29.03.2010 Montag
Die Nacht war saukalt und als ich am Morgen erwache liegt Nebel über der Stadt. Eigentlich ein Wetter um sich nochmal rumzudrehen und zu warten bis das Blau der letzten Tage den Himmel wieder erobert. Aber bis zum Parque Natura Barranca del Cobre liegen noch ca. 1000 km vor mir und die muß ich ja irgendwann unter die Räder nehmen.
Beim Rausfahren aus Zacatecas bekomm ich erst mit wie groß die Stadt wirklich ist. Es gibt noch viele schöne Ecken in die ich meinen Fuß nicht gesetzt hab – wären auch verdammt lange Fußmärsche geworden. Aus der Stadt find ich problemlos raus und der Weg nach Durango ist überraschenderweise auch sehr gut ausgeschildert.
Wenn ich mal auf der MEX 45 bin kann ich dann eh nicht mehr viel falsch machen, denn zwischen Zacatecas und Durango liegt laut Karte mit Fresnillo nur eine größerer Stadt und danach tut sich mit Ortschaften direkt an der Strasse nicht mehr viel.
So ist es dann auch in Realität. Die etwas über 60 km bis Fresnillo ist zwar noch recht viel Verkehr, aber nachdem dann hinter Fresnillo die Schnellstraße Richtung Torreon abzweigt, bin ich praktisch allein unterwegs. Die Fahrt führt mich die nächsten hunderte von Kilometern durch das Zentrale Nordmexikanische Hochland. Trocken, wüstenartig, später dann im Westen die Berge der Sierra Madre Occidental. So präsentiert sich die Gegend dann auch, aber alles Andere als langweilig.
Wen die Landschaft an alte US-Western erinnert liegt richtig. In der Gegend von Durango wurden viele gedreht und dort gibt es auch noch eine alte Westernstadt die mal John Wayne gehörte. Auch Durango soll eine angenehme Cowboystadt mit schöner Kolonialarchitektur sein. Könnte man alles besichtigen. Doch ich mach wegen der Kälte (dürfte nur so um die 20 Grad haben, wie überleb ich den deutschen Sommer ??) zum ersten Mal die Heizgriffe an, geb Vollgas und teste was für eine Sptzengeschwindigkeit aus meiner fahrenden Schrankwand zu holen ist.
Als sich nach langem Anlauf die Tachnadel der 160 nähert fängt die Kawa plötzlich an zu stottern. Mist, sollte ich das Mopped überfordert haben ? Das würd mir so mitten in der Pampa erst noch fehlen. Benzin sollte ich noch genug haben, bin nach Tageskilometerzähler ja grad mal etwas über 200 km gefahren. Also erstmal die Heizgriffe aus. Hilft auch nicht. Sollte es doch an Spritmangel liegen ? Benzinhahn auf Reserve hilft. Aber nicht lange und dann fängt die Stotterei wieder an. Benzinhahn auf PRI hilft. Wird wohl der Benzinfilter verstopft sein diagnostiziere ich. Nicht tragisch, hab ja noch für weit über 100 km Sprit im Tank und solang es in der PRI-Stellung funzt muß ich halt nur beim Abstellen daran denken den Benzinhahn zu „schließen“. Als ich bald darauf Sicherheitshalber die nächste Tankstelle anlauf – so viele davon gibt es in der Pampa nicht -, staun ich nicht schlecht als in meinen 24 Litertank knapp über 21 Liter rein gehen. Dabei hatte ich gedacht ich hätte noch eine Reservereichweite von gut 100 km.
Kurz danach fällt mir ein das ich beim vorherigen Tanken vergessen hatte den Tageskilometerzähler auf Null zu stellen und das dann irgendwann während der Fahrt nachgeholt hab. Muß wohl über 100 Kilometer später gewesen sein bevor ich dran gedacht hab. Mit nur einer Gehirnzelle ausgestattet ist diese halt manchmal leicht überfordert ….
Kurz vor Durango komm ich seit Langem wiedermal in eine Armeekontrolle. Ich werd angehalten, stell mich aber meinem Naturell entsprechend an (s.o.). Nach nichtmal zwei Minuten gibt der Soldat entnervt auf und schickt mich weiter. Blöd zu sein zahlt sich manchmal halt doch aus.
Die ersten Kilometer vor Durango sind eine einzige stinkende Müllhalde. Trotzdem werden inmitten und auf diesem Müll protzige Gewerbebauten hochgezogen. Nicht grad eine Empfehlung für die Stadt.
Immerhin ist die Beschilderung hervorragend und so muß ich nur einen kurzen Orientierungsstop einlegen um die Stadt Richtung Hidalgo del Parral hinter mir zu lassen.
