02.04.2010 Karfreitag

Als ich zum ersten Mal aufsteh hat es ungemütliche 8 Grad im Zimmer. Also hüpf ich nochmal unter die warme Decke, schlaf wieder ein und werd erst durch die Aufbruchsgeräusche der Zimmernachbarn wach die ihr Auto beladen. Es ist kurz nach 10 Uhr und damit allerhöchste Zeit aus dem Bett zu klettern, denn ich hab ein umfangreiches Tagesprogramm vor. Bis ich weg komm wird es dann doch elf und das hat wenigstens den Vorteil das es jetzt mit 23 Grad zwar nicht übermäßig, aber immerhin warm ist. Wind geht auch keiner mehr.

Ziel ist heute Botopilas, ein altes Silberminendorf am Grunde des Canyons, etwa 120 km von Creel entfernt. Dazu muß ich rund 70 km der Strecke zurückfahren die ich gestern gekommen bin, danach kommen nochmal 50 bis 60 km Dirtyroad und es geht von 2300 Meter runter auf 500. Vorher komm ich aber noch am Lago Arareko vorbei, das Raramuri-Dorf Cusarare und die Cascada Cusarare sollen auch einen Abstecher wert sein.

Felsformationen am Weg zum Lago Arareko
Lago Arareko

Der Lago Arareko (Hufeisensee) gehört den Raramuri. Diese unterhalten am See zwei Lodges und einen Bootsverleih. Das Betreten des Gebietes um den See kostet Eintritt. Ledglich der Parkplatz an der Straße ist kostenlos, denn da verkaufen die Raramuri ihre Schmuck- und Flechterzeugnisse.

Schwer bepackt
Die Kundschaft Anderer interessiert nicht
Wirklich selbst hergestellt
Bei der Arbeit

Im Gegensatz zu den meisten anderen mexicanischen Indios sind die Raramuri meist sehr schlank und sie haben sehr fein gezeichnete Gesichter. Die Frauen könnte man fast für Inderinnen halten und sie tragen die typischen Röcke – angeblich werden dazu 10 Meter Stoff benötigt -, die wiederum an die Röcke europäischer Roma erinnern. In den letzten Jahren wurde den Bewohnern dieser Gegend ihre wirtschaftliche Grundlage entzogen, da das Militär immer wieder die Marihuanaernte vernichtet. Seither sollen auch die ansonsten sehr friedfertigen Raramuri gelegentlich nich mehr so friedlich sein.

Nach einem doch etwas länger gewordenem Stop am Lago Arareko beschließ ich Cusarare und die Cascada auf dem Rückweg zu besichtigen. Obwohl ich die Strecke ja gestern schon gefahren bin, begeistert sie mich fahrerisch und landschaftlich auch heute total, bietet die andere Fahrtrichtung doch wieder völlig andere Ausblicke. Es ist nicht einfach sich zwischen Gas geben und Blick schweifen zu lassen zu entscheiden.

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Kurz nach Samachique zweigt die Strasse nach Batopilas ab. Die ersten Kilometer noch geteert, aber mit einer dicken Kiesschicht oben drauf. Eine Kombination die mir seit meinem Unfall ausgesprochen Unsymphatisch ist. Etwa 10 Kilometer muß ich da durchpflügen, dann wird es eine breite Piste aus Kalksteinschotter und Staub. Nach wenigen Kilometern sehen Motorrad und ich aus als wenn wir in Mehl gewendet worden wären.

Ab und zu kommen mir Raramurifamilien in Festtagstracht entgegen. Vom Großvater bis zur Enkelin auf’s Feinste herausgeputzt. Jetzt tragen auch die Männer Tracht. Es ist eine Art Kleid, weiß, an Ärmeln und Schultern schön bestickt, vorne geht es bis zu den Knien und hinten hängt es wie ein Frack bis zu den Waden herunter. Dazu werden Raramurisandalen getragen und eine geflochtene, bunte Mütze. Sieht etwas komisch aus wenn statt der traditionellen Kopfbedeckung manchmal ein Stetson getragen wird.
Alle grüßen mich freundlich, doch fotographieren darf und kann ich sie nicht. Schade, ich muß diese Bilder in meinem Kopf behalten.

