Während ich zusammenpacke ist Heather beim Zahnarzt und läßt die Füllung machen. Seltsamerweise ist sie zurück bevor ich mit dem Packen fertig bin. Hab meine Tätigkeit wohl doch zu oft für ein Schwätzchen mit Eva unterbrochen, dabei wollte diese auch schon längst aus dem Haus sein ….
Gegen halb zwölf ist alles startklar und wir verabschieden uns von Eva. Von Regina haben wir uns schon am Morgen verabschiedet und für ihre Gastfreundschaft bedankt. Trotzdem möcht ich an dieser Stelle Regina nochmals danken.
Über Patutul geht es nach Cocales und dort auf die CA2 Richtung Grenze. Heather motzt das wir die Strecke bis Patutul ja schon mal gefahren sind. Stimmt. Ich wollte eigentlich ja auch die Piste zur CA2 fahren, aber Eva sagte mir, daß diese Strecke immer noch wegen einer weggerissenen Brücke unterbrochen ist.
Dafür können wir aber heute nochmal ein gutes Eis genießen und verpassen diesmal auch den Paso Misterioso nicht.
Hier soll die Schwerkraft aufgehoben, bzw. umgekehrt sein, so das Wasser den Berg hinauf fließt. Doch trotz aller Bemühungen gelingt es mir nicht dieses Phänomen tatsächlich zu erleben. Das geopferte, kostbare Wasser läuft an allen Teststellen den Berg runter. Wahrscheinlich hatte der, der den Schalter umlegen muß heute grade Dienstfrei.
In Cocales bieg ich auf die CA2 ab und bin von dem dichten Verkehr unangenehm überrascht. Haufenweise Lastwagen sind unterwegs und obwohl die Straße häufig vierspurig ist, geht es manchmal nur recht quälend voran. Grund ist der Straßenzustand, denn wegen vieler Schlaglöcher auf der rechten Spur wird natürlich links gefahren und oft genug ist auch mal ein Stück Piste zwischen dem Asphalt.
Landschaftlich ist es recht eintönig, dafür mit 35 Grad aber wieder ordentlich warm. Taxisco liegt etwas abseits der CA2 und wird am Abend angefahren um nach einem Hotel zu suchen.
Nach ergebnisloser Suche wird halt nach einem Hotel economico gefragt. Wir stehen grad 20 Meter vom Hotel entfernt, doch mit 150 Quetzal für das Zimmer alles andere als preiswert. Die weitere Suche ist erfolglos und alle Nachfragen verweisen uns an das uns schon bekannte. Scheint hier eine Monopolstellung zu haben, also weiter.
Guazacapan liegt ebenfalls etwas neben der CA2, hat offenbar überhaupt kein Hotel und so frag ich einen Motorradfahrer. Der bedeutet mir ihm zu folgen, fährt zur CA2, diese ein Stück weiter und dann kommt links und rechts der Straße sowas wie ein kleines Gewerbegebiet. Er bringt uns zu einem Hotel das schon auf den ersten Blick zu teuer ist und die Nachfrage bestätigt dies mit 250 Quetzal.
Doch kurz vorher war auf der anderen Straßenseite der Wegweiser zu einer Pension. Nix wie hin. 50 Quetzal ist für das Zimmer grad noch akzeptabel, doch es hat nur ein Doppelbett und dieses ist überdies ziemlich durchgelegen. Heather sagt kategorisch nein. Wir werden an ein Restaurant an der Straße verwiesen, dieses vermiete auch Zimmer und die hätten zwei Betten. So ist es auch, die Zimmer sind zudem recht groß und schön, doch Heather mit 100 Quetzal zu teuer.
Weiter zur nahen Provinzhauptstadt Chiquimula. Auf der Fahrt dorthin wird es dunkel, was die Suche natürlich total vereinfacht. Ich irre durch die Stadt, fahr die eine und die andere Einbahnstraße in der falschen Richtung durch, doch ich find Hotels, auch wenn man teilweise alle 100 Meter erneut nachfragen muß. Doch entweder sind die Hotels ausgebucht, oder in der Preisklasse von 150 Quetzal aufwärts. Heather zieht alle Register ihrer Verhandlungskunst und drückt sogar auf die Tränendrüse, doch vergeblich. Schließlich werden wir an die „Konkurrenz“, einen Block entfernt verwiesen.
