Der Grenzübergang El Amatillo ist nur rund 50 km von San Miguel entfernt. Damit ich von dieser Stadt und El Salvador aber noch etwas sehe, nehm ich nicht die CA 1 (Panamericana) an der ich praktisch „wohne“, sondern fahr via Jocoro etwas übers Land. Dazu muß ich aber den Stadtausgang erstmal finden. Dies verschafft mir automatisch eine Stadtbesichtigung.
Aber weder diese, noch der Landausflug haben sich sonderlich gelohnt. Auch wenn ich dem Land vielleicht unrecht tue, El Salvador bleibt für mich ein Land das man links liegen lassen kann.

Die Ausreise geht unglaublich schnell. Einreisestempel gab es ja nicht, kurze Passkontrolle, Permiso abgeben und das war’s. Trotzdem werd ich bei dem kurzen Halt schon von einer Schar Helfer umringt, die für mich die Einreis in Honduras managen wollen. Ich schick sie unmissverständlich zum Teufel. Das hindert aber nicht daran mich via Handy schon beim Kollegen jenseits der rostigen Grenzbrücke anzukündigen.

Dort werd ich von einem Beamten und einem Helfer in Empfang genommen. Der Helfer wird von mir vollkommen ignoriert, der Beamte zeigt mir wo ich hinfahren und mein Motorrad parken soll. Kaum bin ich abgestiegen und grad den Helm verstaut, kommt ein anderer Beamter, führt mich zu einem etwas abseits stehendem Haus und klopft dort an die Tür. Nach einiger Zeit wird uns geöffnet und wir treten ein. Der Helfer will sich auch noch durch die Tür zwängen, doch die schlag ich ihm vor der Nase zu.

Der Beamte und ich warten bis im Nebenraum eine recht gut aussehend Mitdreißigerin uns ihre Aufmerksamkeit schenkt. Er sagt ihr irgendwas, ich reich ihr meine Papiere, doch sie legt sie zur Seite, denn sie ist noch mit einem Ami und dessen Helfer beschäftigt.
Der Beamte verschwindet aus dem Haus, diese Gelegenheit nützt „mein“ Helfer um durch die Tür zu schlüpfen. Na warte Bürschchen, Du willst es nicht anders, denk ich mir.

Als ich endlich dran komm, drängelt sich der Helfer sofort zum Schreibtisch der Zöllnerin vor. Ich schieb ihn wieder in die zweite Reihe. Von dort aus versucht er dann zu dolmetschen, aber was die Zöllnerin wissen will – weil sie mit dem „Title“ (Kraftfahrzeugschein) nichts anfangen kann – weis ich inzwischen selbst. Es ist immer das Gleiche (Kennzeichen, Fahrgestellnummer, Baujahr etc.) und selbst wenn man den Zöllnern den internationalen Kfz-Schein unter die Nase hält, sind sie nicht in der Lage sich die Angaben daraus selbst zusammen zu suchen.

Säuberlich trägt sie diese Angaben in ein Formular ein, tippt diese anschließend in den Computer und druckt ein weiteres Formular aus. Dann erklärt sie ich müßte von dem ausgedruckten Formular vier Kopien machen, damit zur Bank und dort 36 Dollar zahlen, außerdem müßt ich noch zur Migration. Jetzt schlägt die Stunde des Helfers, denn er weis wo Fotokopiershop, Bank und Migration zu finden sind und rennt voraus. Ich schlendere von Station zu Station ganz gemütlich hinterher.
Bei der Migration hab ich meinen Einreisestempel innerhalb von 5 Minuten, muß dafür aber auch 3 Dollar löhnen. Die Bank hat wegen Mittagspause geschlossen, als heißt es eine halbe Stunde warten. Der Helfer wartet auch, na ja, wenn er nichts besseres zu tun hat.
Fast pünktlich um 13 Uhr öffnet die Bank wieder. Nachdem ich die Dollar über den Tresen geschoben hab tritt der Stempel in Kraft. Original und alle Kopien bekommen einen Stempel verpaßt, die Kopien muß ich sogar noch unterschreiben. Als ich die Bank verlassen will, werd ich von einer weiteren Bankangestellten aufgehalten. Auch sie hat Stempelgewalt und verziert alles noch mit einem Datums- und Belegnummernstempel.

Zurück bei der Zöllnerin, drückt sie dem Helfer alle meine Papiere in die Hand, denn sie brauch noch Kopien vom Paß, dem Einreisestempel, dem Führerschein und dem „Title“. Natürlich auch alles in vierfacher Ausfertigung. Während der Helfer unterwegs ist, wird der Zöllnerin das Mittagessen serviert.
Die Suppe die sie bekommt sieht verdammt lecker aus. Sie entschuldigt sich, das sie während der Arbeit isst, aber ich bin ja froh das sie ihr Büro nicht für eine mehrstündige Mittagspause schließt. Daher gewähr ich ihr das Suppelöffeln großzügig. Mein Ansinnen, die Suppe und den Löffel mit mir zu teilen, lehnt sie leider entschieden ab.