Kalksteinpiste
Irgendwo da unten liegt Batopilas
Canyonwände
Tendepass in Mexico

Hinter La Bufa wird die breite Piste zu einem schmalen Erdweg, bei dem mir schleierhaft ist wie da zwei Autos aneinander vorbei kommen sollen, ohne das eines die rund 1000 Meter in den Abgrund stürzt. Da am Wegrand zu stehen und runter zu schauen erzeugt bei mir ein ganz komisches Gefühl im Bauch.
Je weiter ich abwärts fahre, desto schwüler und heisser wird es. Als ich mich entschließ um zu kehren da es schon 16 Uhr ist, sagt mir mein Schlaule das wir in einer Höhe von 1100 Metern kühle 33 Grad haben.

Auf dem Rückweg seh ich in einiger Entfernung abseits der Straße eine große Gruppe Raramuri die zu Trommelklängen tanzen. Sie feiern auf ihre Art Karfreitag. Schade das ich das Ganze mit dem Tele nicht auf eine erkennbare Größe heranzoomen kann.

Auf dem Weg zur Cascada Cusarare kommen mir zwei Quadfahrer entgegen und halten als sie mich sehen. Es sind Amis, die mich fragen ob ich zur Cascade will. Ja. Lohnt nicht, kommt nur ein ganz schwaches Rinnsal runter. In Anbetracht des fast völlig ausgetrockneten Baches an dem der Weg lang führt glaub ich ihnen und dreh um. Auch das Dorf Cusarare ist eine Enttäuschung. Ein paar armselige Hütten und ein Haufen aufgehaltene Hände. Ich schau eine Weile zu wie eine Gruppe junger Backpacker zunächst ein paar Hände füttert, dann sich der wachsenden Menge aber kaum mehr erwehren kann und sich auf den PickUp flüchtet der sie hergebracht hat.

Warten auf ??
Kurz vor Cusarare
Tradition und Moderne

Ich fahr nach Creel zurück, stürz mich in meine Ausgehklamotten, schlender etwas die Touristenmeile lang, fotografiere was mir vor die Linse kommt und guck ein Restaurant für das Abendessen aus.
Das Restaurant Veronica ist gut besucht und ich muß eine ganze Weile warten bis ein Tisch frei wird. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn das bestellte Essen ist wirklich gut. Mit Käse überbackenes Fleisch-Gemüse-Gemisch und schön scharfe Salsa.

Während des Essens geben sich verschiedene Musikgruppen die Klinke des Restaurants in die Hand. Immer nach zwei gespielten Stücken geht der Hut rum, dann ist ’ne Weile Ruhe, bis die nächste Gruppe auf der Matte steht.

Ich bin grad mit dem Essen fertig als Charles auftaucht und sich zu mir setzt. Er bestellt – wie sich raustellt das Selbe was ich hatte -, ich beschließ ihm Gesellschaft zu leisten und lass noch ein Bier kommen. Während des Essens erzählt Charles ein bisschen von sich. Er ist 49 jahre alt, hat sechs Jahre in Val d’Isere gelebt, kann daher Französisch und das Spanisch fällt ihm deshalb auch nicht schwer. Er liebt die Berge und das Reisen (war mehrfach in Südamerika), überlegt aber jetzt doch so allmählich eine Familie zu gründen. Obwohl er in Creel ein Haus baut, denkt er nicht dran dauerhaft in Mexico zu leben. Wo ?? Wovon er lebt, auch darauf bleibt er die Antwort schuldig. Ich erfahr lediglich das er in zwei Monaten in die Staaten zum Arbeiten muß und er bis dahin mit dem Hausbau so weit wie möglich kommen möchte. Während seiner Abwesenheit ruht das Ganze, denn die Mexicaner könne man nicht unbeaufsichtigt werkeln lasen. Ist bei deutschen Bauarbeitern ja auch nicht anders. Kann ja jeder der mal gebaut hat ein Lied davon singen.