Dort bekommen wir ein riesiges Zimmer für 80 Quetzal, dessen Zustand allerdings … na ja.
Heather behauptet, das sei das übelste Zimmer das sie jemals bekommen hat. Ich verweise darauf, daß ihr ja 100 Quetzal zuviel gewesen sind und dank ihr jeder von uns ja jetzt 10 Quetzal (etwa 1 Euro) spart.
Gott sei Dank ist mein dickes Fell ein ordentliches Schutzschild, sonst hätte mich ihr Blick auf der Stelle aus den Latschen kippen lassen.
Am nächsten Morgen (03.02.) finden wir ums Eck ein preisgünstiges Frühstücksrestaurant. Doch für mich sind so früh am Morgen (9:00 Uhr) Rührei, Reis, Bohnen und Tortillias einfach nix. Also geh ich in das Cafe schräg gegenüber. Doch die haben noch keinen Kuchen, sondern servieren ihren Gästen zum Desayuno Rührei, Reis, Bohnen …
Gegen 11 Uhr sind wir an der Grenze. Sofort stürzt eine Schar „Helfer“ auf mich los. Doch die werden radikal abgewimmelt. Die Ausreise aus Guatemala geht ruck zuck, denn um das Importpermiso los zu werden häng ich mich an zwei japanische Motorradreisende. Zoll und „Helfer“ scheinen hier nämlich zusammen zu arbeiten. Als ich am entsprechenden Schalter erschein, ist dieser angeblich geschlossen und ich werd an einen mit einer riesigen Schlange verwiesen. Als die Japaner wenige Minuten später mit ihrem Helfer auftauchen ist der Schalter urplötzlich geöffnet. Also häng ich mich einfach an die Japaner dran und drück der Zöllnerin ebenfalls meine Papiere in die Hand. Nach Erledigung ihrer Arbeit gibt sie alle Papiere an den Helfer und ist ganz erstaunt das dieser meine garnicht haben will.
Auch in El Salvador ist die Einreise bei der Migration in fünf Minuten erledigt und auch beim Zoll sieht die Sache recht gut aus, denn nach kaum zehnminütiger Wartezeit erscheint ein Beamter, sammelt von den Japanern und mir die Papiere ein, erklärt dann er bräuchte eine halbe Stunde um die Papiere fertig zu machen und müßte dann noch das Gepäck kontrollieren.
Doch die halbe Stunde zieht sich und so ist genug Zeit sich zu unterhalten. Die beiden Japaner haben sich in den Staaten zum ersten Mal getroffen und fahren seither immer mal wieder ein Stück zusammen.
Wegen der vielen kurz aufeinanderfolgenden Grenzen in Mittelamerika wollen sie bis Panama gemeinsam fahren. Der kleinere von ihnen kann etwas Spanisch und erledigt weitgehend den bürokratischen Kram, der Andere passt währenddessen auf Motorräder und Gepäck auf.
Nachdem sich die halbe auf fast eine Stunde gedehnt hat, erscheint der Beamte wieder und geht mit uns zu den Motorrädern. Er stellt sich hinter meines, trägt das Kennzeichen in eines der Papiere ein, frägt dann nach Hubraum, Anzahl der Zylinder, Baujahr, Gewicht, ob mit Benzin oder Diesel betrieben, usw.
Als er dann frägt der Standort sei doch Japan, werden wir stutzig. Er hat alle Fahrzeugdaten meiner Kawa in das Papier der japanischen BMW eingetragen. Also alles durchgestrichen und die gleichen Fragen nochmal, diesmal aber an den BMW-Fahrer. Bis alle drei Moppeds so abgefragt sind vergeht eine geraume Zeit und wir braten in der Sonne.
Die anschließende Gepäckkontrolle erschöpft sich zum Glück darin, das jeder nur eine Packtasche öffnen muß, in die dann ein kurzer Blick geworfen wird. Nach dieser Prozedur verdrückt sich der Beamte wieder in seinem Kabuff und bleibt darin für über eine Viertelstunde verschwunden.