Jetzt schlägt die Einsamkeit wirklich erbamungslos zu. Gab es vorher wenigstens noch einen größeren Ort zwischen Fresnillo und Durango, so liegen jetzt wirklich 350 km tiefste Pampa zwischen mir und Hidalgo del Parral.
Selbst im LonleyPlanet steht zu dieser Strecke diese sei so einsam das man sie nur mit vollem Tank und wegen nächtlicher Überfälle nur bei Tag befahren soll. Einsam, ja, aber sonst ? Zwei Tankstellen gibt es unterwegs, so etwas wie Dörfer oder einzelne Höfe sind nur ganz selten, und wenn, dann weit Abseits von der Straße zu sehen, Verkehr nahezu Null, sehr schön zu fahren.
Nach endlosen Kilometern geradeaus legt sich der Strasse dann doch eine Hügelkette in den Weg. Eine wirklich willkommene fahrerische Abwechslung und etwa 30 Km Fahrspaß pur beginnen. Wo hat man das in Deutschland, 30 Km Kurven praktisch für sich ganz allein ?
Kurz danach ist auch die Endstadtion für den heutigen Tag erreicht. Rodeo – ja tatsächlich – heist das Kaff mit den paar Hütten (drei davon Hotels) die sich entlang der Straße nicht gerade drängeln.
Bei der Erkundungsfahrt von einem Ortsende zum Anderen treff ich in der Nähe der Tankstelle diese Bande:
Es sind die ersten Kuttenträger die mir in Mexico begegnen. Sie sind auf dem Weg von Chihuahua nach Durango und kommen sicher in die Dunkelheit, aber Kuttenträger müssen sich ja vor nichts fürchten.
Das Hotel das ich mir ausguck ist nicht der Rede wert, aber für eine Nacht reichts und mit 150 Peso grad noch zahlbar. Nach dem Einchecken mach ich mich auf die Suche nach einem Ort an dem ich meinen Hunger stillen kann. Das erweist sich als recht schwierig. Wenn man die Straße weit genug hoch und runter läuft findet man sogar Restaurants, nur sind die alle geschlossen. Zu guter Letzt land ich in einem kleinen Laden mit nur zwei Tischen in dem es nur Hamburger gibt.
Kein Wunder. Scheinen ja auch die Hauptmalzeit der dicken Mexicanerin zu sein – ihr Mann der die Hamberger macht ist spindeldürr – die mich in zunächst unverständlichem Amislang nach meinem Begehr frägt. Als ich sie bitte etwas langsamer und verständlicher zu sprechen klappt dann auch die Verständigung. Sie entschuldigt sich damit in Florida geboren und aufgewachsen zu sein und da spricht man halt so.
Der Hamburger tropft natürlich aus allen Nähten, egal wie man ihn hält, ist aber für so ein Teil recht gut und stillt zumindest für den Moment den Hunger. Als man nach dessen Verzehr auch noch meinen geistigen Hunger mit Hilfe des Wachturms zu stillen versucht, verlaß ich fluchtartig das Lokal und zieh mich in die Abgeschiedenheit meines Hotelzimmers zurück.
30.03.2010 Dienstag
Am Morgen werd ich recht früh durch Lärm unter meinem Fenster geweckt. Eine Gruppe Mexicaner ist dabei ihr Gepäck in einem Kleinbus zu verstauen. Dann stellen sie sich im Kreis auf wie eine Rubgymannschaft bei der Taktikbesprechung – d.h. Arme über die Schultern der Nebenmänner, Beine leicht gespreizt und Oberkörper nach vorn gebeugt -, sprechen gemeinsam laut das Vaterunser, springen in den Bus und preschen davon.
Mir bleibt allerdings unklar weshalb sie göttlichen Beistand brauchen. Wegen des technischen Zustand des Kleinbusses oder der Fahrweise ihres Fahrers ??
Da ich jetzt schonmal wach bin mach ich mich auch reisefertig und bin kurz nach neun wieder auf der Strasse. Es geht jetzt wieder Kilometerlang geradeaus über eine riesige, dürre, menschenleere Ebene. Erst kurz vor Hidalgo del Parral nähern sich die Berge wieder der Straße. Parral selbst liegt dann eingebettet in den Bergen.
Am Ortseingang von Parral komm ich an einem Continental-Reifenhändler vorbei. Klasse, der hat, oder kann zumindest einen neuen TKC 80 für Hinten bestellen. Als ich in die Werkstatt reinfahr wundere ich mich das sich die Reifenmonteure über mich und das Motorrad wundern. Doch dann wird mir klargemacht das es hier keine Motorradreifen gibt und auch nicht bestellt werden können. Ich muß zu einem Motorradhändler und mir wird auch gleich der Weg zum Nächsten erklärt.