Als wir gegen 21 Uhr das Lokal verlassen beginnt grad die Karfreitagsprozession. Dafür war die Strasse schon seit 18 Uhr mit massivem Polizeiaufgebot gesperrt und auch jetzt hat man den Eindruck das die Polizei den größten Teil der Teilnehmer stellt.

Plauderstündchen
Verkauft wird überall
Familienausflug
Karfreitagsprozession

03.04.2010 Samstag

Gestern hab ich mich ziemlich geärgert das ich den Tag so verbummelt hab und deshalb nicht bis Batopilas gekommen bin. Heute steh ich daher schon um 8 Uhr auf und da die Nacht nicht so kalt war hab ich bei meinem Aufbruch um 9 Uhr doch schon 20 Grad und strahlend blauen Himmel. Wind geht auch keiner, also verspricht der Tag doch ziemlich warm zu werden.
Ich besorg mir daher noch einen zusätzlichen Liter Wasser, d.h. bin jetzt mit 2,5 Litern unterwegs, denn heute ist das Ziel Urique. Dieses Dorf liegt auf 550 Meter, am Grund der Barranca de Urique. Laut Straßenkarte liegen etwas über 50 km Asphalt und nochmal so viel Dirtroad vor mir.

Zunächst geht es auf kurviger Teerstraße bis El Divisadero und dort ist erstmal ein längerer Halt mit Photoshooting angesagt. Hier gibt es fünf Aussichtspunkte in die Barranca del Cobre. Bahnreisende haben hier 15 Minuten Zeit von zweien der Aussichtspunkte (die anderen liegen viel zu weit abseits) den Blick zu genießen.

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Die Aussichtsplattform hat einen Glasboden
Ganz vor hat sich niemand gewagt
Besucherandrang bei Aussichtspunkt 5
Alles geflochten

Nach El Divisadero entfernt sich die weiterhin sehr kurvige Strasse von den Canyons und verläuft ein ganzes Stück parallel zur Eisenbahnlinie, bzw. quert sie ständig.
Bis San Rafael soll die Straße geteert sein. Ist sie auch, doch ab Ortseingang wird sie zu einer üblen, staubigen Hoppelpiste. Besonders toll ist der Bahnübergang. Steil hoch und dann über die freiliegenden Schienenstränge.
Am Ortsausgang überrascht mich dann ein niegelnagelneues, breites Asphaltband. Die werden doch wohl nicht …, kaum hab ich das gedacht und bin dabei einen steilen Anstieg hoch, lande ich hinter der Kuppe mitten auf einer Schotterpiste. Bis zur Abzweigung nach Bahuichivo – sogar beschildert ! – verläuft die Piste als breites Band in einer mäßigen Berg- und Talbahn. Doch danach wird’s heikler. Die Piste ist jetzt meist nicht viel breiter als ein LKW, geht steil bergauf und mehrheitlich steil bergab, der grobe Schotter- und Felsuntergrund ist jetzt eher Kies und Staub.

Mehr als 30 Kilometer Piste hab ich schon hinter mir, als es in einer scharfen Linkskurve extrem steil nach unten geht, dann kommt ein kurzes gerades Steilstück und danach geht es gleich wieder scharf rechts rum. Die Kawa schiebt über beide Räder Richtung Abgrund und ich hab erhebliche Mühe sie von der Kante fern zu halten. Beim Anhalten hinter der Kurve rutsch ich mit blockierten Rädern noch ein ganzes Stück die Gerade runter. Als ich meine Füße runter stell, versinken sie bis zu den Knöcheln in allerfeinsten, puderzuckerartigen Staub. So etwa stell ich mir Fesch-Fesch in der Wüste vor.

Erst mal tief durchatmen. Beim Wiederanrollen und leichtem Anbremsen wiederholt sich das Spiel. Die Räder blockieren sofort und die Karre rutscht eine ganze Weile bis sie endlich zum Stehen kommt. Es ist Mittagszeit und ohnehin gut warm, aber jetzt wird mir heiß. So mehr rutschend als rollend soll ich mich wer weis wie viele Kilometer in den Canyon runter quälen, eventuell sogar ein paarmal das Motorrad wieder aufheben. Wüsste nicht wie ich das schaffen sollte. Ganz mannhaft zieh ich den Schwanz ein und kneif.