Danach taucht er wieder auf, drückt uns die Papiere in die Hand und erklärt hier sei alles kostenlos. Niemand dürfe hier Geld von uns verlangen – es gibt tatsächlich keine Helfer und der Zoll ist recht übersichtlich und die einzelnen Gebäude ordentlich beschildert – ein Beamter würde uns zu einem anderen Gebäude bringen und dort bekämen wir dann das Permiso.
Froh das die Prozedur ihr Ende findet stapfen wir hinter dem Beamten her. Quer über den Hof, um das Gebäude rum und dann rein. Das hätten wir auch allein gefunden. Von den acht Schaltern sind vier besetzt, aber nur drei der Schalter bedienen die Kundschaft. Wir werden zu einem davon geführt an dem nur eine Person wartet, die anderen beiden Schalter müssen sich die zahlreichen Lastwagenfahrer teilen.
Als wir dran sind schieben wir alle drei Papiere über den Schalter. Doch das überfordert wohl den Beamten, denn er gibt verärgert zwei wieder zurück. Bedient wird der lange Japaner und der reist mit Carnet. So etwas hat der Beamte wohl seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen und entsprechend lang ist die Bearbeitungsdauer.
Als er endlich fertig ist und der andere Japaner sein Papier zur Bearbeitung über den Schalter schieben will, lehnt der dahinter ab und es kommt ein Beamter der meint wir sollten ihm folgen. Er bringt uns wieder ins ursprüngliche Gebäude vor den Schalter wo wir herkamen. Wir sind – gelinde gesagt – etwas irritiert und stinkesauer, stehen wir doch jetzt hinter zwei Anderen.
Als ich endlich dran bin, will der Zöllner auch mein gecanceltes Permit von Guatemala sehen. Ich reich es ihm, er wirft einen kurzen Blick drauf und meint dann ich müßte wieder nach Guatemala zurück, denn ich sei nicht ordnungsgemäß ausgereist, das Permit nicht gecancelt.
Ich protestiere heftig, auch der Japaner schaltet sich ein, bestätigt das ich gemeinsam mit ihm ordnungsgemäß das Permit gecancelt hab und reicht auch seines durch den Schalter.
Ein kurzer Blick drauf, auch der Japaner müße zurück, denn auch sein Permit sei nicht gecancelt.
Nur sein Glaskasten rettet den Zöllner davor nicht von zwei Wütendenden gleichzeitig gewürgt und entmannt zu werden.
Wir streiten mit ihm rum, wollen nicht zurück und bestehen drauf er soll bei seinen Kollegen anrufen. Schließlich schiebt er uns die Papiere wieder zu, doch mit der Vorderseite nach unten und siehe da, die von ihm vermißten Stempel sind auf der Rückseite …
Er wird knallrot und entschuldigt sich tausendmal. Ich glaub so schnell wie dann hat er noch nie zwei Permisos ausgestellt. Trotzdem hat die ganze Aus-/Einreiseprozedur fast drei Stunden gedauert.
In El Salvador fahr ich dann grad noch 50 km bis Acajutla. Dies ist eine Hafenstadt und eine dementsprechende hab ich auch erwartet. Aber Abseits vom Hafengebiet ist sie total verschlafen und macht überhaupt nicht den Eindruck einer Stadt. Wir landen beim Strand, der ist mit einfachsten Hütten, „Hotels“ und Restaurants zugebaut. Bei einem dieser „Hotels“ halte ich, frag nach Zimmern und schau sie mir an. Unbeschreibliche Löcher ohne Bad, Dusche und Toilette im Hof in einem erbärmlichen Zustand. 6 Dollar – ist hier die Landeswährung – soll so ein Loch kosten. Dankend lehn ich ab und geh ins „Hotel“ gegenüber. Heather kommt vom Strand zurück und kommt mit zur Zimmerinspektion.
Die Frau die mir die 6 Dollar Löcher angeboten hat managed auch die Lokalität gegenüber, denn sie geht in das Haus und holt die Schlüssel. Die Zimmer sind etwas größer und haben Meersicht, der Zustand entspricht aber dem zuvor gesehenen, ebenso der von Bad und Toilette. 8 Dollar soll so ein Zimmer kosten. Wir lehnen dankend ab. Selbst Heather hat in Anbetracht des Gebotenen keine Lust zum Handeln.
