Es wird fast 12 Uhr bis wir in Xela starten, denn durch den langen Aufenthalt hab ich nach und nach soviel von meinem Gerödel auf’s Zimmer geschleift das die normale Packroutine einfach nicht funktioniert. Danach hab ich die übliche Schwierigkeit in der richtigen Richtung aus der Stadt zu finden und anschließend schlag ich den Weg zur Küste ein. Das bemerk ich aber recht schnell und wende.
Die Kawa klettert nach der Reinigungsprozedur wie eine Bergziege die Straße hoch. Von dem Zusatzgewicht ist überhaupt nichts zu spüren. Heather ist ja auch ein Dürrständer wie Twiggy in ihren dünnsten Zeiten und ihr Rucksack recht winzig. Viele Frauen schleifen größere Handtaschen mit.
Heute ist es noch kühler und bewölkter als auf der Hinfahrt nach Xela. Die Nebelzone beginnt früh und zieht sich lang hin. Gottverdammt kalt ist es in dieser Suppe. Ich bin heilfroh als ich endlich die Panamericana verlassen kann, weil es dann zum See hin stetig bergab geht. Trotzdem kommt die Sonne erst kurz vor Sololá wieder so richtig durch.
Von Sololá nach Panajachel geht es in steilen Serpentinen den Berg runter. Man sieht immer noch gut die Spuren der Bergrutsche, die vor ein paar Monaten – zusammen mit der vom Rio Panajachel weggespülten Brücken – Panajachel für etliche Tage komplett von der Außenwelt absgeschnitten haben.
In Panajachel hat Heather dann Mühe mich zur Circus Bar – die gehört unserer Gastgeberin Regina – zu dirigieren, denn dort sollen wir die Hausschlüssel abholen. Vom Soziussitz aus ist das halt doch etwas anderes als als Fußgänger, denn für die haben die Einbahnstraßen ja keine Bedeutung …
Nach etlichen Nachfragen schaffen wir es doch, aber Regina ist nicht dort, sondern daheim. Das Haus finden wir deutlich schneller, wir beziehen Quartier in Reginas Schlafzimmer die solange bei ihrer Tochter Maria nächtigt.
Ebenfalls im Haus wohnt vorübergehend Eva in einem kleinen Appartement. Eva ist eine Freundin von Regina, hat 15 Jahre hier ein Restaurant betrieben und löst grad ihre Wohnung auf. Eigentlich wohnt sie jetzt in Berlin, aber dort ist es ihr jetzt zu kalt.
Nachdem wir das Zimmer bezogen haben, werden wir grad zum späten Mittagessen eingeladen. Schmeckt hervorragend so eine deutsch-gualtemaltekische Hausmannskost. Dank an Regina.
Beim Mittagessen erfahr ich dann auch das Heather Regina über „Couchsurfing“ kennengelernt hat. Wär mir nie in den Sinn gekommen als „Couchsurfer“ durch die Welt zu ziehen, aber als permanent Weltreisender mit sehr, sehr schmalen Budget, eine Möglichkeit, obwohl Couchsurfing eigentlich eine Reiseform ist die auf Gegenseitigkeit beruhen sollte.
Der Tag wird irgendwie verschwätzt, bis Regina in ihr Lokal muß. Wir brechen etwas später dann auch zu einem Stadtbummel auf, gehen aber zuerst mal zu der nur ein paar Schritte entfernten Bootsanlegestelle an den See, dann erst in die Stadt. Vor 20 Uhr wollen wir in der Circus Bar sein, denn dann begint dort ein Live-Konzert, finden sie aber wiedermal nicht. Heather frägt in einem Restaurant nach, ich bleib draußen an der Tür stehen. Zwei der Gäste schauen mich unverwandt an, als ob sie mich kennen würden. Dann steht einer auf und kommt zu mir, ob ich sie nicht wiedererkennen würde ? Zu meiner Schande, nein. Es sind Gerd und Martin die ich in Coban getroffen hab. Die Welt ist ein Dorf und ich werd wohl wirklich alt wenn sogar mein Personengedächnis den Dienst einstellt.