Bis ich das Motorrad in einer wieder Berghoch geeigneten Position hab, hab ich im eigenen Schweiß geduscht. In diesem Feinstaub anfahren und dann die Richtung halten ist garnicht so einfach. Ständig will das Hinterrad durchdrehen und ausbrechen, aber bergauf bin ich fahrerisch besser und würg die Karre wieder auf festeren Grund. Dort halt ich bei erster Gelegenheit und füll das ausgeschwitzte Wasser wieder nach.

Auf dem Rückweg hadere ich mit mir selbst, weil ich bei der ersten ernsthaften Schwierigkeit gleich aufgegeben hab und bin zutiefst von mir enttäuscht. Ich bin mir sicher, noch vor ein paar Jahren wär ich das mit meinem Eisenschwein (Suzuki 1100 GS) gefahren und jetzt kneif ich mit einer Enduro.

Da ich nicht mehr nach Creel zurück möchte, bleibt mir nichts anderes übrig als das nächste größere Kaff an zu fahren. Es liegt 30 Kilometer nördlich von Creel, hat mindestens doppelt so viele Einwohner, heist San Juanito, ist aber genau so ein trauriges, bzw. noch traurigeres Kaff weil sogar die Touristenmeile fehlt. Vom Preisniveau her kann es aber locker mit Creel mithalten. Die Hotels wollen alle von 400 Peso an aufwärts. Ich bin doch nicht Krösus. Trotz Bahnlinie und Bahnhof muß es hier doch auch was preiswerteres geben. Nach langem Suchen – ist ja erst früher Nachmittag und von daher hab ich reichlich Zeit – find ich auch eines das seine Zimmer für 150 Peso an sparsame/geizige (zutreffendes unterstreichen) Reisende ab gibt. Das Hotel sieht von Außen ganz gut aus, hat einen geschlossenen, scherbenübersäten Hof als Parkplatz und ist – gelinde gesagt – innen Renovationsbedürftig. Im Zimmer lösen sich die Tapeten, die Fußleisten hängen lose rum, beim Stecker aus der Steckdose ziehen kommt die auch gleich aus der Wand, die Badtür läßt sich nicht schließen, der Teppichboden hätte zumindest eine Generalreinigung nötig und, und, und. Aber das Bad ist sauber, die Bettwäsche auch und ich wollt ja nicht mehr ausgeben.

Luxusbleibe
Hauptstrasse

Nach dem Zimmerbezug mach ich mich auf zur Stadtbesichtigung. Auch hier teilt die Bahnline den Ort in zwei Hälften, aber beide gleich traurig und wie ausgestorben. Immerhin find ich einen geöffneten Laden wo ich meinen Trinkwasservorrat wieder auffüllen kann, aber trotz Nachfrage keinen Bäcker und kein Internetcafe. Kann überhaupt nicht sein. Also frag ich im Hotel nochmal nach. Die Rezeptionistin führt mich im gleichen Block zu einem Internetcafe. Doch dieses ist geschloßen und so wie es aussieht für immer. Ratlosigkeit macht sich breit, doch dann fällt ihr noch eines ein und sie beschreibt mir den Weg. Das find ich tatsächlich.

Die beiden jungen Tusis die den Laden schmeißen machen ganz komisch als ich mein Netbook auspack und anschließe. Den Kabelbinder durchschneiden um ein etwas längeres Ethernetkabel zu bekommen darf ich nicht, also nehm ich halt auf der Fensterbank platz um tippen zu können. Ich hab grad meinem Schatz eine Nachricht wegen eines Skypedates morgen geschickt, da kommt die Besitzerin in den Laden und mosert rum das der Anschluß von Laptops bei ihr nicht gestattet ist. Was soll dieser Mist ?? Wenn sie Angst vor eingeschleppten Viren hat, dann soll sie kein Internetcafe betreiben.