Schließlich finden wir ein Hotel das auch äußerlich diesem Namen gerecht wird. Heather geht rein und kommt wütend zurück. Die Zimmer seien schön, hätten auch getrennte Betten, sollten 10 Dollar kosten und als sie 6 geboten hat sei sie unfreundlich weg geschickt worden.
Schließlich finden wir doch noch ein Hotel und sogar Heather ist hoch zufrieden, denn statt der geforderten 10 Dollar hat sie 5 geboten und den Zuschlag erhalten. Das Zimmer ist zwar sehr klein und hat noch einen weiteren Nachteil, aber in Anbetracht ihres Verhandlungserfolges stört sie das jetzt noch nicht.
In einem kleinen Laden kaufen wir eine große Flasche FVB, lassen uns dazu zwei Becher geben und machen uns auf den Weg zu Strand. Ein voll bepacktes Fahrrad rast an uns vorbei, hinten hängt eine blau weiß rote Fahne dran.
Nachdem das FVB leer getrunken ist, gehen wir weiter am Strand die Reihe der Strandrestaurants ab um uns eventuell eines für das allmählich erforderliche Abendessen aus zu gucken. Sie sind aber alle ohne Gäste, so daß ein Blick auf die Teller nicht möglich ist.
Beim letzten hockt eine Gruppe Frauen und Männer an einem Tisch und sie winken uns zu sich her. Sie sind aus San Salvador und wollen heute Abend noch zurück fahren. Sie laden uns ein an ihrem Tisch Platz zu nehmen, die Fischgerichte in diesem Restaurant seien wirklich sehr gut. Ein Blick auf die Preise der Speisekarte läßt uns aber den Appetit vergehen und wir lehnen dankend ab.
Der Straße zum Hotel folgend kommen wir an einem Comedor vorbei und möchten dort essen. Doch die Küche ist schon geschlossen. Man führt uns zwei Häuser weiter. Wir sind skeptisch, denn wir stehen in einem Wohnzimmer. Doch, doch, wird uns von der Frau mit ihren drei Kindern drin versichert. Sie kocht uns was, wir sollten nur die Treppe runter gehen. Also quer durch’s Wohnzimmer und die Treppe runter. Dort landen wir in einem umzäunten Holzanbau mit überdachter Terrasse und begrüßen einen Mann den ich nun schon zum vierten Mal treffe. Es ist der rasende, radelnde Franzose, dessen genuschelten Namen ich auch heute wieder nicht versteh als er sich Heather vorstellt.
Er hat dort unten unter dem Vordach seine Hängematte aufgehängt und zahlt dafür 1 Dollar, könnte hier auch für 3 Dollar ein Zimmer haben, aber das ist ihm zu teuer und eh für nur eine Nacht überflüssig. Morgen will er zu dem nicht weit entfernten kleinen Dorf Los Cobanos und dort am Strand schlafen.
Nach relativ kurzer Zeit wird uns dreien Essen serviert. Es ist zwar recht einfach – Hühnchen, Reis, Bohnen, etwas Gemüse und Salat -, schmeckt aber gut.
Nach dem Essen unterhalten wir uns noch etwas, bis wir merken das die Frau Feierabend machen will. Wir zahlen – inkl. Getränk 2 Dollar pro Person -, verabschieden uns von dem Franzosen und latschen zum Hotel zurück.
(04.02.) Bei der Suche nach einer Frühstücksmöglichkeit landen wir letztendlich unter der Plastikplane einer Straßenküche. Kaffee gibt es – heiß Wasser und Nescafe -, mehr brauch ich nicht, Heather nimmt das Desayuno des Hauses.
Direkt bei dem Straßenrestaurant ist eine Sammelstelle der Feldarbeiter die mit LKW’s zur Arbeit gefahren werden. Es ist schon erstaunlich zu beobachten, wieviel Leute sich auf so einen Kleinlaster drängeln können.