Als der Helfer zurück kommt, bekomm ich meine Papiere und das Permisio und werd entlassen. Der Helfer will unbedingt meine Papiere wieder in die Hände bekommen, aber ich denk nicht dran sie ihm zu geben. Er meint nämlich wir seien noch nicht fertig und führt mich quer über den Platz zu einem anderen Copyshop. Dort werd ich in ein Hinterzimmer mit zwei Computern geführt. Die Bedienung aus dem Laden setzt sich dahinter, tippt irgendwie wild auf den Tasten rum, will wissen wo ich ausreise und will meinen Paß. Wozu ? Ich müßte noch 25 Dollar Straßenbenutzungsgebühr bezahlen. Währenddessen schreibt sie irgendwas auf einen Beleg, auf dem groß das gestempelte Wort cancelar zu lesen ist. Ja halten die mich für total blöd ? Ich verlaß den Laden auf der Stelle und geh zu Motorrad. Der Helfer bleibt mir auf den Fersen. Jammert rum ohne Zahlung der Straßenbenutzungsgebühr würd ich bei der nächsten Polizeikontrolle Schwierigkeiten bekommen und steht hoffnungsvoll da um von mir seinen Lohn zu bekommen.
Den bekommt er auch. Ich geb ihm die Hand, drück seine SEHR kräftig und bedank mich überschwenglich für seine selbstlose Hilfe. Auch dem herbei eilenden selbsternannten Bewacher des Motorrads ergeht es nicht anders. Sie stehen wie begossene Pudel da als ich losfahr.
Insgesamt hat die ganze Prozedur des Landeswechsels rund zwei Stunden gedauert und ist von daher noch als recht flott zu bezeichnen.

Über die Polizeikontrollen auf der Panamerica in Honduras kursieren in den Reiseforen wahre Horrorstories. Alle laufen darauf hinaus das man ordentlich Schmiergeld bezahlen muß um aus den Klauen der „Ordnungshüter“ entlassen zu werden.
Über die Panamericana roll ich jetzt und wenige Kilometer nach der Grenze stehen die ersten Polizisten. Das Zeichen das mir gegeben wird ist für mich kein eindeutiges Halt, deshalb beschließ ich es als Gruß zu interpretieren, wink freundlich zurück und fahr einfach weiter.
Auf den insgesamt etwa 100 Kilometern bis Choluteca, dem heutigen Tagesziel, folgen noch zwei weitere Polizeikontrollen.
Bei der ersten davon ist das Zeichen so eindeutig und die Polizisten stehen mitten auf der Fahrbahn, so daß ich schon einen von ihnen überfahren müßte um die Kontrolle zu ignorieren. Ich halte am Straßenrand und mach mich schon auf ein neues Abenteuer gefaßt, da kommt einer der Polizisten mit ausgestreckter Hand auf mich zu, ergreift meine und begrüßt mich freundlich. Woher und wohin ist seine Frage. Aus Deutschland, nach Panama meine Antwort. Da ergreift er wieder meine Hand, schüttelt sie so kräftig das mir fast der Arm abfällt und wünscht mir dann feliz viaje (glückliche Reise).
Bei der nächsten Polizeikontrolle wird von mir überhaupt keine Notiz genommen. Enttäuschend.

Ebenso enttäuschend ist Choluteca. Es soll die viertgrößte Stadt von Honduras sein, macht aber den Eindruck eines riesigen Dorfes mit zumeist ungeteerten, üblen Buckelpisten, die die Bezeichnung Straße nicht verdienen. Die Hotelsuche erweist sich als Schwierig. Ich irre ziemlich lange durch die Stadt bis ich eines finde wo ich das Mopped im Hof abstellen kann.
Ein riesiger Kasten mit recht abgefuckten Zimmern zu 8$ die Nacht auch nicht gerade preiswert, aber was soll’s. Hauptsache raus aus der Hitze und unter die kühle Dusche. Der anschließende Stadtbummel bringt nichts besonders Interessantes hervor. Immerhin find ich was für’s Abendessen und FVB.
Nachts um 22 Uhr hat es noch warme 33 Grad. Morgen werd ich die restlichen ca. 50 km unter die Räder nehmen und bin dann schon wieder aus Honduras draußen.

Einen Eindruck von dem Land nehm ich vorerst wohl keinen mit. Dies ist wohl der Rückreise vorbehalten, wenn ich ein paar Kilometer mehr in diesem Land unterwegs sein werde.

07.02.2011 Honduras zum Ersten