Müßte eigentlich leicht zu finden sein. Immer geradeaus bis zur ersten Ampel, dann zwei Blocks weiter auf der rechten Straßenseite. Sei nicht zu übersehen denn da ständen immer Motorräder davor.
Doch ich find keinen Motorradhändler. Also alles wieder zurück und vielleicht hätte ich mich an der Straßengabelung bei der Ampel doch eher rechts halten sollen. Doch wieder nichts. Dafür komm ich an einem supermodern aussehendem Michelinhändler vorbei. Doch auch hier gibt es keine Motorradreifen, aber der Chef ist superfreundlich und spricht Englisch. Er greift zum Branchenfernsprechbuch, läßt sich von mir den Fahrzeugschein geben und ruft den ersten Händler an. Dieser muß erst Nachschauen ob er einen Reifen in der benötigten Größe da hat. Er ruft nach fünf Minuten zurück, nada. Also bekommt der Nächste (von insgesamt Dreien) einen Anruf. Der hat einen passenden Reifen auf Lager. Als ich mir den Weg erklären lassen will, winkt der Chef ab. Parral’s Straßennetz sei viel zu kompliziert, keine läuft parallel und dann noch meist Einbahnstraßen, er fährt mit dem Auto voraus und ich soll ihm folgen. Super. Er liefert mich bei dem Motorradhändler ab, vergewissert sich das der vorhandene Reifen auch wirklich die richtige Größe hat und verabschiedet sich.
Der vorhanden Reifen ist ein Pirelli MT 60, zwar auch ein „Enduroreifen“, aber weit straßenorientierter als der Conti. Nicht das was ich unbedingt haben will und für die geplanten Touren im Kupfercanyon eher suboptimal. Klar könnte man mir einen anderen Reifen bestellen, auch einen Conti, aber ich müßte mit 10 Tagen Lieferfrist rechnen, denn es sind Osterferien. In Chihuahua könnt ich mit Glück bekommen was ich will ….
Mist, nach Chihuahua sind es noch 350 Kilometer. Das würde der Reifen zwar noch mitmachen, aber dort wär ich erst morgen Abend. Es müßte mir also gelingen dort am Donnerstag einen aufzutreiben, denn
sonst häng ich dort über die Osterfeiertage fest. Also besser den Reifen auf die Felge, als glatzköpfig ind der Gegend rumstehen.
Mit 1850 Peso (inkl. Montage) ist der MT 60 zwar kein Sonderangebot, aber dafür kann ich die KLR auch zum sofortigen Reifenwechsel in die Werkstatt schieben.
Kurz nach 16 Uhr ist alles erledigt und ich mach mich auf die Suche nach einem Hotel. Sehr schnell erkenn ich, das das Anfahren des im LonleyPlanet ausgeguckten Hotels ohne Stadtplan ein ziemlich aussichtsloses Unternehmen ist. Aber in einer Seitenstraße in unmittelbarer Nähe zur Plaza ist schnell Ersatz gefunden. Mit 275 Peso zwar auch nicht grad ein Schnäppchen, aber ich darf mein Mopped in der Lobby parken und obwohl es einen eher altertümlichen Eindruck macht, hat es WLAN und einen Aufzug. Ich brauch daher mein Gepäck nicht zu Fuß in den dritten Stock schleppen.
Auch eine schöne Dachterasse hat es. Die Angestellten die mir das Zimmer zeigt drückt mir auch gleich eine Stapel Prospekte in die Hand und besteht darauf mir von der Dachterasse aus zu zeigen wo ich die Sehenswürdigkeiten finde.
31.03.2010 Mittwoch
Langes Ausschlafen und Nutzung des WLANs zum Skypen führt dazu das ich erst am frühen Abend meinen Streifzug durch die Stadt beginne.
Schuh- und Kleiderläden dominieren die Innenstadt. Der größte Teil deren Angebotes wendet sich aber an eine spezielle Kundschaft: Cowboys. Cowboystiefel in allen Spielarten werden angeboten, ebenso bestickte Hemden und Hosen.
Die Cowboystiefel sind zum Teil schon ganz schön schräg kitschig und absurd. Der Fuß extrem lang, hochgebogen und spitz. Die Leningrad Cowboys werden ihr Bühnenoutfit wohl hier gekauft haben.