Die Circus Bar ist nur ein paar Schritte entfernt. Wir angeln uns einen Tisch direkt vor der „Bühne“, d.h. die ist so winzig das garnicht alle Musiker drauf Platz haben, bestellen uns eine hervorragend schmeckende Pizza und genießen ein wirklich tolles Konzert einheimischer Musiker. Schade das Regina heute nicht mitspielen kann, aber wir erleben sie mit ihrem Saxophon ein paar Tage später.
Nach dem Konzert schlendern wir noch etwas durch die Stadt. Hier merkt man deutlich den Einfluß des Tourismus. Die Bürgersteige sind noch nicht vollständig hochgeklappt. Zwar hält sich das Leben in Grenzen, aber es sind nicht nur Touristen unterwegs, sondern die Einheimischen überwiegen.
Nach dem Morgenkaffee streunern Heather und ich heute (26.01.) erst etwas über den Markt von Panajachel, genehmigen uns bei MyDonats ein verspätetes Frühstück und beschließen dann mit dem Bus nach Solola zu fahren.
Um zum Bus zu kommen müssen wir quer durch die Stadt, aber beeilen brauchen wir uns nicht, denn es gibt keinen Fahrplan, sondern der Fahrer fährt los wenn er meint der Bus sei voll genug und der nächste steht eh schon hintendran und hofft das der Andere möglichst bald losfährt.
Die Fahrt mit so einem Chickenbus ist ein echtes Erlebnis. Die Busse sind uralte, ausgemusterte US-amerikanische oder kanadische Schulbusse. Der Sitzreihenabstand ist dementsprechend für Kinder ausgelegt. In jede Sitzreihe quetschen sich mindestens drei erwachsene Personen, d.h. der Mittelgang ist dicht. Das ist praktisch, denn so verhindert der Nachbar auf der anderen Sitzreihe das Runterrutschen vom Sitz in engen Kurven.
Jeder Bus ist vom Fahrer individuell ausgestaltet. Besonders wichtig sind dabei Autoradio/CD-Player und der entsprechende Verstärker, aber noch viel wichtiger sind die Heiligenbilder und -figuren, die den Fahrer vor den Gefahren das Altags – versagende Bremsen, das jemand entgegenkommt wenn man selbst auf der falschen Fahrbahn ist etc. – schützen. Selbstverständlich haben die meisten Busse auch einen Namen, oder das Bild der Ehefrau/Geliebten ist mit knallroten Herzchen verziert an der Frontscheibe angeklebt.
Ganz wichtig ist der Beifahrer. Dieser ruft nicht nur an jeder Haltestelle das Fahrziel aus, sondern muß auch wissen wer wo zugestiegen ist und wo wieder raus will, muß in Windeseile das Gepäck auf dem Dach verstauen und das Richtige in die richtigen Hände wieder runtergeben. Darüberhinaus kassiert er das Fahrgeld. Natürlich während der Fahrt. Dazu schlängelt er sich akrobatisch durch den rappelvollen Bus. Natürlich muß er auch als erster wieder draußen sein wenn der Bus hält ….
Backpacker die in solchen Bussen durch die Lande reisen kommen im wahrsten Sinne des Wortes in Kontakt mit den Einheimischen und das sogar hautnah. Den ganzen Tag in solchen Teilen durch die Gegend fahren dürfte recht anstrengend sein und reichlich blaue Flecken erzeugen. Da lob ich mir doch mein Mopped, selbst wenn ich am Abend gerädert runter kletter.
Doch die kurze Fahrt nach Solola hat Spaß gemacht und ist mit 3 Quezal spottbillig.
Solola ist größer als Panajachel, hat so gut wie keinen Tourismus und ist, obwohl nur 500 Meter höher, deutlich kühler. Der Markt ist direkt beim Busterminal und so waren wir nach dem Aussteigen sofort in den Farben, Gerüchen und Getümmel.