Nach dem Frühstück geht es auf der CA 2 die Küste entlang. Die Straße schlängelt sich an den Ausläufern des Küstengebirges entlang. Ab und zu kann man einen Ausblick auf den Strand in den Buchten erhaschen. Entweder ist dieser nicht zugänglich, oder es ist ein Urlaubsresort mit Luxushotel und Swimingpools rein gebaut. Nur ganz wenige der Ortschaften liegen in einer Bucht und sind dann entweder vollkommen ohne touristische Infrastruktur, oder Surferparadiese mit dem entsprechend teuren Umfeld. Je näher wir La Libertad kommen, desto größer wird die Hoteldichte und desto höher die Preise. Starteten sie in den „lauschigen“ Surferdörfern bei 20 Dollar, so liegen sie jetzt zwischen 35 und 50 Dollar. Selbst weit Abseits vom Meer wird für ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad 15 Dollar verlangt. Es ist auch alles bevölkert von Amis und das treibt die Preise nach oben. An dieser Küste wird es wohl nichts mit ein paar Tage Strandurlaub.
In La Libertad fahr ich an einer Panaderia vorbei, deren Duft und Auslage mich sofort wenden läßt.
Allerhöchste Zeit das Frühstück nachzuholen ist es ohnehin. Ein Tisch mit drei Stühlen steht auf dem – Ausnahmsweise mal breiten – Bürgersteig vor der Panaderia. Es gibt sogar Kaffee zu dem ausgezeichnet schmeckenden Kuchen. Bevor wir weiter fahren decken wir uns noch mit einer kleinen Auswahl von dem Angebot ein, denn ich muß ja nicht jeden Tag das Frühstück ausfallen lassen.
Auf dem Weg nach La Libertad hab ich haufenweise bayrischen Zweiradschrott im Reiseoutfit überholt und muß zu meiner Schande gestehen, wurde auch – einmal, aber höchstens zweimal – überholt. Mein Gruß wurde nie erwidert, geschweige denn angehalten und dann woher/wohin. An einer Tankstelle in La Libertad stoß ich auf eine ganze Meute dieser Schwuchtelendurofahrer. Keiner von ihnen nimmt Notiz.
Ich krall mir einen von ihnen und Frag nach dem woher/wohin. Sie kommen von einem BMW-Treffen und wollen zurück nach San Salvador. Er selbst hat keine einzige Frage.
Eva hat uns die Leute in Salvador als unfreundlich geschildert, aber so ist es nicht. Sie sind sehr, sehr distanziert – praktisch kein Mensch winkt zurück wenn man winkend vorbei fährt -, aber höflich und freundlich im direkten Kontakt mit ihnen.
Obwohl heute noch nicht viele Kilometer zurück gelegt wurden, ist es doch schon höchste Zeit sich nach einer Bleibe für die Nacht um zu sehen. Das Abklappern der Hotels und die Abstecher zu den Ortschaften am Strand haben erhebliche Zeit gekostet.
Einen Versuch Richtung Meer starte ich noch. Hinter La Libertad führt eine nicht auf der Straßenkarte eingezeichnete, geteerte Straße zur Playa La Zungamera. Ein Bild wie in Acajutla, allerdings vollkommen ohne Hotels. Eigentlich schon auf der Rückfahrt, halte ich vor einem Restaurant und frag nach Cabinas. Es gibt keine, aber die Nachbarin würde Zimmer vermieten, ich soll dort nachfragen. Vom Strand her schleich ich mich bei der Nachbarin an. Die ist ganz erstaunt als ich durch ihren Garten, bzw. Müllhalde, stampfe. Zimmer vermietet sie nicht. Die Restaurantbesitzerin sieht mich ganz erwartungsvoll an als ich zurück komm und ich berichte ihr das Ergebnis. Sie geht selber Nachfragen, kommt aber mit dem gleichen Ergebnis zurück. Sie könnten uns Hängematten im Restaurant aufhängen, aber erst nach 21 Uhr wenn geschlossen ist. Das Motorrad könne ich im Gang abstellen. Nach einigen Diskussionen nehmen wir den Vorschlag an. Allerdings ist es nicht so einfach das Motorrad über die hohe Eingangsschwelle zu bringen, denn die Bodenfreiheit der Kawa ist nicht so berühmt.
Von wegen bis 21 Uhr warten. Sofort werden in einer Hälfte des Restaurants die zwei Tische zur Seite geräumt und die Aktion Hängematten beginnt. Es dauert eine Weile bis sich die Beteiligten über die Befestigungspunkte einig sind und das Probeliegen erfolgreich abgeschlossen ist. Danach gehen wir mit zwei FVB die paar Schritte zum Strand.