Ansonsten gibt es nicht viel von der Stadt zu berichten. Von den mir per Prospekt nähergebrachten Sehenswürdigkeiten hab ich keine einzige besichtigt und bei meinem Stadtbummel ist mir als sonstige Sehenswürdigkeit lediglich die Preisliste für zahnärztliche Leistungen aufgefallen. Privatpatienten in Deutschland haben damit jetzt eine valide Basis für Preisverhandlungen mit ihrem Zahnarzt.
01.04.2010 Donnerstag
Gleich hinter Parral geht es ab in die Berge. Die rund 100 Kilometer auf der MEX 24 und MEX 28 bis San Pablo Balleza stimmen schon richtig auf den Parque Natural Barranca del Cobre ein. Wilde Berge, einsam, die Straße in einer Kurvenorgie zwischendurch, bzw. hoch und runter.
An der Abzweigung auf die MEX 28 steht ein großes Miliitäraufgebot. Mehrere Mannschaftswagen, bemannte Sandsackstellungen an allen Straßenseiten der Kreuzung und in der Gegend rumstehende Soldaten mit den Händen an der Knarre. Doch kontrolliert wird nicht. Präsenz zeigen und männliches Imponiergehabe scheint wichtiger. Spinner allesamt.
Ab San Pablo Balleza verläuft die Straße in einer Ebene zwischen Bergen durch. Über die Ebene fegt ein derart heftiger Wind, daß ich Mühe habe das Motorrad auf der Straße zu halten. So ähnlich stell ich mir den Wind in Patagonien vor, nur das es dort noch schwieriger ist das Motorrad auf dem Schotter zu kontrollieren.
Dieses Windspiel in der Ebene geht über mehr als 120 Kilometer, ist sehr anstrengend und als die Staße wieder in die Berge führt, hoff ich das diese mir Windschutz bieten. Aber weit gefehlt. Es wird noch anstrengender in den Kurven die Linie zu halten. Trotzdem macht es unglaublich Spaß, denn die Landschaft wird immer unglaublicher, beinahe hinter jeder Kurve eröffnet sich ein neuer spektakulärer Blick auf Schluchten oder die seltsamsten Felsformationen. Zudem geht es in einer atemberaubenden Berg und Talfahrt um die Schluchten rum. Ich bin Mitten im Nationalpark, bzw. fahr am Rand um ihn herum und die Landschaft hält was ich über sie gelesen hab. Zudem ist sie ein absolutes Motorradfahrerparadies.
Creels Lage und Blockhausarchitektur soll an ein Alpendorf erinnern. Die Lage ist wirklich traumhaft, aber so ein abgefucktes, armseliges Alpendorf hab ich noch nie gesehen. Es wird von der berühmten Eisenbahnlinie „Copper Canyon Railway“ in zwei Teile geteilt. Durch den „mexicanischen“ Teil führt die MEX 28 und ist gesäumt von für Nordmexico typischen Bauten, vorwiegend Ziegel oder Hohlbloch, meistens nicht verputzt, oder wenn, bestenfalls die Hausfront, verwahrlost, Werkstätten und Läden zwischen Wohnhäusern, ein paar Hotels und Restaurants. Könnte in seiner Schäbigkeit ein Zwilling von Rodeo sein.
Die andere Hauptstraße ist die Touristenmeile – jedenfalls etwa 1000 Meter von ihr, vorher und nachher gleicht sie ihrer Schwester auf der anderen Bahnseite -, tatsächlich häufig aufgepeppte Holzhäuser, aber ein totales Sammelsurium unterschiedlichster Stile, baulichen Zustands und Bauformen. Hier gibt es die meisten Hotels, Restaurants, Tourveranstalter etc., aber einen heimeligen Flair oder so was strömt auch die Touristenmeile nicht aus.
Die Casa Margarita ist direkt gegenüber vom Bahnhof, hat keinen Parkplatz und ist ausgebucht. Scheiß Osterfeiertage. Bleibt als nächste Budgetunterkunft (Übernachten in Creel ist teuer !) die Casa de Huespedes Perez. Sie liegt etwas hinter der Touristenmeile und ich hab zunächst Schwierigkeiten sie zu finden. Schließlich steh ich vor einer Ansammlung mehrer Holzhütten, das muss es sein, aber ich entdeck kein Schild und auch nirgends eine Rezeption.
Während ich ratlos in der Gegend rumsteh kommt ein Mann – der Indiana Jones sein könnte, selbst der Hut stimmt – aus einer der Hütten und ich frag ihn ob das Huespedes Perez ist und er antwortet in bestem Englisch, ja, Luly – die Besitzerin – find ich in der Hütte. Dann stellt er sich vor, Charles aus Great Britain, wohnt hier seit Februar, weil er hier für sich und seinen Bruder ein Haus baut.