Den ganzen Nachmittag treiben wir uns in Solola rum, suchen auch nach einem schönen Aussichtspunkt auf den See, werden aber leider nicht fündig. Als wir wieder „daheim“ sind, verrät uns Renate das es solche durchaus gibt, aber nicht wo. Dummerweise fragen wir auch nicht nach.
Am Abend erfolgt wieder der obligatorische Stadtbummel. Zum Abendessen landen wir dann in einem Lokal das zwar sehr hübsch eingerichtet ist und da es im ersten Stock liegt von seinem Balkon aus einen schönen Blick auf die Promenadenmeile bietet, aber wir sind die einzigen Gäste. nachdem das Essen serviert ist, wissen wir auch warum. Die Suppe die ich bestellt hab ist zwar einigermaßen akzeptabel, aber das Desayuno das Heather serviert bekommt ist einfach eine Frechheit. Demgemäß regt sie sich auch drüber auf, denn es entschuldigt natürlich nicht das ein Desayuno eigentlich ein Frühstück ist.
Irgendwie gehen die Vormittage immer ziemlich schnell rum, oder bleiben wir zu lang liegen oder dauert das Kaffeetrinken so lang, denn obwohl wir heute (27.01.) einen Tagesausflug entlang des Westufers des Sees machen wollen, ist es schon fast Mittag bis wir endlich starten.
Tagesziel ist Santiago Atitlan, neben Panajachel die größte Ansiedlung am See, fest in der Hand der Tzutuhil-Mayas und praktisch ohne Tourismus.
Zunächst geht es wieder steil die Berge hoch nach San Andres Semetabaj, dann weiter nach Godinez. Zwischendurch hat man eine wunderschöne Aussicht auf den gesamten See, doch trotz Weitwinkelobjektiv bekommt man das Ganze nur als Panoramafoto auf ein Bild.
Weiter geht es nach San Lucas Toliman. Dort fahr ich an das Seeufer, in der Hoffnung eine Cocina mit Seeblick und preiswertem Essen zu finden, denn wir haben nicht Gefrühstückt. Es gibt tatsächlich eine, doch die Portion ist winzig und das Fleisch zäh, zudem wird uns ein Touristenpreis abgeknöpft. Selbst Schuld wenn man vorher nicht frägt. Doch Heather mosert, dies sei das schlechteste und teuerste Frühstück gewesen das sie je gegessen habe – ich denke an gestern Abend -, ich hätte an der Plaza halten sollen, dort hätte es mehrere Stände zur Auswahl gegeben ….
Von San Lucas Toliman sollte es eigentlich nach Santiago Atitlan gehen, doch ich finde keinen Wegweiser und die beiden Straßenkarten die ich hab wiedersprechen sich. Bei der im Reiseführer zweigt die Straße in der Stadt ab, bei der Straßenkarte erst nach San Lucas Toliman. Ich geh davon aus das die Straßenkarte recht hat.
Nach einigen Kilometern taucht rechterhand auch die Großmolkerei auf von der Eva gesprochen hat und deren Laden einen Besuch abzustatten sie uns ans Herz gelegt hat. Dort soll es einen hervorragenden Kaffee und sehr gutes Eis geben. Also Anker schmeißen und rein in den Laden. Der ist so klinisch rein und in keinster Weise guatemaltekisch, das Heather meint in einem Laden in der USA zu stehen, dabei versteht sich die Molkerei in italienischer Tradition. Das Eis hat allerdings nichts mit Gelati gemeinsam, sondern ist eher Softeis, in riesigen Portionen und recht preiswert.
Da ich die Molkerei gefunden hab, glaub ich richtig zu sein und fahr weiter. Merkwürdigerweise wird die Gegend flach. Die Straße führt doch nicht hinten um den Vulkan herum, sondern an der Seeseite, aber egal, weiter.
Es wird immer wärmer, um nicht zu sagen heiß. 34 Grad hatten wir in Xela und Panajachel nie. Links und rechts der Straße gibt es schöne Pflanzen und links auch eine uniformierte, die aus lauter Langweile die wenigen entgegenkommenden Autos anhält und kontrolliert.