Der Herr des Hauses kann etwas Englisch und leistet uns den ganzen Abend Gesellschaft. Überwiegend erzählt Heather in einem Gemisch aus Spanisch und Amerikanisch. Zwischendurch gibt es immer wieder etwas Spanischunterricht. Aber wie schon früher in der Schule, geht der Unterricht an mir vorbei ohne Spuren zu hinterlassen.
Kurz bevor die Küche geschlossen wird bestellen wir das Gericht des Tages und bekommen dann sehr gut schmeckenden Fisch der auch nicht allzuviele Gräten hat.
Heather ist ganz begeistert von der Einfachheit und Ursprünglichkeit des hiesigen Lebens. Doch als wir uns nach dem Abendessen am Strand nochmal etwas die Füße vertreten bekommt ihre Begeisterung einen herben Dämpfer.
Es ist Ebbe und das halbe Dorf rennt so weit wie möglich über den Strand Richtung Meer und kippt da seinen Abfall ab. Das Meer wird ihn schon holen. Bringt aber auch einen nicht geringen Teil davon wieder zurück ….
Um halb zehn ist totale Funkstile und der gesamte Restaurantclan in seinen Zimmern verschwunden. Auch wir verziehen uns in die Hängematten. Allerdings fall ich beim Reinlegen gleich auf der anderen Seite wieder raus. Hab das Teil einfach nicht weit genug geöffnet. Der zweite Versuch gelingt viel besser.
(05.02.) Der nächtliche Schlaf war nicht sehr erholsam. Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig in einer Hängematte zu nächtigen. Außerdem wurde es in der Nacht auch verdammt frisch.
Der Restaurantclan ist schon in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen, wuselt rum und macht Lärm. Bis um 7 Uhr halt ich das aus, dann kletter ich aus der Hängematte. Sofort werden diese losgebunden, Tische und Stühle wieder an Ort und Stelle gestellt. Aha, man erwartet offenbar einen Ansturm von Frühstücksgästen. Dieser bleibt aber in sehr bescheidenem Rahmen und auch wir bestellen nur Kaffee, denn wir verspeisen den Vorrat aus der Panaderia.
Mit vereinten Kräften wird das Motorrad wieder auf die Straße gewuchtet. Dann gezahlt – pro Person 5,50 Dollar für Übernachtung, Abendessen, Cola, Bier und Kaffee, da kann man nicht motzen – und wir verabschieden uns von der Familie.
Es geht wieder auf die CA 2 Richtung La Union. Wegen der brütenden Hitze – fast 40 Grad meldet mein Schlaule – wird Unterwegs in Usulután Station gemacht. Wir brauchen unbedingt was zu trinken und außerdem will Heather ihre restlichen Quetzal in Dollar umtauschen. Wir halten an der Plaza, denn dort sind drei Banken, aber alle geschlossen. Ab auf die andere Seite zum Markt und dort Flüssigkeit gekauft. Für so eine große Stadt sind Plaza und Markt ausgesprochen schäbig. Wir werden angestarrt als kämen wir von einem anderen Planeten. Niemand spricht uns an, lediglich die Bettler kennen diese Zurückhaltung nicht.
Schnell wieder raus aus der Stadt, denn der Fahrtwind – obwohl warm – gefällt dann doch besser.
Landschaftlich ist die Strecke nicht besonders aufregend. Es geht fast topfeben geradeaus. Lediglich kurz hinter Usulutan ragt der Vulkan San Miguel 2100 Meter in den Himmel. Vor La Union geht es etwas bergiger über die Ausläufer des kleineren Vulkans Couchagua (1200 m).
Im Schatten mach ich mal eine Fahrpause, denn die Hitze schlaucht und ich muß unbedingt was trinken.
Da es schon Spätnachmittag ist, frag ich Heather, ob ich bei der nächsten Straßenküche halten soll, denn seit dem sehr frühen Frühstück haben wir nichts mehr gegessen. Nein, sie habe zwar Hunger, es sei aber noch weit vom Notfall entfernt. Die Kilometer ziehen sich in der Hitze, La Union ist wunderbar ausgeschildert, doch wir landen beim niegelnagelneu aussehenden, aber total leeren Hafen, von einer Stadt ist weit und breit nichts zu sehen. Ich halte ein paar Salvadorianer an die da in einem PickUp rumkurven, aber auch sie stehen vor dem selben Rätsel.
