Die 50 km bis zur Grenze nach sind schnell abgespult, denn es geht im Prinzip topfeben geradeaus. Für den Grenzübertritt in Guasaufe brauch ich rund zweieinhalb Stunden, aber auch der Verläuft weitgehend problemlos. Nur bei der Migration erspart mir der Glaskasten, hinter dem der Grenzer in Sicherheit sitz, wohl einigen Ärger und dem Grenzer ein paar Ohrfeigen.
Zur Sache. Ich schieb meinen Pass über den Tresen, der Grenzer füllt ein paar Papiere aus, knallt den Stempel in den Pass und will dann von mir zwölf Dollar. Ich will von ihm dafür eine Quittung. Die hat er schon ausgestellt. Quittung und Dollars wechseln die Seiten. Doch als ich die Quittung genau anschau, ist diese nur über 2 Dollar ausgestellt. Ich bin stinkesauer und will auf der Stelle 10 Dollar zurück, doch der Grenzer zuckt nur mit den Schultern, schüttelt den Kopf und verzieht sich dann ins angrenzende Büro, weil ich vor dem Schalter Rumpelstilzchen spiele.
Bei der späteren Durchsicht des ganzen Papierkrams stell ich fest, im Pass liegt ein kleiner Zettel, die Touristenkarte. Kosten der Karte 10 Dollar, die Ohrfeigen wären total ungerechtfertigt gewesen ….
Landschaftlich präsentiert sich Nicaragua nicht anders als das soeben verlassene Honduras. Lediglich
in einiger Entfernung reihen sich die Vulkane auf wie auf einer Perlenschnur.
In die erste größeren Stadt – Chinandega – fahr ich rein um eine Bank zu suchen, denn an der Grenze hab ich den Geldwechslern nicht über den Weg getraut, obwohl der gebotene Kurs in Ordnung war.
Die Stadt ist heiß, häßlich und die Marktstraße in die ich gerate ein einziger Stau. Nach einigem Suchen und rumfragen find ich schließlich eine Bank und kann mich dort mit dem notwendigen Kleingeld für die nächsten Tage eindecken. Bei der Rückfahrt zur CA 1 komm ich an einem Motorradteilehändler vorbei und seh im Augenwinkel ein ganzes Gestell voller Reifen. Wenden und zurück sind eins. Der junge Verkäufer versteht kein Englisch und zuckt auch bei meinen Wörterbuchübersetzungen hilflos mit den Schultern. Da sag ich zu ihm, „dann könnt ich Dir das ja auch auf Deutsch sagen, würdest Du auch nicht verstehen“. Ich staun nicht schlecht als ich zur Antwort erhalt „doch, Deutsch versteh ich“.
Seine Mutter stammt aus Deutschland und er ist zweisprachig aufgewachsen ….. peinlich.
Sie haben 17-Zoll Hinterreifen aus koreanischer Fertigung in 130er und 110er Breite. Der 110er ist mir zu schmal, der 130iger mit fast 130 Euro – ohne Montage – entschieden zu teuer. Da muß mein Dunlop halt noch ein paar Kilometer machen.
Tagesziel für heute ist León. Doch zuerst fahr ich von dort die 20 km bis zur Küste weiter. Vielleicht find ich in den beiden direkt nebeneinander liegenden Dörfern Poneloya & Las Penitas eine preiswerte und gemütliche Unterkunft.
Doch da ist wiedermal der Wunsch Vater des Gedankens. Beide Dörfer sind fest in US-Hand, ebenso die meisten Hotels und Hostels. 15 Dollar für ein Bett in einem 4-Bett Dorm, 25 Dollar für ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad. Ja Hallo, wir sind hier im ärmsten Land Mittelamerikas!
Zurück nach Leon. Doch dort sieht die Geschichte anfänglich auch nicht besser aus. 30 Dollar aufwärts ….
Doch dann find ich ein Hotel, zwar etwas weit weg vom Zentrum, mit schönem Zimmer, Ventilator – Leon ist die heißeste Stadt Nicaraguas! -, WLAN und kostenlosem Frühstückskaffee für 12 Dollar und schon sieht die Welt doch wieder besser aus. Leider kann mein Mopped nicht mit auf’s Zimmer, aber schräg gegenüber ist ein bewachter Parkplatz, da wird es die nächsten zwei Tage für 40 Cordobas eingelagert. Es ist schon stockdunkel als ich die KLR endlich auf den Parkplatz fahr.
Leon ist eine alte Kolonialstadt und macht auch heute (09.02.) ihrem Ruf alle Ehre, denn es ist heiß, sehr heiß. Um 10 Uhr meldet mein Schlaule schon 38 Grad. Das hält mich aber nicht davon ab einen Stadtbummel zu machen, denn endlich ist das mal wieder eine Stadt die sehenswert ist und in der reges Leben herrscht.
In der Kathedrale ist ein richtiges Gewimmel mehrerer Reisegruppen mit Führern. Alles mittelalte bis steinalte (überwiegend) Amis. Wo die plötzlich alle herkommen wird mir klar als ich an der Plaza vier große Reisebusse parken seh. Überall in der Altstadt wimmelt es vor Amis und die Andenkenhändler sind glücklich. Nach rund einer Stunde ist der ganze Spuk vorbei.
Als ich am Abend zum Essen in die Innenstadt gehe ist vom Trubel des Tages nicht mehr viel übrig. Die Bürgersteige sind zwar noch nicht restlos hochgeklappt, reges Leben herrscht aber fast ausschließlich nur in den zahlreichen Billiardhallen. Sieht fast nach einem Nationalsport aus.