Wir landen schließlich in Patutul, einer Stadt zu der ich heute garnicht hinwollte. Aber da wir schonmal da sind machen wir einen Stadt- und Marktbummel.
Da ich Patutul gelandet bin, muß die Straßenkarte im Reiseführer wohl doch richtig sein. Also alles wieder zurück. Der Vorwärtsdrang wird jedoch kurz von dieser uniformierten Pflanze gestopt. Er will die Papiere von mir und Heather sehen. Ich drück ihm meine echten Fälschungen in die Hand. Er kann damit sichtlich überhaupt nichts anfangen und ist deshalb froh als er Heathers Paß in die Hände bekommt. Sowas hat er wohl schon mal gesehen.
Heather hingegen ist heilfroh ihn wieder zu bekommen. Ihr Kambodscha-Trauma – dort hat die Polizei ihren Paß beschlagnahmt und dann auf dem Schwarzmarkt verkauft – wirkt nach. Doch da der Polizist alleine war hätte er ihren Paß nie und nimmer behalten können. Trotzdem rate ich ihr, von ihrem Führerschein eine echte Fälschung zu machen und zukünftig nur diese vor zu zeigen. Falls die Polizei trotzdem den Paß sehen will, kann man immer behaupten der liegt im Hotel und sie müßen halt mitkommen. Das dürfte den meisten eh zuviel Aufwand sein.
In San Lucas Toliman ist kein Wegweiser nach Santiago Atitlan zu finden, aber ich fahr nach Himmelsrichtung und das klappt. Die Straße ist ein kurviges auf und ab, es scheint Feierabend zu sein, denn viele Fußgänger, Fahrradfahrer und mit Menschen übervolle PickUps sind unterwegs.
Am Straßenrand stehen große Säcke die verwogen werden. Wahrscheinlich ist die Kaffeernte in Gange, denn ich erkenne Kaffeepflanzen. Die Pflanzungen sind aber nicht so schön wie in der Gegend von Coban.
Durch meinen ungeplanten Ausflug nach Patutul sind wir schon etwas spät dran, denn der Abenddunst legt sich schon über den See, ist aber wunderschön anzusehen.
Santiago Atitlan liegt hoch über dem See, die Ortstraßen führen steil hinauf. Die erste Ortsbesichtigung vom Moppedsattel aus zeigt das ein Stadtbummel zu Fuß lohnenswert ist. Allerdings ist es nicht leicht für das Mopped einen Parkplatz zu finden, denn an der Plaza ist alles zugeparkt und in den engen Gassen ist meistens Parkverbot.
Zu einem Bummel unten am See – dort ist auch ein kleiner Hafen – reicht die Zeit leider nicht mehr, denn die Sonne verschwindet bereits hinter dem Vulkan und es beginnt zu Dämmern.
Auf der Heimfahrt muß ganz schön am Kabel ziehen, denn der Dunst wird in den höheren Lagen allmählich zu Nebel und die hereinbrechende Dunkelheit läßt sich auch nicht aufhalten.
Obwohl ich wie eine gesenkte Sau fahre, schaff ich es nicht. Kurz hinter San Andres Semetabaj ist es stockdunkel. Ausgerechnet da wo sich die Straße in steilen Serpentinen nach Panajachel hinunter windet. Aber ich hab Glück. Ich kann mich hinter einen kleinlaster klemmen der sich offenbar auskennt und eine recht flotte Fahrt abliefert, mir aber das ungebremste Überfliegen von Tumolos (in Mexico heisen sie Topes) erspart.
Es ist etwa 19 Uhr als ich das Motorrad park. Vom Mittagessen ist noch etwas da, wir müssen zum Abendessen deshalb nicht in die Stadt. Heather hat eh keine Lust dazu, denn sie hat Zahnschmerzen, also zieh ich nach dem Essen alleine los.