Heather ist stinkesauer. Zum einen weil ich angehalten und gefragt hab – einer des Restaurantclans hatte uns eindringlich davor gewarnt Außerorts anzuhalten bzw. sich anhalten zu lassen, denn das sei extrem gefährlich -, zum Anderen weil einer der Insassen uns unentwegt mit seiner Videokamera filmt.
Wir fahren wieder zurück und ich find dann doch noch einen Weg in die Stadt. Man muß halt wiedermal aus der richtigen Richtung kommen …
Beim ersten Hotel an dem wir vorbei kommen halt ich an und frag nach einem Zimmer und dem Preis. 10 Dollar. Heather will das Zimmer sehen und frägt dann ob es auch eines mit Aussicht aufs Meer gibt. Es wird uns eines gezeigt. 20 Dollar. Heather ist wieder stinkesauer. Diesmal über den höheren Preis. Sie hat nicht realisiert das dieses Zimmer Klimaanlage, Fernseher und eigenes Bad hat. Nach der Zimmerbesichtigung schlägt sie sich beim Trepperuntergehen den Kopf an. Vor dem Hotel fängt sie an zu zetern. Schuld sei ich, denn ich wüßte ja das sie Hunger hat und dann nicht mehr recht bei der Sache ist, zudem hätte ich schadenfroh gelacht und dann folgte eine Aufzählung all dessen was ich in den letzten Tagen falsch und ihr zuwider gemacht hätte. Irgendwann ist auch meine Geduld und Toleranz zu Ende. Ich reich ihr ihren Krempel und sag ihr sie soll sich einen Busfahrer suchen. Sie macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet hinter der nächsten Hausecke.
Schade das es so ein Ende genommen hat. Sicher werd ich jetzt ihre Gesellschaft und die guten Gespräche mit ihr etwas vermissen, aber ich hab keine Lust mir von einer Frau der ich einen Gefallen getan hab auch noch Streß machen zu lassen.
Ich hock mich auf die Kawa, lauf die nächste Tankstelle an und fahr dann nach San Miguel weiter. Am Stadtrand find ich ein Hotelzimmer mit Klimaanlage, Fernseher und Bad für 11 Dollar. Statt Fernseher wär mir allerdings WLAN lieber.
Am heutigen Sonntag (06.02.) versuch ich erstmal – mit mäßigem Erfolg – wieder auszuschlafen, denn über die Grenze will ich heute nicht. Zuerst brauch ich Internetzugang um mich über Honduras (Wechselkurse etc.) etwas schlau zu machen und außerdem wird es Zeit wiedermal Mails zu checken, denn seit Panajachel war ich nicht mehr online.
Das Internetcafe zu dem ich vom Hotel aus geschickt wurde ist geschlossen. Nach vergeblicher Suche eines anderen, frag ich einen vorbeiradelnden Jugendlichen. Er bringt mich zu einem, aber auch dies ist geschlossen. Überhaupt macht alles einen sehr hochgeklappten Eindruck.
Der Jugendliche schickt mich dann zu einem nahegelegenen, sehr großen Einkaufszentrum. Aber auch dort werd ich erst nach mehrmaligem Nachfragen fündig. Ist auch ein seltsamer Laden. Im vorderen Teil werden Haarspangen und lauter so Zeugs für die Frau verkauft, hinten um den Tresen rum gelangt man dann zum Internetcafe.
Klar hät ich mich auch in den MacDonalds oder einen seiner Konkurrenten setzen können, aber in so einen Laden geh ich nur im äußersten Notfall.
Im Internetcafe verbring ich fast den ganzen Nachmittag. Danach gehts in den Supermarkt des Einkaufscenters. Dort versorg ich mich mit Verpflegung für den Abend und das Frühstück, sowie ausreichend FVB für einen Blogaktualisierungs-/Fernsehabend.
Ingolf, du hast es schon immer mit den Zöllnern gehabt. Du solltest ein Buch darüber schreiben „Die unnötigen Schranken, die meinen Weg versperren“
Hach…endlich mal wieder eine so schöne Story am limit! 😀