Während wir uns unterhalten kommt Luly – eine winziges Weibchen, wird grad so die 1,5 m streifen- mit einem jungen Pärchen aus ihrer Hütte, weist ihnen ein Zimmer in einer der Hütten zu und wendet sich dann meinem Begehr zu. Sie hat nur noch ein Viererzimmer frei und das soll 500 Peso kosten. Ist mir deutlich zuviel, da kann ich auch gleich in eines der besseren Hotels gehen. 400 Peso ist ihr nächstes Angebot, immer noch zuviel, 350 Peso. Sie verweist auf den Holzofen im Zimmer, das hätten nicht viele und Holz zum Heizen liegt direkt vor der Hütte. Nun ja, recht frisch ist es durch den Wind ja schon. Dann zeigt sie zeigt mir auch noch das Restaurant wo es Frühstück und ab 19 Uhr Abendessen gibt. Laut LonelyPlanet ist in Creel in den Zimmerpreisen das Frühstück immer, und im Margarita und Perez sogar das Abendessen im Preis enthalten. Dann sind 350 Peso grad so akzeptabel, also o.k.
Während ich mein Motorrad abpack nimmt der eh schon kräftige Wind noch an Stärke zu und es wird immer eisiger. Als es dunkel wird haben wir draußen erfrischende 6 und im Zimmer noch 15 Grad. Höchste Zeit ins Restaurant zu gehen, denn da bullerte schon bei der Besichtigung der Ofen.
Im Restaurant ist nur noch ein Tisch frei, aber an einem sitzen zwei junge Typen, die ich aus weis der Geier was für einem Grund für Deutsche halte und deshalb auf Deutsch frage ob ich mich zu ihnen setzen kann. Es sind tatsächlich Deutsche und vollkommen verblüfft wie ich das auf Anhieb erkennen konnte. Tscha, war wohl lange genug in Catemaco und bin dort zum Schamanen geworden.
Beide stammen aus Ulm, einer von ihnen (sorry, hab ihre Namen vergessen) unterrichtet seit zwei Semstern an der Uni von Monterrey Deutsch und bekommt seinen Vertrag immer von Semester zu Semester verlängert. Auf meine erstaunte Frage ob Mexicaner überhaupt Deutsch lernen, sagt er mir, das sein Samstagskurs ständig von über 30 Schülern besucht wird, unter der Woche sind immer über 10.
Heute ist ihr letzter Tag in Creel, sie haben hier Mountainbiketouren gemacht. Morgen wollen sie nach Durango und dann nach Zacatecas. Als ich ihnen erzähl was dort bis zum 9. April los ist, sind sie ernsthaft am überlegen ob sie Durango nicht streichen sollen.
Während wir so erzählen wird das Essen serviert. Zuerst gibt es eine Suppe, undefinierbar was für eine, aber sehr lecker. Danach werden wir gefragt wie wir das Fleisch haben wollen. In Anbetracht der Erfahrungen wie in Mexico Fleisch zubereitet wird, wählen wir alle Medium.
Es kommt ein fünf Millimeter hohes, aber fast tellergroßes Kotlett auf den Tisch, mit einem Löffelchen Reis, ohne Soße. Auf Nachfrage wird erklärt, Soße gibt es nicht und auch keine Salsas. Merkwürdig, in jedem noch so billigen Restaurant oder Straßenstand gibt es immer mehrere Salsas zur Auswahl. Mexicanisches Essen ohne ist eigentlich völlig undenkbar.
In Anbetracht der Höhe des Fleisches kann von Medium natürlich auch keine Rede sein, sondern es ist die erwartete Schuhsohle, aber ich hab ja ein kräftiges Gebiss und der Hunger treibts rein.
Die beiden Anderen sind gar nicht begeistert, Essen nicht auf und ziehen sich in ihr Zimmer zurück. Ich trink noch mein Bier aus und als ich das bezahlen will, muss ich auch noch das Abendessen bezahlen. Ich hätte das Zimmer ja billiger bekommen und dann sei das Abendessen natürlich nicht im Preis enthalten. Obwohl das Essen nur 50 Peso kostet fühl ich mich verarscht und geb meinem Ärger auch in Englisch Ausdruck. In dem Moment bedauer ich wirklich sehr kein Spanisch zu können.
Als ich ins Zimmer zurück komm bollert dort der Ofen und es hat gemütliche 25 Grad. Trotzdem beschließe ich dieses gastliche Haus nach den zwei bezahlten Übernachtungen zu verlassen und auf gar keinen Fall meinen Aufenthalt in Creel zu verlängern.