Gegen 22 Uhr mach ich mich auf den Heimweg, komm an der Kuchenfrau – eine Instutition in Panajachel – vorbei und kauf fünf Stück Kuchen. Banane, Erdbeer, Apfel.
Heather liegt im Bett, die Anderen sind alle im Wohnzimmer und können allesamt der Versuchung nicht wiederstehen. Der Kuchen überlebt den Abend nicht.
Am nächsten Morgen (28.01.) muß ich Heather wecken, damit sie noch am Vormittag zum Zahnarzt kommt. Obwohl vollgestopt mit Schmerztabletten, hat sie die ganze Nacht gejammert und ist erst am Morgen eingeschlafen. Dementsprechend gerädert wankt sie davon. Gegen 13 Uhr kommt sie unverrichteter Dinge wieder.
Sie war bei zwei (englisch sprechenden) Zahnärzten. Der erste sagte ihr, ihr Milchzahn – so einen hatte sie noch – müßte gezogen werden und der Zahn dahinter bräuchte eine Wurzelbehandlung. Dann würde er eine Krone drüber machen und das Ganze würde 650 Quetzal kosten. Auf ihre Nachfrage ob es denn nicht billiger ginge, sagte er klar, mit einer Füllung. Dann kostet die Behandlung 150 Quetzal. Da er ihr zuerst den höheren Preis genannt hatte, hatte sie kein Vertrauen und ging zum Anderen. Der machte eine Röntgenaufnahme, meinte der Milchzahn müsse raus da er gebrochen sei, hat heute aber keine Zeit mehr für eine Behandlung, erst am Montag wieder.
So kam sie zurück mit einem „Rezept“ des ersten Zahnarztes über Antibiotika und Schmerzmittel. Vom Arzt hatte sie den Namen einer preisgünstigen Apotheke erhalten und ließ sich von Eva erklären wo die zu finden ist. Da ich versprochen hatte für Samstag Gulasch zu kochen, ließ ich mir von Eva auch gleich erklären wo ich da am besten einkaufe. Im Markt und sie beschrieb mir den Metzgerstand wo ich das beste Fleisch bekomme.
Also zogen wir los. Erstmal zum Markt um Fleisch, Paprika, Tomaten etc. für das Gulasch zu kaufen. Lediglich Sahne bekamen wir nicht, da der Stand geschlossen war und erst am Montag mit frischer Ware wieder aufmachen würde, so wurde uns erklärt. Also auf zur Apotheke. Auf dem Weg dahin liefen wir dem zweiten Zahnarzt in die Arme. Wie es ihr denn gehe und ob die Schmerzen stärker werden wenn sie liegt. Aber Hola, und wie. Dann hätte sie eine Entzündung und solle die Antibiotika nehmen
Heather kaufte sich grad so viele Tabletten (die gibt es hier einzeln) das es bis Montag reichen würde und regte sich über die Preise – insbesondere die der Schmerzmittel – auf. Diese seien ja selbst in der USA um Welten billiger. Diese Erfahrung mußte ich mit meinen Blutdrucksenkern auch schon machen ….
In unmittelbarer Nähe der Apotheke entdeckten wir einen Supermarkt. Da bekam ich die noch fehlenden Zutaten zum Gulasch und kaufte mir auch gleich einen Sixpack FVB. „Daheim“ verzog sich Heather ins Bett und ich mich in die Küche um mit dem Kochen an zu fangen. Mußte ja bis um halb acht fertig sein, denn heute Abend spielt Regina beim Konzert in der Circus Bar mit.
Als Regina heimkam um sich für den Abend um zu ziehen, frug sie wo ich das Fleisch gekauft hätte. Auf dem Markt. Das ist ja gut und recht, aber ganz frisch geschlachtet und müßte noch abhängen. Das wird wohl ein bisschen zäh. Recht sollte sie behalten.
Kurz nach halb acht machten wir uns auf zur Circus Bar. Der gute Tisch vom letzten Mal war leider schon besetzt, so sahen wir diesmal die Musiker nur von hinten, aber das tat der Güte des Konzerts keinen Abbruch. Diesmal bestellten wir nur eine kleine Pizza, da Heather so gut wie nichts aß, reichte die allemal zum satt werden.