Der nächste Tag (10.02.) wird hauptsächlich mit Aufräumarbeiten – in den Packtaschen herrscht leichteres Chaos und auch die vielen Papiere von den Grenzübertritten wollen mal geordnet werden -, Tankrucksackreperatur und Motorradcheck (Kette spannen, Öl nachfüllen, Schrauben kontrollieren/nachziehen etc.) verbracht. Natürlich gibt es hin und wieder einen kurzen Ausflug in die Stadt zum Kaffeetrinken, Eisessen, Einkaufen usw.
Auch bei diesen Kurzausflügen komm ich immer wieder an Interessantem und Sehenswertem vorbei.
Bevor ich mich heute (11.02.)Richtung Managua und Granada auf den Weg mach, fahr ich erstmal außerhalb der Stadt zu einer alten spanischen Festung hoch, von der man eine phantastische Aussicht auf die Stadt haben soll. Weder die Festung, noch die Aussicht auf die Stadt sind sonderlich der Bringer, eher schon der Anblick der vielen Vulkane von denen Leon umgeben ist.
Von der Festung geht es wieder zurück zur Stadt, quer durch und dann auf die 12 Richtung Managua. Die ersten dreißig Kilometer ist die Straße in hervorragendem Zustand, dann kommt eine Abzweigung zu den Salinen am Meer und unmittelbar dahinter wird die Straße zu einem üblen Rübenacker.
Eigentlich müßte irgendwann eine Abzweigung zum Lago de Managua kommen, denn an diesem möchte ich langfahren, aber entweder hab ich vor lauter Schüttelei und auf die „Straße“ achten die Abzweigung übersehen oder ich bin auf dem guten Teil der 12 an der Abzweigung vorbei gerauscht, denn der Rübenacker zieht sich über 50 km hin und plötzlich steh ich am Stadtrand von Managua.
Da es noch früh am Tag ist, mach ich mich auf die Suche nach einem neuen Hinterreifen. Nach etlichem Rumfragen bringt mich dann ein Rollerfahrer zu einem kleinen Motorradteilehändler. Der hat etwas passendes, aber sehr grobstolliges auf Lager. Das soll die Kleinigkeit von 1600 Cordoba (etwa 60 Euro) kosten, ist mir aber auf Asphalt viel zu verschleißfreudig. Ich möchte sowas wie den Dauerläufer der jetzt drauf ist, denn der war auf trockener Piste auch durchaus brauchbar. Der Händler telefoniert etwas rum, dann meint er ich solle eine Viertelstunde warten und fährt mit seiner 125er weg. Aus der Viertelstunde wird fast eine Ganze.
Er kommt mit einem Kendo Reifen zurück. Der sieht fast aus wie eine Kopie des jetzt montierten Dunlop Escape. 2200 Cordoba soll der Reifen ohne Montage kosten. Ich handle auf 2000 Cordoba inklusive Montage runter.
Der Händler baut das Hinterrad aus, lädt dieses und den neuen Reifen auf sein Motorrad und fährt wieder weg. Nach einer halben Stunde kommt er wieder, der neue Reifen ist auf der Felge und den alten bringt er auch wieder mit. Den schenk ich ihm, denn mit dem gut 1mm Restprofil wird er sicher nochmal montiert.
Um den Reifen bezahlen zu können muss ich zu einem Geldautomaten. Der Händler lädt mich auf sein Motorrad und dann geht es kreuz und quer durch Managua, doch der angelaufene Geldautomat ist außer Betrieb. Diesmal muß ich nicht rumfragen wo ein anderer ist, sondern mein Fahrer erledigt das. Bei einem Einkaufszentrum kann ich mich dann mit Bargeld versorgen. Nach fast drei Stunden Aufenthalt wühl ich mich mit neuem Hinterreifen durch den Verkehr von Managua und bin nach wenigen Verfahrern tatsächlich unterwegs Richtung Granada.
Von Managua bis Granada ist die Straße vierspurig ausgebaut. Links und rechts davon ist nicht nur üppiger Pflanzenwuchs, sondern hier scheint auch der Wohlstand zu blühen. Hübsche Häuser inmitten gepflegter Gärten und Pflanzungen. Lediglich die Randbebauungen an der Straße bei den wenigen Ortschaften durch die ich komme, sind die übliche Ansammlung von mehr oder weniger gepflegten Werkstätten, Läden jeglicher Art, Restaurants usw.
In Granada lauf ich zu Beginn der Abenddämmerung ein. Das Motorrad park ich an der Plaza und mach mich dann zu Fuß auf Hotelsuche. Wiedermal nicht einfach. Die preiswerteren Hostels sind zumeist ausgebucht, oder das Motorrad kann nicht drinnen parken. Eine Krux der Kolonialstädte mit ihren zum Teil sehr hohen Bürgersteigen. Schlussendlich werd ich nicht weit von der Plaza in dem angenehmen Hotel la Luna fündig (12 Dollar). Es hat eine Küche mit Kühlschrank, aber leider kein Internet.
Am späteren Abend mach ich dann noch einen Bummel durch die bummsvolle Fußgängerzone. Einheimische und ausländische Touristen halten sich in etwa die Waage, bevorzugen aber unterschiedliche Restaurants. Etwas sehr befremdlich – für mein Empfinden sogar ekelhaft – ist, ständig von etwa 10 bis 12 jährigen Jungen angequatscht zu werden, die einen fragen ob man Kokain oder/und ein Mädchen haben möchte.
Hi Ingolf
Liest sich wie ein Krimi, also bitte demnächst weiter schreiben!!!
Herzlichst Fränzi (es bleiben noch 4 1/2!