Ich bin grad dabei eine Mail zu schreiben das es morgen wahrscheinlich doch nicht klappt, da fängt die Alte an an meinem Netbook rum zu reißen. Ich muß mich arg zusammen nehmen, daß ich ihr nicht vor versammelter Mann- und Kundschaft eine scheuer. Als ich geh, will sie 5 Peso von mir. Ich zeig ihr den Stinkefinger.

Wieder im Hotel frag ich nach einem anderen Internetcafe. Vage wird mir beschrieben wo noch eines sein könnte, doch ich lauf mir die Haxen wund, frag Passanten, doch ich find keines. Inzwischen hängt mir der Magen bei den Knien und so geh ich in das Restaurant eines der „vornehmen“ Hotels, denn dies ist eines das wenigstens noch auf hat. Hier frag ich auch nach einem Internetcafe. Natürlich wird mir zuerst das der blöden Kuh genannt. Auf weitere Nachfrage heist es, das auf der anderen Seite der Bahnlinie noch eines sein könnte. Also gibt es morgen eine Stadtbesichtigung der „Unterstadt“ (frei nach Degenhardt).

04.04.2010 Ostersonntag

Der doch etwas längere Spaziergang durch die „Unterstadt“ war erfolgreich. Doch nur weil ich die falsche Eingangstür erwischt habe – eigentlich wollte ich in die Spielhalle nebenan und dort nachfragen -, denn angeschrieben war nix und in einer versteckten Ecke einer Wäscherei und Parfümerie (!?) noch ein Internetcafe zu vermuten braucht schon mehr verschrobene Phantasie als mir zur Verfügung steht.

Hier hat man aber nichts dagegen das ich mein Netbook anschließe. Wie üblich scan ich zuerst meine Mailboxen durch. Eine der Nachrichten trifft mich wie ein Schlag.

Freund Joe ist auf die unendliche Reise gegangen.

Nach den Vorinformationen war diese Nachricht zwar früher oder später zu erwarten, aber ich bin dennoch fassungslos. Warum Joe? Wie Wolfram, ein Mensch im wahrsten Sinne des Wortes und beide hat die gleiche Krankheit heimgesucht. Ich muss erstmal das Internetcafe verlassen um mich wieder zu sammeln.

Danach bring ich nur noch das Notwendigste auf den Weg und zieh mich für den Rest des Tages in mein Hotelzimmer zurück. Für mich ist der Tag gelaufen und die Freude an der Reise erhält einen gewaltigen Dämpfer, denn dadurch kann ich nicht von Joe Abschied nehmen.
Auch jetzt, obwohl ich dies Wochen später schreib, hab ich wieder den gleichen den Kloß im Hals wie beim Erhalt der Nachricht.

05.04.2010 Ostermontag

Heute scheint kein Feiertag mehr zu sein, denn alle Geschäfte haben wieder geöffnet und die Straßen sind – nein, nicht belebt, aber nicht mehr ganz so ausgestorben. Neun Stunden hock ich heute im Internetcafe. Unterhalte mich via Skype stundenlang mit meinen Schatz, dann erstmals mit dem Sohn (nicht stundenlang, Männer fassen sich kurz) und schließlich auch noch mit der Tochter.
Nach über 6 Stunden Geräusch aus meiner Ecke – ich bin heute alleiniger Nutzer – schaut das Personal zuerst ganz irritiert als ich plötzlich stumm bleib. Doch nach diesem Gesprächsmarathon hab ich keine Lust mehr zu Selbstgesprächen während ich noch etwas Online stelle und Bilder hochlade. Als ich aus dem Internetcafe raus komme, hab ich eiskalte Füsse durch den Kachelboden, obwohl es im Raum mit 24 Grad doch warm gewesen sein sollte, aber auch der Rücken ist kühl. So genieß ich die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages um sehr mehr, als ich mich auf den langen Weg zum Hotel aufmache. Aber die Trauer in mir kann auch der Sonnenschein nicht weg strahlen.

20. Parque Natural Barranca del Cobre