Nach dem Konzert wollten wir eigentlich heim, kamen aber an der Palapa-Bar vorbei und da spielte eine dreiköpfige Band sehr gut Stücke von Them, den Doors, Eric Burdon etc. Also auf ein Bier können wir doch noch …
Es wurden ein paar Bier mehr, die winzige Tanzfläche immer voller und die Stimmung immer besser. Doch Punkt ein Uhr wurde der Band der Saft abgedreht und die Gäste energisch auf die Straße gedrängt. Polizeistunde. Und prompt fuhren mehrere Polizeistreifen durch die Stadt. Wir wussten nicht so recht um zum Schutz der Spätheimkehrer oder um den säumigen Wirten eine Strafe auf zu brummen. Am nächsten Tag erklärte uns Regina das letzteres der Fall wär und deshalb die Gäste so rigoros auf die Straße gesetzt würden.
Am Samstag Morgen (29.01.) jammerte Heather allen unentwegt die Ohren voll wegen ihrer Zahnschmerzen. Es wurde ihr geraten zum ersten Zahnarzt zu gehen, denn der behandelt auch am Samstag. Doch das wollte sie nicht. Das allgemeine Mitleid hielt sich daher stark in Grenzen.
Nach dem Morgenkaffee machte ich mich auf zu einem Spaziergang nach Santa Catarina. Liegt grad auf der anderen Seite des Rio Panajachel, soll sehr ursprünglich sein und unbedingt zu besichtigen sagten Regina und Eva übereinstimmend.
Heute ist es ungewohnt heiß (30 Grad) und mit relativ guter Fernsicht. Deshalb müssen von der Seepromenade aus – dort war ich bisher noch nie – nochmal ein paar Bilder vom See in Bitmustern abgelegt werden.
Da der Rio Panajachel alle Brücken weggerissen hat muß ich ein ganzes Stück den Fluß hoch bis ich zu einer Behelfsfußgängerbrücke komme. Kaum vorstellbar das dieses Rinnsal von Fluß das ganze Bett zu füllen vermag und solche Schäden anrichtet.
Der Weg ist weiter als ich gedacht hab und da ich um 13 Uhr wieder zurück sein muß um das Essen fertig zu machen, bleibt mir keine Zeit um durch Santa Catarina zu streifen. Deshalb geh ich gleich zum Seeufer, denn dort kann man zu Fuß durch den Fluß zurück.
Am Seeufer haben die Einwohner von Santa Catarina ihren „Freizeitpark“ und machen auch heute reichlich Gebrauch davon.
Nach durchwaten der vielen mehr oder weniger großen Rinnsale in die sich der Fluß an der Mündung geteilt hat, geh ich wieder über die Promenade zurück. Hier reiht sich Artesaniashop an Artesaniashop und Palaparestaurant an Palaparestaurant, doch im Vergleich zur Touristenmeile in der Stadt ist hier tote Hose.
Ziemlich pünktlich bin ich zurück um das Essen fertig zu machen. Eva macht noch Salat dazu. Das Fleisch ist tatsächlich etwas „bißfest“ doch ansonsten mundet es allen. Selbst Eva mit fünfzehn Jahren Restauranterfahrung frägt wie ich das Gulasch gemacht hab.
Mit schwätzen, Küche aufräumen etc. geht der Nachmittag rum. Heather hat sich mit Schmerzmitteln vollgepumpt und wieder ins Bett verzogen. Ich geh noch auf ein FVB in die Stadt. Für einen Samstag Abend ist es verdammt ruhig. In der Palapa Bar sind mit mir heute grad mal vier Gäste. Da war das gestern Abend doch ganz anders.
