagen schon lange hochklappen und jetzt ist es die Brille die ständig beschlägt. Bei dem Wetter erledigt sich der Besuch der Waterfall Gardens von selbst.
In einer steilen Rechtskurve passiert es. Beim vorsichtigen Bremsen mit der Hinterradbremse bricht mir auf dem schmierigen Untergrund das Hinterrad bei Schritttempo nach links aus und ich lieg Ruck Zuck unter dem Motorrad. Mein rechter Fuß ist zwischen Rahmenunterzug und Fußraste eingeklemmt und ich bekomm ihn nicht raus. Doch mit dem linken Fuß kann ich das Motorrad etwas hochdrücken und den Fuß befreien. Stabile Stiefel haben sich auch jetzt bewährt, denn der Fuß ist noch heil.
Da das Motorrad mit den Rädern bergab liegt, gelingt es mir das Teil mitsamt Gepäck wieder auf die Räder zu stellen. Nachdem ich es bergauf bugsiert und auf dem Seitenständer abstellen kann, besichtigte ich den entstandenen Schaden. An der rechten Packtasche ist die untere Halterung nahezu komplett abgerissen, die oberen Halterungen sind fast rechtwinklig abgeknickt und die Rückseite der Packtasche und der Deckel deshalb eingeknickt. Erstaunlich was für Kräfte durch einen derartig harmlosen Ableger auf die Packtasche eingewirkt haben. Aber Nichts was durch ein paar Hammerschläge nicht wieder gerichtet werden könnte.
Die Packtasche läßt sich noch öffnen und verschließen, hängt stabil am Träger, steht nur unten etwas weit ab und würde in Rechtskurven haltlos nach außen schwenken. Ein Zurrgurt löst das Problem. Trotzdem stinkt mir das Ganze. Hab ich es doch jetzt geschafft, beide der als extrem stabil geltenden Tesch-Boxen mechanisch zu verformen.
Mit einer ziemlichen Wut im Bauch über dieses unnötige Mißgeschick fahr ich weiter. Vorher hab ich den unfreiwilligen Halt benutz ich um mich in der Regenkleidung zu verpacken. Die Straße wird immer schlechter und führt weiterhin steil nach unten, der Regen denkt garnicht daran auf zu hören.
Obwohl ich die Waterfall Gardens nicht gesehen habe, komm ich dennoch an zahlreichen Wasserfälle vorbei, die jetzt auch alle ordentlich Wasser führen.
Bei San Miguel komm ich aus den Bergen raus, der Regen wird schwächer und hört schließlich ganz auf. Bis Ciudad Quesada (San Carlos) fahr ich an den Bergen entlang, über denen die ganze Zeit dicke, dunkle Wolken hängen. Erst als es hinter San Carlos in eine weite Ebene führt, gewinnt der Himmel sein strahlendes blau zurück und es wird endlich wieder warm.
Zunächst geht es Kilometerweit, nahezu immer geradeaus durch eine langweilige Ebene, bevor kurz vor der Laguna de Arenal der Vulkan Arenal in die Höhe ragt. Die Gegend zwischen Aguas Zarcas und La Fortuna am Fuße des Vulkans wimmelt von Hotels mit eigenen „Hot Springs“ und La Fortuna selbst scheint nur aus einer massiven Anhäufung von teuren Spa-Hotels zu bestehen. Es wär zwar so allmählich Zeit sich nach einer Bleibe für die Nacht um zu sehen, aber das sieht zu sehr nach Kurbetrieb und Wellness aus. Also weiter, denn irgendwann wird diese touristische Wohlstandsoase ja wieder dem „normalen“ Costa Rica weichen.
Es geht entlang an der Laguna de Arenal. Sagenhaft !! Auf bestem Asphalt geht es extrem kurvig am Ufer des Sees vorbei, durch eine dichte Botanik und immer wieder läßt sich ein Blick in die Landschaft erhaschen.
Vorbei geht es am German Bakery
zu halten, doch schlußendlich fahr ich dran vorbei, denn der Tag ist schon ziemlich fortgeschritten und ich brauch eine Bleibe für die Nacht. Noevo Arenal ist auch viel zu touristisch geprägt als das ich Hoffnung hätte dort etwas preisgünstiges zu finden.
Die kurvige Strecke zieht sich noch ziemlich weit am See entlang und es ist schon dämmrig als ich in Tilaran ein Hotel anlauf. Mit 15 Dollar ist dieses zwar auch nicht gerade besonders preiswert, hat aber WLAN und das Zimmer ist durchaus in Ordnung.
Ich muß im Dunklen durch die halbe Stadt latschen bis ich einen Laden find wo ich mein FeierabendVerdientBier kaufen kann, ein Restaurant find ich dabei aber nicht. Also muß ich doch ins Schnellrestaurant neben dem Hotel. Das Essen ist zwar nicht besonders, aber recht preiswert und satt werd ich auch.
Am nächsten Tag (25.02.) geht es von Tilaran nach Canas, dort auf die CA1 (Panamericana) nach Liberia und von dort auf die schon bekannte Strecke zurück zur Grenze nach Nicaragua.
Vom Botanischen Garten Costa Rica ist kurz nach Tilaran schon nichts mehr zu sehen. Die Landschaft ist flach, trocken, warm bzw. heiß und statt grün jetzt braun.
Gegen zehn Uhr bin ich an der Grenze. Da ich mich an dieser Zollstation auskenne, ist die Ausreiseprozedur recht einfach. Trotzdem dauert es fast eine Stunde bis ich Costa Rica hinter mir lasse, denn bei der Migration hab ich das Pech mich hinter einer Reihe Busreisender anstellen zu müssen und um mein Importpermisio zu canceln brauch ich eine Kopie meines Reisepasses mit dem Ausreisestempel. Ohne irgend eine Kopie geht es hier wohl nirgends.
Ob der Landschaft und der Route werde ich richtig neidisch 🙂
Viele Grüße, man sieht sich bei der MF