Mit einem der Gäste komm ich ins Gespräch. Es ist ein älterer Amerikaner (klar, viel andere Nationalitäten scheint es hier nicht zu geben), der ganz interessiert ist als er erfährt das ich mit einer KLR unterwegs bin. Er hätte auch eine, allerdings ein etwas älteres Baujahr. Wenn ich auf dem Rückweg wieder hier vorbei komm wär er am Kauf meiner KLR zu einem vernünftigen Preis interessiert. Er läßt sich allerdings nicht entlocken was er für einen vernünftigen Preis hält.
Er gibt mir seine email-Adresse über die ich mit ihm Kontakt aufnehmen kann. Mal sehn, ich weis im Moment selbst noch nicht so recht was ich mit dem Mopped machen soll. Wenn verkaufen, dann am besten in Mexico, denn dann kann ich noch alles abfahren was ich will und nach Cancun zum Flughafen komm ich auch problemlos ohne Motorrad. Aber erstmal will ich damit ja noch weiter nach Süden.
Es wird höchste Zeit wiedermal auf’s Mopped zu kommen deshalb will ich (30.01) einen Tagesausflug entlang des Ostufers nach San Pedro La Laguna machen. Trotz ihrer Zahnschmerzen kommt Heather mit und versieht sich als Reiseproviant mit ihrem gesamten Schmerzmittelvorrat.
Über Sololá geht es nach San José Chacayá und von dort soll es nach Santa Lucía Utatlán gehen. Durch Nachfragen finden wir in San Jose den richtigen Ortsausgang, die Teerstraße geht in gröberen Schotter über und nach etlichen Kilometern Piste landen wir auf der Panamericana. Also wohl die Abzweigung übersehen und alles wieder zurück. Beschildert ist Nichts. Also Versuch und Irrtum und Einheimische befragen. Wir fahren so die verschiedensten, teils sehr abenteuerliche Pisten lang und werden immer wieder zurückgeschickt, doch nie auf den richtigen Weg.
Nach über einer Stunde Irrfahrt geb ich auf. Jetzt fahr ich halt doch via Panamericana nach Santa Lucia Utatlan.
Von dort geht es von ca. 1900 Metern sehr steil auf ca. 800 Meter zum See runter. Insassen in Chickenbussen soll es auf dieser Strecke häufiger Schlecht werden. Angesichts des Blicks in die Tiefe und der Fahrweise der Busfahrer kann ich mir das sehr gut vorstellen. Mir ging das in so einem Bus sicher auch nicht anders und deshalb bin ich froh selbst die Bremspunkte und Geschwindigkeit bestimmen zu können. Außerdem weiß ich das meine Bremsen an der KLR funktionieren. Bei einem dieser schrottigen Busse ???
Schade das ich die Piste nach Santa Lucia nicht gefunden hab, denn von dieser soll man auch mehrere schöne Aussichten auf den See haben hat mir Eva gesagt.
Wir fahren bis nach San Pedro. Hier hat Heather schon mal ein paar Tage gewohnt und kennt sich daher aus. Wir steuern ein ihr bekanntes Kaffee an und holen erst mal das Frühstück nach.
San Pedro entwickelt sich zur Konkurrenz von Panajachel. Das Dorf liegt steil am Hang oberhalb des Sees, die Touristenmeile mit Hostels, Restaurants, Sprachschulen etc. hauptsächlich unten am Seeufer.
Nach dem verspäteten Frühstück machen wir eine Stadtbeschtigung vom Motorrad aus. Es wär mir viel zu anstrengend in Motorradkluft die steilen Gäßchen hoch und runter zu laufen. Es ist mit dem Motorrad schon schwierig genug die engen Gassen lang zu kommen. Insgesamt macht San Pedro (noch) einen „heimligeren“ Eindruck als Panajachel.
Auf dem Rückweg machen wir halt am Seeufer von San Juan. Jahrelang fiel der Wasserstand des Sees kontinuierlich und so wurden auf dem frei werdendem Uferbereich Felder angelegt und natürlich auch gebaut. Seit dem Tropensturm Stan ist der Wasserspiegel wieder gestiegen. Hier im Uferbereich von San Juan sieht man die Folgen besonders deutlich.
Von San Juan geht es denn Berg hoch nach Santa Clara. Bei der Hinfahrt sind wir quasi an diesem Städtchen vorbei gerauscht, jetzt land wir mitten drin und was wir sehen veranlaßt wieder zu einem Stadtbummel.
Nach Santa Clara scheinen sich sehr selten Touristen zu verirren. So erscheint uns jedenfalls die Reaktion der Leute auf unser Erscheinen und unsere neugierigen Blicke. Die Menschen sind distanziert freundlich.
Oberhalb von Santa Clara hat man nochmals einen schönen Blick auf San Pedro und San Juan.
Wiedermal ist es später geworden als beabsichtigt. Jeden Meter den wir an Höhe gewinnen verlieren wir an Wärme, d.h. es wird sehr frisch und als auf der Panamericana Nebel aufzieht sogar saukalt.
Bei grad untergehender Sonne laufen wir wieder in dem noch gemütlich warmen (25 Grad) Panajachel ein.
(31.01.) Heute soll Heather endlich ihre Zahnschmerzen los werden. Das wird höchste Zeit, denn so gemütlich und angenehm es bei Regina ist, mir kribbelt’s in der Gashand, bin ich doch schon wieder viel zu lange an einem Ort. Ich bin am Schlafsack und Thermarest-Matte packen, denn am Mittag will ich losfahren, ob Heather dazu in der Lage ist oder nicht. Ich hab schon lange ein schlechtes Gewissen Reginas Schlafzimmer so lange zu blockieren, aber diese redet mir zu zu warten bis Heather reisen kann.
Gegen Mittag kommt Heather wieder vom Zahnarzt zurück, der Zahn ist draußen, sie legt sich erst mal hin und will etwas später zum Einkaufen, denn sie hat versprochen heute zu kochen.Gegen eins geht sie los, kommt aber schon nach einer Viertelstunde unverrichteter Dinge wieder zurück, denn sie fühlt sich dazu nicht in der Lage. Also geh ich geschwind in den Supermarkt. Allerdings ist „geschwind“ relativ. Hackfleisch haben sie zwar und da kann man immer was draus und dazu machen …. wenn man in einem deutschen Supermarkt einkauft. Hier erweist sich das als Schwieriger als gedacht.
Schließlich werd ich doch fündig, war aber solang unterwegs das das Essen für Regina nicht rechtzeitig fertig wird, denn sie hat um halb vier einen Termin.
Mit Küche aufräumen, abwaschen und schwätzen geht der Rest des Tages rum.
(01.02.) Die Zahnschmerzen sind immer noch nicht weg. Heather wetzt daher nochmal zum Zahnarzt. Der erste Zahnarzt hat mit seiner Diagnose recht gehabt. Als sie zurückkommt berichtet sie nämlich von einer Zahnwurzelbehandlung des Zahns hinter dem gezogenen. Morgen muß sie nochmal hin um eine Füllung machen zu lassen. Mist, hatte ich doch gehofft wenigstens heute schon abfahren zu können.
Am Nachmittag fahren wir nochmal nach Solola um eine Gitarrenhülle für Marias neue Gitarre zu kaufen. In Panajachel wurden wir zwar im Prinzip schon fündig, doch hat Solola ein paar Musikgeschäfte mehr. Entweder finden wir noch eine Bessere, oder die selbe in Solola preiswerter. Doch Fehlanzeige auf ganzer Linie. Heathers in Asien geschultes Verhandlungsgeschick fruchtet hier Nichts. Also wieder nach Panajachel und dort haben wir für Nachverhandlungen jetzt natürlich schlechte Karten …
Am Abend gehen wir alle zur Bootsanlegestelle um den Sonnenuntergang zu bewundern. Doch die Wolken machen uns einen Strich durch die Rechnung, denn der soll sonst viel schöner sein.
Milchzahn ziehen, eine Wurzelbehandlung und Krone für 65 €, und die gute Frau lehnt ab? Die hatte wohl noch nie richtige Zahnschmerzen? Leiden soll sie, leiden soll sie! 🙂